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Zugbrücke Festung Dömitz

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DIE FESTUNG ZU DÖMITZ Vorbemerkungen<br />

zerstörungen u.a.) verändert worden. Ältester Teil ist das<br />

Kommandantenhaus, alle weiteren Gebäude sind später<br />

umgebaut oder hinzugebaut worden.<br />

Der Baubestand der Stadt ist in einzelnen Häusern bis in das<br />

17. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Zahlreiche Stadtbrände<br />

und Kriegszerstörungen waren die Ursache für häufig wechselnde<br />

Bebauungen, wobei die Strassen– und Quartierstrukturen<br />

recht stabil blieben und bis heute überkommen sind.<br />

1894 endete die militärische Nutzung der <strong>Festung</strong>. Seit<br />

1565 ist sie ununterbrochen für ca. 330 Jahre Ort militärischer<br />

und ziviler Entscheidungen gewesen. Sie wurde auf<br />

Veranlassung von Johann Albrecht I. (1525-1576) gebaut. Er<br />

und seine Frau Anna Sophia (1538-1591) galten als aufgeklärtes<br />

Fürstenpaar, das den Anschluss an den europäischen<br />

Fortschritt wollte, Kunst und Wissenschaft förderte sowie<br />

die Wirtschaft und die militärische Schlagkraft des Landes<br />

stärkte. Dafür waren in <strong>Dömitz</strong> Landesinteressen langfristig<br />

zu sichern. Es galt den Elbzoll als nicht unwesentliche Einnahmequelle<br />

und die Elbefurt zu sichern. <strong>Dömitz</strong> war Grenzfestung<br />

und ab 1836 mit dem Ausbau der Elde-Müritz-Wasserstraße<br />

auch Binnenhafen an der Elbe für Mecklenburg.<br />

1871 sind mit der Gründung des Deutschen Reiches nach<br />

Beendigung des deutsch-französischen Krieges, wie es<br />

schien, alle militärischen Erfordernisse einer Elbfestung in<br />

<strong>Dömitz</strong> entfallen. Die Aufhebung der militärischen Nutzung<br />

war ein Gebot der Stunde. Es sollten noch 23 Jahre vergehen,<br />

bis sie 1894 vollzogen wurde.<br />

Die Stadt hatte seit 1873 eine neue Elbbrücke für den Eisenbahnverkehr<br />

mit Umschlagmöglichkeiten im Hafen und seit<br />

1892 eine erste größere chemische Fabrik, die ab 1914 als<br />

Dynamitfabrik und Sprengkapselwerk bis 1945 Munition an<br />

die deutschen Armeen unter Kaiser, bürgerlichen Regierungen<br />

und Nationalsozialisten lieferte. Die kapitalistische Zeit<br />

war mit ihren bestimmenden Merkmalen in <strong>Dömitz</strong> erkennbar<br />

geworden. Es waren neue Bauflächen für den Industrie-<br />

und Gewerbebau sowie für den Wohnungsbau erschlossen<br />

und bebaut worden. <strong>Dömitz</strong> hatte damit seine Lagegunst<br />

im Kräftefeld zwischen wirtschaftlichen und politischen Interessen<br />

des deutschen Reiches genutzt. Aus der ehemaligen<br />

bestimmenden Grenzlage an der Elbe im 16. Jahrhundert<br />

wurde die sichere, verkehrstechnisch gut erschlossene Lage<br />

in der Mitte Deutschlands mit guten Verbindungen zu allen<br />

Fronten des Reiches bis zum Jahre 1914.<br />

Mit dem Ende der militärischen Nutzung im Jahre 1894 ist<br />

für die weitere bauliche Entwicklung der Stadt <strong>Dömitz</strong> ein<br />

grundlegender Wechsel eingetreten. Die bisherigen gesellschaftlichen,<br />

politischen, wirtschaftlichen und gesetzgeberischen<br />

Voraussetzungen für die städtebauliche Entwicklung<br />

der Stadt und <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> waren stets militärisch und<br />

damit von Landes- und Reichsinteressen bestimmt. In den<br />

Jahren nach 1894 wurde die historische städtebauliche Einheit<br />

der <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> mit seinen Bestandteilen Zitadelle<br />

und Stadt als befestigtes Hornwerk zunehmend gefährdet.<br />

Durch eine bereits außerhalb der alten Stadtgrenzen vollzogene<br />

Stadtentwicklung und deren Wirkung auf die gesamte<br />

Stadt <strong>Dömitz</strong> verstärkte sich der Wunsch von Investoren<br />

nach Umgestaltung der historischen <strong>Festung</strong>s- und Stadtanlage<br />

<strong>Dömitz</strong>.<br />

Die zivile Nachnutzung der <strong>Festung</strong> (Zitadelle) ab 1894<br />

durch die Stadt <strong>Dömitz</strong> als neuer Eigentümer vollzog sich<br />

ohne einheitliches Konzept und Zielstellung. Die Gebäude<br />

wurden in einzelnen Nutzungseinheiten nachgenutzt. In den<br />

ersten Jahren ein Großherzogliches Amt im Zeughaus und<br />

Wohnungen in der Hauptwache. Das Zuchthaus ist ersatzlos<br />

1889/90 abgebrochen worden. Im Kommandantenhaus<br />

wohnte der Leiter des Großherzoglichen Amtes.<br />

In der Altstadt (zur verbalen Eingrenzung des <strong>Festung</strong>santeiles<br />

der erweiterten Stadt <strong>Dömitz</strong>, d.A.) sind die festungsbestimmenden<br />

baurechtlichen Auflagen in bestimmten<br />

Quartieren durch Neubebauungen überschritten worden.<br />

Aus den handwerklich bestimmten Gebäudestrukturen sind<br />

einzelne kleinere Gewerbeansiedlungen (An der Bleiche,<br />

Goethe-/Fritz-Reuter-/Marien-/Elbstrasse) geworden. Das<br />

städtische Gewicht verschob sich über die Werderstrasse<br />

zum Bahnhof und dem Gewerbe- und Industriegebiet mit<br />

Mischgebietscharakter.<br />

1936 wurde die zweite Elbbrücke bei <strong>Dömitz</strong> stromab für<br />

den Autoverkehr übergeben. Damit lag der <strong>Festung</strong>sbereich<br />

von <strong>Dömitz</strong> zwischen den zwei Brücken und erhält zur<br />

Gewährung der verkehrstechnischen Verbindungsfunktion<br />

zwischen den überregionalen Verkehrsträgern eine neue Torbrücke<br />

als Teil der Altstadtdurchfahrung. Die Verbindungen<br />

in Richtung Lenzen über die Löcknitz wurden ausgebaut. Die<br />

Verkehrsplanungen aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

sind nicht konsequent zum Abschluss gebracht worden, der<br />

Verkehr überfordert die baulichen Strukturen der Altstadt<br />

bis heute.<br />

Die Stadt und <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> war 1934 Gegenstand einer<br />

Planung zur Verschönerung der Stadt und für die Verbesserung<br />

der Fremdenverkehrswerbung. Darin sollte die <strong>Festung</strong><br />

touristisch erschlossen werden, die Wallanlagen und der<br />

Weg um die <strong>Festung</strong> verbessert werden, die Torkonstruktion<br />

und die Mauer auf der Bastion Drache und der <strong>Festung</strong>seingang<br />

sollten abgebrochen werden, der Turm einen neuen<br />

Aufsatz nach historischem Vorbild erhalten. Ausgeführt

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