Tagungsbericht der VdS-Fachgruppe SPEKTROSKOPIE
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Abbildung 2: Im dynamischen Spektrum <strong>der</strong> He-I-Linie bei 6678<br />
Å (oben) erscheint die Emissionsspitze als weiße Schlangenlinie.<br />
Wenn man die einzelnen Profile dieser Linie gemäß ihrer Phase<br />
übereinan<strong>der</strong> aufträgt, ist die V/R-Variation gut zu erkennen<br />
(Mitte). Unten: Variabilität <strong>der</strong> Äquivalentbreiten von Hα im<br />
Jahr 2000.<br />
2.3 Charakteristische Strukturen im Spektrum<br />
von 59 Cygni<br />
59 Cygni zeigt eine charakteristische Emissionsvariabilität,<br />
die an die Phase <strong>der</strong> Bahnperiode gekop-<br />
50<br />
pelt ist, d.h. die Variationen <strong>der</strong> Linienprofile gehen<br />
mit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Phase einher. Diese Variabilität<br />
wird durch eine zusätzliche Emissionskomponente<br />
hervorgerufen, die sich im Spektrum des Be-<br />
Doppelsterns auf folgende Weise bemerkbar macht:<br />
1.) Emissionskomponente mit nur einer Emissionsspitze,<br />
die während eines Bahnumlaufs<br />
zwischen dem rot- und blauverschobenen<br />
Teil des Linienprofils hin- und herwan<strong>der</strong>t<br />
(Abb. 2, oben)<br />
2.) Phasengekoppelte V/R-Variation <strong>der</strong> Emissionslinien<br />
(Abb. 2, Mitte)<br />
3.) „Knotige Struktur“ <strong>der</strong> Absorptionslinien<br />
(Abb. 1, links)<br />
4.) Phasengekoppelte Variabilität <strong>der</strong> Äquivalentbreiten<br />
optisch dicker Linien (Abb. 2,<br />
unten)<br />
Diese Variationen lassen sich vollständig durch das<br />
Sektormodell von Štefl et al. (2000) erklären (Abb.<br />
3).<br />
Abbildung 3: Sektormodell: Oben: Modellgeometrie von 59<br />
Cygni, von oben gesehen. Ein Teil <strong>der</strong> Scheibe (hellgraue Scheibenringe)<br />
um den Be-Stern (dunkelgraue Punkte) ist ionisiert<br />
(dunkelgraue Kalotten). Während eines Umlaufs wan<strong>der</strong>t dieser<br />
Scheibensektor einmal um den Be-Stern und emittiert zusätzliche<br />
Strahlung. Diese erscheint als einfache Emissionsspitze und<br />
wan<strong>der</strong>t durch das gesamte Linienprofil (unten). Dargestellt sind<br />
die Phasen 0,0; 0,25; 0,5 und 0,75. Die langen Pfeile (oben) geben<br />
die Drehrichtung <strong>der</strong> Scheibe an, die kurzen Pfeile die Bewegungsrichtung<br />
des Be-Sterns. Der Beobachter befindet sich<br />
oberhalb des Bildes.<br />
Demnach wird ein Teil <strong>der</strong> Gasscheibe, die den Be-<br />
Stern umgibt, durch die UV-Strahlung eines heißen,<br />
kompakten Begleiters (Heliumstern o<strong>der</strong> Weißer<br />
Zwerg) ionisiert und so verstärkt zum Leuchten angeregt.<br />
Dieser Bereich befindet sich stets auf <strong>der</strong><br />
dem Begleiter zugewandten Seite <strong>der</strong> Scheibe. Daher<br />
bewegt er sich quasi mit dem Begleiter um den<br />
Be-Stern herum. Dies gilt auch für die Zusatzemission,<br />
die in dem ionisierten Scheibensektor entsteht.<br />
Sie erscheint daher als Emissionskomponente mit<br />
nur einer Emissionsspitze.<br />
Die knotige Struktur <strong>der</strong> Absorptionslinien kommt<br />
durch die Überlagerung von Emissionsspitze und<br />
Absorptionsprofil zustande, wenn die Zusatzemis-