ELEKTRODYNAMIK
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5.2. KLASSIFIZIERUNG MAGNETISCHER STOFFE 85<br />
5.2.1 Paramagnetismus<br />
Paramagnetische Stoffe sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Die magnetische Suszeptibilität<br />
ist<br />
1. positiv χ m > 0,<br />
2. umgekehrt proportional zur absoluten Temperatur (χ m ∼ 1/T , Curie-Gesetz 1 ),<br />
3. bei Raumtemperatur sehr klein χ m ≪ 1.<br />
In paramagnetischen Stoffen haben die Atome bzw. Moleküle im Grundzustand ein eigenes<br />
magnetisches Moment. Ohne externes Feld sind diese Momente willkürlich orientiert, so daß insgesamt<br />
keine Magnetisierung vorhanden ist. In einem externen B-Feld orientieren sich die atomaren<br />
magnetischen Momente bevorzugt parallel zum Feld, weil diese Orientierung einem Minimum<br />
der potentiellen Energie entspricht. Aufgrund der Thermodynamik haben aber nicht alle<br />
Atome die minimale Energie, außer beim absoluten Nullpunkt. Bei gegebener Feldstärke ist die<br />
Orientierungsordnung um so schlechter, je höher die Temperatur. Hieraus resultiert die Temperaturabhängigkeit<br />
der Suszeptibilität.<br />
Frage 5.2 Wir behandeln gleich die Theorie des Paramagnetismus. Versuchen Sie vorher<br />
zu erraten, wie die Abhängigkeit der Magnetisierung von der Feldstärke bei sehr niedrigen<br />
Temperaturen qualitativ aussieht. Was heißt ” niedrige Temperatur“ in diesem Zusammenhang?<br />
Eine vollständige Theorie des Paramagnetismus erfordert die Quantentheorie. Um eine Idee<br />
davon zu bekommen, nehmen wir folgendes vereinfachtes Modell an: Die Atome bzw. Moleküle<br />
mit dem magnetischen Dipolmoment p m haben nur 2 mögliche Orientierungen, parallel oder antiparallel<br />
zum B-Feld. Zwischen diesen beiden Orientierungen besteht der Energieunterschied<br />
�E = 2p m B. Von insgesamt n Molekülen pro Volumeneinheit seien n + parallel und n − = n−n +<br />
antiparallel zum Feld. Die Magnetisierung ist<br />
M = (n + − n − )p m .<br />
Unter der Annahme der Gültigkeit der Boltzmann-Verteilung gilt aber<br />
n + /n − = e �E/kT .<br />
Aus diesen beiden Gleichungen und n = n + + n− folgt<br />
� �<br />
pmB M = npm tanh<br />
kT<br />
Dies ist eine Funktion, die linear anfängt und schließlich in eine Sättigung übergeht (s. Abb. 5.4).<br />
Alle paramagnetische Moleküle bzw. Atome zeigen prinzipiell das gleich Verhalten. Gleichung<br />
(5.3) ist sogar die exakte Lösung für bestimmte Atome (z.B. die Alkalimetalle), die nur aufgrund<br />
eines nicht gepaarten Elektrons ein magnetisches Dipolmoment haben.<br />
Die Sättigung wird erreicht, wenn die magnetische Energie (p m B) viel größer als die thermische<br />
Energie (kT ) ist. Die magnetische Dipolmomente sind dann fast alle parallel zum B-Feld, und<br />
eine weitere Erhöhung der Magnetisierung ist nicht möglich. Das magnetische Dipolmoment eines<br />
Atoms (s. 4.3.3) ist einige µ B , d.h. von der Größenordnung 10 −23 J T −1 . Bei Raumtemperatur<br />
1 Nach dem Entdecker Pierre Curie, 1859–1906, Nobelpreis 1903.<br />
(5.3)