Tagungsbericht der VdS-Fachgruppe SPEKTROSKOPIE
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winkel µ = cos(�) umgerechnet. Unter Beachtung<br />
<strong>der</strong> Grenzen (µ = 1 auf <strong>der</strong> Sonnenmitte und µ = 0<br />
am Sonnenrand) ist dies ist eine einfache geometrische<br />
Umrechnung. Man wird dabei rasch feststellen,<br />
dass <strong>der</strong> Sonnenrand nicht mit beliebiger Genauigkeit<br />
festgelegt werden kann. Dies liegt u.a. an<br />
<strong>der</strong> Luftunruhe, die Messungen nur bis etwa 2 Bogensekunden<br />
am Sonnenrand zulassen. Nach dieser<br />
Methode sind deshalb nur Aussagen von µ ≈ 0,2 bis<br />
1 möglich. Messungen dieser Art wurden z.B. von<br />
H. Raudenbusch u.a. um 1920 bei verschiedenen<br />
Wellenlängen durchgeführt. Eine Zusammenstellung<br />
findet man bei [4].<br />
Wie in <strong>der</strong> Abb. 6 gezeigt, kann die auf den Austrittswinkel<br />
umgerechnete Intensität durch ein Polynom<br />
2-ten Grades approximiert werden. Die Koeffizienten<br />
dieses Polynoms sind für die weitere<br />
Auswertung wichtig. Die Anwendung eines Polynoms<br />
höherer Ordnung bringt nach [4] keine Vorteile.<br />
Die bis hierher durchzuführenden Rechnungen<br />
sind elementarer Natur gewesen. Die weitere<br />
Auswertung wird nun durch die Anwendung <strong>der</strong><br />
Strahlungstransportgleichung (STG) etwas aufwendiger<br />
aber nicht zu schwierig, wenn man sich auf<br />
den eindimensionalen Fall einer planparallelen Platte<br />
beschränkt. Dies ist bei <strong>der</strong> Sonne gegeben:<br />
S � � �<br />
I � e d�<br />
(STG)<br />
�<br />
Zur Herleitung wird auf [5] verwiesen. Die STG<br />
sieht kompliziert aus, ist aber nichts an<strong>der</strong>es als eine<br />
Gleichung. Die Funktion I(µ) wurde messtechnisch<br />
bei einer Wellenlänge von 600 nm ermittelt<br />
(vgl. Abb. 6). Zu berechnen ist die Funktion S(�),<br />
also die sog. Quellfunktion <strong>der</strong> optischen Tiefe �,<br />
über die zunächst nichts bekannt ist.<br />
Trick 1: stelle S(�) als Polynom 2-ten Grades dar:<br />
/<br />
� ( ) �<br />
( ) �<br />
�<br />
0<br />
� a � a � � � a<br />
S(<br />
� )<br />
�<br />
0<br />
1<br />
2<br />
2<br />
�<br />
Die drei Koeffizienten des Polynoms sind zunächst<br />
unbekannt. Ersetzt man aber S(�) im Integral durch<br />
dieses Polynom, so wird das Integral elementar lösbar<br />
und man erhält als Ergebnis wie<strong>der</strong> ein Polynom<br />
2-ten Grades. Da man nun je ein Polynom 2ten<br />
Grades auf beiden Seiten <strong>der</strong> Gleichung hat,<br />
kann man die unbekannten Koeffizienten des zweiten<br />
Polynoms durch einen Koeffizientenvergleich<br />
ermitteln. Diese gelten natürlich nur für 600 nm.<br />
Eine ausführliche Beschreibung des ganzen Verfahrens<br />
mit weiteren hilfreichen Informationen kann<br />
u.a. [7] und [8] entnommen werden.<br />
Als Ergebnis erhält man nun die Quellfunktion in<br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> optischen Tiefe ���bei 600 nm. Um<br />
24<br />
den Anschluss an die absoluten Intensitäten zu erhalten,<br />
sind die entsprechenden Messwerte <strong>der</strong><br />
Strahlung des Kontinuums auf <strong>der</strong> Sonnenmitte erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Diese Daten können z.B. [6] entnommen<br />
werden. Für 600 nm wurde daraus ein Wert von<br />
32,7 erg cm -2 s -1 cm -1 interpoliert.<br />
Nun folgt sogleich:<br />
Trick 2: setze S(�) = B(���)<br />
Wobei nach [7] gilt:<br />
2<br />
2hc<br />
1<br />
B(<br />
�,<br />
T ) � � 5<br />
� hc<br />
exp( ) �1<br />
�kT<br />
Dies bedeutet nichts an<strong>der</strong>es, als dass die Quellfunktion<br />
<strong>der</strong> Planck-Funktion gleichgesetzt wird.<br />
Dies folgt aus dem Kirchhoffschen Gesetz im Falle<br />
des lokalen thermodynamischen Gleichgewichts<br />
(LTE). Die Planck-Funktion B(���) ist nur von <strong>der</strong><br />
Temperatur T und <strong>der</strong> Wellenlänge � abhängig. Die<br />
Wellenlänge (hier 600 nm) ist bekannt. Durch Auflösung<br />
von B(���) nach T erhält man nun die Temperaturschichtung<br />
als Funktion <strong>der</strong> optischen Tiefe<br />
bei <strong>der</strong> gegebenen Wellenlänge.<br />
Im Rückblick ist die ganze Vorgehensweise eigentlich<br />
mit „mathematischen Bordmitteln“ zu erledigen,<br />
also kein Hexenwerk.<br />
Wie <strong>der</strong> Abb. 7 zu entnehmen ist, steigt die Temperatur<br />
<strong>der</strong> Photosphäre von Außen nach Innen kontinuierlich<br />
an. Gesicherte Aussagen sind allerdings<br />
nur für den Bereich von�� ≈ 0,1 bis etwa � ≈ 1,5<br />
möglich. Alles Weitere ist reine Extrapolation und<br />
messtechnisch so nicht zu belegen. Bei � = 1 wird<br />
das Sonnenlicht schon auf ca. 36 % geschwächt.<br />
Aus tieferen Schichten gelangt praktisch keine<br />
sichtbare Strahlung mehr an die Oberfläche. Die<br />
Grenze nach Außen wird durch die Unruhe <strong>der</strong><br />
Erdatmosphäre bestimmt.<br />
Temperatur<br />
[ K ]<br />
8000<br />
7500<br />
7000<br />
6500<br />
6000<br />
5500<br />
5000<br />
4500<br />
Extrapolation<br />
Messung<br />
4000<br />
0,00 0,01 0,10 1,00 10,00<br />
optische Tiefe ( � )<br />
Abb. 7: Die ermittelte Temperaturschichtung bei 600 nm<br />
Extrapolation