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Zugbrücke Festung Dömitz

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ihren Bauherren ganz im Sinne der Sicherung abgegrenzter<br />

hoheitlicher Aufgaben errichtet worden. Sie erfüllen zumeist<br />

einen militärischen Zweck und ordnen sich bei der Wahl des<br />

Standortes in ein landesweites geopolitisches Machtgefüge<br />

ein. Alle den Standort betreffenden Faktoren sind diesem<br />

Zweck unterzuordnen. Es wird zwangsläufig die Garnison<br />

und die sie bedienende Stadt vom Land verwaltet werden,<br />

da es dem Interesse des Landes-/Bauherren entsprach, den<br />

Gewinn aus dem örtlichen Mehrprodukt (z.B. Zolleinnahmen)<br />

abzuschöpfen. Für dieses landesherrliche Filialnetz<br />

von <strong>Festung</strong>en werden durch die alten feudalen Herrschaftseliten<br />

neue militärische Strukturen ausgebildet. Diese sind<br />

personell und organisatorisch in einer neuen Hierarchie<br />

stärker an verwaltungstechnische und an kriegstechnische<br />

Aufgaben zu binden. Es bildet sich ein stehendes Heer als<br />

Machtfaktor, dessen Eckpfeiler durchaus in <strong>Festung</strong>en und<br />

ihren militärischen Besatzungen zu sehen sind. <strong>Festung</strong>en<br />

werden zunehmend zu Verwaltungsstandorten der militärischen<br />

und sonstigen hoheitlich zu erfüllenden Aufgaben.<br />

In zunehmenden Maße werden auf Grund gesellschaftlicher,<br />

politischer, wirtschaftlicher und sozialer Verwerfungen<br />

auch Aufgaben nach innen, durch die Garnisonen vor der<br />

Öffentlichkeit verborgen, zu erfüllen sein. Längst sind die<br />

militärischen Vorteile der bastionären <strong>Festung</strong>en durch die<br />

Entwicklung der Waffentechnik aufgehoben. Die einst als<br />

Kind der Renaissance geborene gebaute Idee wird Teil einer<br />

restriktiven Politik nach innen.<br />

Bezeichnend für die Entwicklung ist, dass befestigte und<br />

erhaltene Stadtstrukturen aus der frühen Neuzeit des 16.<br />

Jahrhunderts sich dieser gesellschaftlichen Umkehr bis heu-<br />

te verschlossen haben. Sie sind durch öffentliche Kontrolle<br />

und bürgerliches Bewusstsein Orte des freien Handelns geblieben.<br />

Es ist nicht zu verschweigen, dass in diktatorischen<br />

Zeiten die Handlungsweisen aufgeklärter Bürger teilweise<br />

irrational auf die Herausforderungen der Herrschenden<br />

bestimmt waren (Volkssturm/<strong>Festung</strong> Breslau im Jahre 1945<br />

u.a.).<br />

Die <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> ist eine geplante städtebauliche Anlage,<br />

die den gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und<br />

militärischen Vorstellungen der frühen Neuzeit in Europa<br />

entsprach. Sie ist als Zeugnis einer Idealstadt aus der<br />

Renaissance anzusehen und vergleichbar mit Städten wie<br />

Jülich (Architekt Alessandro Pasqualini 1549) und Freudenstadt<br />

(Baumeister Heinrich Schickhardt, 1599).<br />

Die <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> gliedert sich in die Zitadelle und die<br />

Stadt als befestigtes Hornwerk. Beide sind, wie in einer<br />

Karte von Tilemann Stella von 1565 ersichtlich, gleichberechtigt<br />

vorhanden. Der Stadtgrundriss lässt auf eine<br />

bastionsartige Befestigung der Stadtmauern schließen. Ein<br />

Nachweis konnte bisher nicht erbracht werden. Der Stadtzugang<br />

erfolgte nur von Norden über die Torbrücke. <strong>Dömitz</strong><br />

bildete eine natürliche Insellage zwischen dem nördlichen<br />

Elbarm (Dove Elbe) und dem Hauptstrom.<br />

Der Stadtgrundriss ist im Laufe der Jahrhunderte in wesentlichen<br />

Teilen erhalten geblieben. Die Stadterweiterungen<br />

tangieren die Situation, Eindeichungen lassen die Silhouetten<br />

von <strong>Festung</strong> und Stadt verschwimmen.<br />

Der Baubestand der <strong>Festung</strong> ist nach Gegebenheit (Kriegs-<br />

Abbildungen:<br />

1 - Landkarte <strong>Festung</strong> 1565 (Ausschnitt Karte von Tilemann Stella, Sammlung Museum <strong>Dömitz</strong>)<br />

2 - Lageplan <strong>Festung</strong> 1612 (Rekonstruktionszeichnung von A. F. Lorenz, Sammlung Museum <strong>Dömitz</strong>)<br />

3 - <strong>Festung</strong>skarte von 1625 (gezeichnet von G. E. Pilot/Annahme, Sammlung Museum <strong>Dömitz</strong>)<br />

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