Marcel Proust Hommage von Andreas Isenschmid |Sigmund Freud ...

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Sachbuch Schweizer Geschichte NeuedierteTexte über den als «Jetzerhandel» bekannten Prozess in Bern Skandalöses aus dem Mittelalter Romy Günthart(Hrsg.): Vonden vier Ketzern. Edition und Kommentar. Chronos, Zürich 2009. 204S., Fr.38.–. Von Geneviève Lüscher Der «Jetzerhandel» ereignete sich vor ziemlich genau 500 Jahren in Bern, hatte aber einen europaweiten Widerhall und beschäftigt die Wissenschaft bis heute. Damals bewegte das spektakuläre Ereignis heftig die Gemüter und fand Eingang in Schriften verschiedenster Art: Prozessakten, Flugblätter, Predigten, illustrierte Chroniken (unter anderem von Schilling, Anshelm, Stumpf) und literarische Bearbeitungen. Die Germanistin Romy Günthart hat zwei der bis anhin unedierten neuhochdeutschen Schriften herausgegeben und kommentiert: Einmal ist es eine «falsch history» und einmal eine «war history». Dasamerikanische Buch Exzellenteneue Biografieüber Arthur Koestler In seinen letzten Jahren, ehe er im März 1983 mit seiner dritten Frau Cynthia in den Freitod ging, hat sich der Schriftsteller Arthur Koestler einmal als «Casanova der Anliegen» bezeichnet. Wie der Publizist und Literaturwissenschafter Michael Scammell in seiner neuen monumentalen Biografie Koestler: The Literary and Political Odyssey of a Twentieth-Century Skeptic (Random House, 689 Seiten) zeigt, hat sich der Sohn eines ungarisch-jüdischen Geschäftsmannes bei seinen intellektuellen Amouren meist gegen den Zeitgeist gestemmt: Als Student im Wien der 1920er Jahre schloss er sich den «Revisionisten» um Wladimir Jabotinsky an, als diese eine radikale Minderheit in der zionistischen Bewegung waren. Völlig mittellos und mitunter tagelang ohne Nahrung, begann er im April 1926 in Palästina seine Karriere als Journalist und Autor, während die meisten Zionisten ihre Sache lieber von gemütlichen Redaktionsstuben in Europa aus vertraten. In Palästina wurde aus «Köstler» Koestler, da seine Druckerei keine Umlaute in ihren Setzkästen hatte. Mit 26 bereits eine bekannte Edelfeder, trat der Ullstein-Journalist Ende 1931 in Berlin in die KPD ein. Doch 1938 brach Koestler unter dem Eindruck der Moskauer Schauprozesse mit der Partei. Zwei Jahre später hat er die Entscheidung mit seinem Meisterwerk «Sonnenfinsternis» öffentlich gemacht. Später zog sich Koestler den Unmut vieler Israeli zu, als er in «The Thirteenth Tribe» die dubiose Theorie vertrat, die osteuropäischen Juden stammten nicht von dem Volk der Bibel, sondern von den zentralasiatischen Khazaren ab. 26 ❘ NZZ am Sonntag ❘ 31. Januar 2010 dMitri KesseL / gettY Hans Jetzer war Laienbruder im Berner Dominikanerkloster, wo sich 1507/08 zahlreiche Wunder und Erscheinungen ereigneten. Gespenster und Heilige erschienen, eine Pietà weinte blutrote Tränen, Jetzer selber empfing die Stigmata. Ein Pilgerstrom setzte ein. Aber nicht alle glaubten den wunderlichen Vorkommnissen. Vier Mönche, darunter der Klostervorsteher, wurden angeklagt, nicht nur den ganzen Zauber inszeniert zu haben, sie sollen Jetzer auch eigenhändig die blutigen Wunden zugefügt haben. Der Prozess dauerte ein halbes Jahr und schlug Wellen bis zum Papst nach Rom. Das Berner Gericht bezichtigte schliesslich die vier Mönche der Ketzerei und verurteilte sie zum Feuertod; sie wurden am 31. Mai 1509 vor den Mauern der Stadt verbrannt. Jetzer kam ins Gefängnis. Der «Jetzerhandel» diente in der Folge den Kritikern der katholischen Arthur Koestler Ende der 1940er Jahre in den USA (oben). Autor Michael Scammell (unten). Diese Schlaglichter auf ein Œuvre und eine Biografie, die ebenso reich wie kontrovers sind, sprechen zumindest für Eigenwilligkeit und intellektuelle Risikobereitschaft. Doch Scammell schildert auch zahlreiche Beispiele für den persönlichen Mut, der Koestler bereits in jungen Jahren ausgezeichnet hat. Kaum 1,65 Meter gross, nahm «der kleine Köstler» als Mitglied eines jüdischen Studenten-Korps in Wien lieber eine blutige Keilerei mit deutschnationalen Kommilitonen in Kauf, als sich den Zutritt in eine Bibliothek verwehren zu lassen. Als Reporter – und kommunistischer Agent – im Spanischen Bürgerkrieg riskierte Koestler eher seine Hinrichtung durch Franco-Truppen, als Kirche als Beispiel für die Verlogenheit des Klerus. Auch in Luthers Schriften finden sich Bezüge zum Berner Prozess. Die skandalösen Vorkommnisse wurden alsbald medial verarbeitet. Es erschienen Schriften unter anderem in Basel, Strassburg, München, Rostock, später Übersetzungen in Genf und London. Erst im 18.Jahrhundert verlor der Prozess an Aktualität. Günthart ediert zwei Prosafassungen, die unmittelbar nach dem Prozess erschienen sind. Während in der älteren Schrift Hans Jetzer als Betrüger geschildert wird, ist das etwas jüngere Werk aus antidominikanischer Perspektive verfasst; hier werden die Dominikanermönche als Schuldige entlarvt. Dieses Werk, 1509 in Strassburg erschienen und mit Holzschnitten von Urs Graf illustriert, wurde zum eigentlichen Multiplikator der Geschichte im 16. und 17.Jahrhundert. ● sich durch eine Flucht in Sicherheit zu bringen. Allerdings war er Anfang 1940 in Frankreich klug genug, sich der Verhaftung durch die deutschen Invasoren mit dem Eintritt in die Fremdenlegion zu entziehen. Bald darauf nach Nordafrika verlegt, desertierte er von der Legion in Richtung England. Scammell, der 1995 mit einer umfangreichen Solschenizyn-Biografie bekannt wurde, hat die dramatische Vita seines Protagonisten zu exzellentem Lesestoff verdichtet. Er hat gut 20 Jahre an «Koestler» gearbeitet und wurde dafür zumindest mit ausführlichen und durchweg sehr positiven Kritiken, etwa im «New Yorker», belohnt. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es dem Professor an der New Yorker Columbia University gelingt, auch die geistigen Strömungen und Debatten lebendig zu machen, in denen sich Koestler bewegt und die er mitgeprägt hat. Das Buch zeigt Arthur Koestler als bekennenden Kosmopoliten, dem die dramatischen Zeitläufe, aber auch seine eigene Herkunft gar keine andere Wahl liessen als die ruhelose Wanderung von Thema zu Thema und von Ort zu Ort. Seine Vernachlässigung durch den meist abwesenden Vater und die kalte, abweisende Mutter gab Koestler eine Unsicherheit mit auf den Weg, die ihn überdies in die Arme zahlreicher Frauen trieb. Dass er seine physischen Amouren so schnöde behandelt hat wie auch die meisten seiner intellektuellen Affären, gehört zu den Schattenseiten Koestlers, die Michael Scammell dem Leser ebenfalls nicht vorenthält. ● Von Andreas Mink
Agenda Karl May Freundschaft, Kampfund Liebe Die Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahrewaren grosses Kino: In hehrer Landschaftkämpften edle Wilde gegenabgefeimteSchurken. PierreBriceals Winnetou (rechts)und LexBarker als Old Shatterhand (links), die vonFeinden zu Blutsbrüdern wurden, begeisterten die Nation ebenso wie Marie Versini als Nscho-tschi mit ihrem keuschen Liebreiz. Alle drei wurden zu Idolen der Jugend. Die opulentesteSerie der deutschen Filmgeschichtebegann 1962mit «Der Schatz im Silbersee»und endete1968 mit «Winnetou und Shatterhand im Talder Toten». Bestseller Januar 2010 Belletristik 1 2 3 4 David 5 6 Paulo 7 8 Herta 9 Cecelia 10 DanBrown: Dasverlorene Symbol. Lübbe.760 Seiten, Fr.39.90. William P. Young: Die Hütte. Allegria. 304Seiten, Fr.29.90. SandraBrown: EwigeTreue. Blanvalet. 500 Seiten, Fr.34.90. Nicholls: Zwei an einem Tag. Kein &Aber.541 Seiten, Fr.34.90. Eveline Hasler: Engel im zweiten Lehrjahr. Nagel&Kimche.96Seiten, Fr.26.90. Coelho: Der Sieger bleibt allein. Diogenes. 498Seiten, Fr.38.90. ElkeHeidenreich, Bernd Schroeder: Alte Liebe. Hanser.192 Seiten, Fr.31.90. Müller: Atemschaukel. Hanser.304 Seiten, Fr.34.50. Ahern:Zeit deines Lebens. Krüger.362 Seiten, Fr.29.90. Diana Gabaldon: Echo der Hoffnung. Blanvalet. 1024 Seiten, Fr.43.90. Insgesamt wurden 17 Kinofilme gedreht. Die meisten spielten in der Welt der Indianer und Siedler,einige («Der Schut», «Durchs wilde Kurdistan») entstammten aber auch der Serie der Balkan-Romane um Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.Nun lässtein prachtvoller Bildband im Breitformatdie Karl-May-Welt in Eastman-Color nochmals lebendig werden. Ein nostalgisches Vergnügen! Manfred Papst Dasgrosse Album der Karl-May-Filme. Herausgegeben vonMichael Petzel. Schwarzkopf & Schwarzkopf,Berlin 2009.480 Seiten, Fr.159.–. Sachbuch 1 2 3 4 Richard 5 6 Pascal 7 8 RogerdeWeck: 9 DetlefPape, 10 YangzomBrauen: Eisenvogel. Heyne.415 Seiten, Fr.34.90. Eckart vonHirschhausen: Glück kommt selten allein. Rowohlt. 384Seiten, Fr.33.80. Guinness-Buch der Rekorde2010. Brockhaus. 275Seiten, Fr.35.50. D. Precht: Werbin ich −und wenn ja, wie viele? Goldmann. 397Seiten, Fr.27.50. Der Duden.Die deutsche Rechtschreibung + CD,25. Aufl. Brockhaus. 1216 Seiten, Fr.50.50. Voggenhuber: Entdeckedeinen Geistführer. Giger.184 Seiten, Fr.35.90. Allan und BarbaraPease: Warum Männer immer Sexwollen. Ullstein. 333 S., Fr.32.90. Nach der Krise. Nagel&Kimche.111 Seiten, Fr.17.90. Erhebung Media Control im Auftrag des SBVV; 19. 1.2010. Preise laut Angaben von www.buch.ch. BeateQuadbeck: Die Hormonformel. Gräfe&Unzer.192 Seiten, Fr.36.50. RichardD.Precht: Liebe. Ein unordentliches Gefühl. Goldmann. 320 Seiten, Fr.34.90. Agenda Februar 2010 Basel Freitag, 5.Februar,19Uhr Anja Jardine: Als der Mond vom Himmel fiel. Lesung, mit Schülern des Gymnasiums Oberwil, Fr. 15.–. Literaturhaus, Barfüssergasse 3, Tel. 061 261 29 50. Dienstag, 9. Februar,19.30 Uhr Luzius Keller: Marcel Proust Enzyklopädie. Lesung, Fr. 10.–. Kleines Literaturhaus, Bachlettenstrasse 7, Tel. 061 281 81 33. Donnerstag, 11.Februar,19Uhr Martha Gellhorn: Ausgewählte Briefe. Es liest: Chantal Le Moign. Fr. 15.−. Literaturhaus (s. oben). Bern Freitag, 5.Februar,20Uhr Martin Suter: Der Koch. Lesung, Fr. 20.−. Hotel National, Hirschengraben 24. Stauffacher Buchhandlung, Tel. 031 313 63 63. Sonntag, 28.Februar,10Uhr Kindermatinee mit Christoph Simon. Lesung aus «Häsin Mels und Hase Fitz». Fr. 10.−/25.– inkl. Frühstücksbuffet. Kornhausbibliothek, Reservation unter Tel. 031 327 10 12. Zürich Montag, 1.Februar,22Uhr Ruth Schweikert liest aus ihrem unpublizierten Manuskript. Restaurant Bärengasse, Bahnhofstrasse 25. Anmeldung: www.restaurant-baerengasse.ch/kultur. Mittwoch, 10.Februar,20Uhr Tatiana de Rosnay: Bumerang. Lesung, Fr. 18.− inkl. Apéro. Literaturhaus, Limmatquai 62, Tel. 044 254 50 00. Mittwoch, 10.Februar,20.45 Uhr Milena Moser: Möchtegern. Lesung. Buchhandlung Orell Füssli, Füsslistrasse 4. Vorverkauf in der Buchhandlung. Donnerstag, 11.Februar,20Uhr Daniel Goetsch: Herz aus Sand. Lesung, Fr. 20.–. Kulturmarkt im Zwinglihaus, Ämtlerstrasse 23, Tel. 044 454 10 10. Sonntag, 21. Februar,17Uhr Annette Hug und Simona Ryser. Pedro Lenz lädt zur Lesung, Fr. 35.–. Miller’s Studio, Seefeldstr. 225, Tel. 044 387 99 70. Samstag, 27.Februar,20Uhr Elke Heidenreich und Bernd Schroeder: Alte Liebe. Lesung, Fr. 35.–. Kaufleuten, Klubsaal, Pelikanplatz, Tel. 044 225 33 77. Bücher am Sonntag Nr.2 erscheint am 28. 2. 2010 Weitere Exemplare der Literaturbeilage «Bücher am Sonntag» können bestellt werden per Fax 044 258 13 60 oder E-Mail sonderbeilagen@nzz.ch. Oder sind – solange Vorrat – beim Kundendienst der NZZ, Falkenstrasse 11, 8001 Zürich, erhältlich. 31. Januar 2010 ❘ NZZ am Sonntag ❘ 27 Marc wetLi
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