Tagungsbericht der VdS-Fachgruppe SPEKTROSKOPIE
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wurde das Programm vom Verf. ein klein wenig<br />
modifiziert.<br />
Die Abb. 14 zeigt einen Vergleich verschiedener<br />
Modelle. Einige Modelle zeigen einen kontinuierlichen<br />
Temperaturabfall zum Sonnenrand. Bei an<strong>der</strong>en<br />
durchläuft diese Kurve ein Minimum. Allen<br />
Modellen gemeinsam ist ein kontinuierlicher Temperaturanstieg<br />
ab etwa � = 0,001 zum Sonneninneren.<br />
Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass<br />
nur <strong>der</strong> Temperaturverlauf zwischen den schwarzen<br />
Balken messtechnisch (z.B. durch den Mitte-<br />
Rand-Kontrast) von <strong>der</strong> Erde aus ermittelt werden<br />
kann. Hier zeigen alle Modelle auch eine gute<br />
Übereinstimmung.<br />
Vom Verf. wird zur Berechnung meist das Modell<br />
ap00t5777g44377k1asp.dat verwendet [15], das<br />
wohl die z.Z. genaueste Elementhäufigkeit verwendet.<br />
4.2 Linien-Listen<br />
Zur Berechnung von Spektren werden zudem spezifische<br />
Angaben <strong>der</strong> verschiedenen Übergangszustände<br />
<strong>der</strong> Elektronen in den verschiedenen Atomen<br />
benötigt. Diese sog. linelist’s enthalten alle erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Daten wie z.B. Atomart, Ionisierungszustand,<br />
Wellenlänge, Übergangswahrscheinlichkeit<br />
u.v.m. in Form von Tabellen. Die Mutter aller linelist’s<br />
ist vermutlich die Zusammenstellung von Kurucz.<br />
Daneben gibt es weitere Zusammenstellungen<br />
z.B. von O. Gray (luke.lst). Die Angaben in luke.lst<br />
haben den Vorteil, dass hier die Übergangswahrscheinlichkeiten<br />
vieler Linien (die sog. log(gf) –<br />
Werte) aus Beobachtungen von Sonnenspektren<br />
abgeleitet wurden. Gegenüber den Listen von Kurucz<br />
sind hier aber weniger Atome erfasst, dafür<br />
aber zusätzlich viele Moleküllinen, die bei Kurucz<br />
in separaten files abgelegt sind.<br />
4.3 Die Berechnungsprogramme<br />
Die beiden Teile bestehend aus Photosphären-<br />
Modell und Linien-Liste dienen als Eingangsfiles<br />
für die Programme zur Berechnung von Spektren.<br />
Vom Verf. werden zwei Programme verwendet:<br />
� spectrum von O. Gray<br />
� Synthe von Kurucz<br />
Das Programm spectrum ist sehr gut dokumentiert<br />
und sogar unter Windows � lauffähig. Verf. verwendet<br />
aber ausschließlich die Linux-Version. Diese<br />
Anwendung ist problemlos und selbsterklärend.<br />
Ein interessantes Tool ist das mitgelieferte Pro-<br />
28<br />
gramm lines. Hier wird nicht das Spektrum selbst<br />
son<strong>der</strong>n die Äquivalentbreite einzelner Linien berechnet.<br />
Dadurch kann man sich im Vorfeld schon<br />
überlegen, ob die Beobachtung einer bestimmten<br />
Linie überhaupt möglich ist. Als untere Grenze<br />
kann man etwa 1-3 milli-Angström annehmen.<br />
Zum Programm Synthe für PC-Linux gibt es mittlerweile<br />
auch eine Dokumentation [13]. Aus eigener<br />
Erfahrung ist aber festzustellen, dass diese Anwendung<br />
nicht ganz so einfach zu handhaben ist.<br />
Ohne zu Hilfenahme von externen Sachverstand ist<br />
es schwierig, alleine damit zurecht zu kommen.<br />
Beiden Programmen gemeinsam ist, dass die Anwendung<br />
gewissen Restriktionen unterliegt. Die<br />
Spektren von Hüllensternen sind damit nicht zu berechnen.<br />
Für die Sonne sind aber beide bestens geeignet.<br />
Zudem ist auch die Berechnung von Spektren<br />
bei unterschiedlichen Austrittswinkeln möglich.<br />
Zu beachten ist ferner, dass die drei Teile Modell,<br />
Linien-Liste und Programm nicht beliebig miteinan<strong>der</strong><br />
kombiniert werden können. Das Programm<br />
Synthe versteht nur Atlas 9 – Modelle und die Linien-Listen<br />
von Kurucz. Das Programm spectrum<br />
ist hier flexibler, man muss nur die Eingangs-files<br />
in die entsprechende Form bringen. Damit sind<br />
dann auch Berechnungen mit historischen Modellen<br />
möglich.<br />
4.4 Beispiel<br />
Im Folgenden wird die Anwendung an einem Beispiel<br />
erläutert. Als Rechenprogramm wurde Synthe<br />
verwendet.<br />
Die Abb. 15 zeigt einen kleinen Teil des Sonnenspektrums<br />
um 505 nm. Neben zahlreichen Linien<br />
verschiedener Metalle ist hier auch eine Linie des<br />
neutralen Kohlenstoffs vertreten ( C I bei 505,2 nm,<br />
siehe Pfeil).<br />
Abb. 15: Spektralbereich um 505 nm<br />
C I<br />
Die Linie macht einen etwas verwaschenen Eindruck,<br />
insbeson<strong>der</strong>e gegenüber einer dicht daneben<br />
befindlichen Cr I – Linie. Dies zeigt sich auch nach<br />
<strong>der</strong> Extraktion des Spektrums (vgl. Abb. 16).