IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine
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Freelanc<strong>in</strong>g <strong>in</strong>ternational Tschechien<br />
Dr. Thomas Kantor<br />
Beratung im deutsch-tschechischen Umfeld<br />
Strategie-, Organisations- und <strong>IT</strong>-Berater f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Tschechien e<strong>in</strong> weites Feld von E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten.<br />
Für e<strong>in</strong> erfolgreiches Projekt s<strong>in</strong>d dabei jedoch Regeln zu beachten.<br />
E<strong>in</strong> deutsches Unternehmen, das <strong>in</strong> Tschechien<br />
<strong>in</strong>vestieren oder se<strong>in</strong>e Produkte vermarkten<br />
will, f<strong>in</strong>det dort strukturell ähn -<br />
liche Bed<strong>in</strong>gungen wie <strong>in</strong> den anderen EU-<br />
Ländern. Dies gilt auch für Unternehmen,<br />
die bereits <strong>in</strong> Tschechien aktiv s<strong>in</strong>d. Wer<br />
sich die Eigentumsverhältnisse der Großunternehmen<br />
<strong>in</strong> Tschechien ansieht, wird<br />
feststellen, dass es mit wenigen Ausnahmen<br />
ke<strong>in</strong>e „tschechischen“ gibt. Es handelt sich<br />
um Landesgesellschaften multi nationaler<br />
Unternehmensgruppen. Dies hat natürlich<br />
Folgen für das Bera tungsgeschäft. Die<br />
Konzerne beschäftigen große <strong>in</strong>ternational<br />
agierende Beratungsgesellschaften,<br />
ICT-Provider und Dienstleister rund um den<br />
Globus. Folgerichtig gründeten diese Niederlassungen<br />
<strong>in</strong> Tschechien, um die Nachfrage<br />
nach ICT- und Beratungsleistungen<br />
vor Ort zu bedienen. Den potenziellen Auftraggeber<br />
erwarten zumeist jüngere, oft<br />
im amerikanisch-angelsächsischen Umfeld<br />
ausgebildete Prozess- und <strong>IT</strong>-Berater, deren<br />
Tagessätze sich nicht von den deutschen<br />
Kollegen unterscheiden.<br />
Was für Großunternehmen üblich ist, gilt<br />
noch lange nicht für mittelständische oder<br />
kle<strong>in</strong>ere Unternehmen. Tagessätze im deut-<br />
lich vierstelligen Euro-Bereich s<strong>in</strong>d schlicht<br />
nicht darstellbar. Hier bieten mittelständische<br />
Beratungsunternehmen sowie e<strong>in</strong>zelne<br />
Berater <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> Tschechien<br />
ihre Dienste an. Der Mittelständler steht dabei<br />
vor den gleichen Herausforderungen wie<br />
der Großkonzern, nämlich die tschechische<br />
Landesgesellschaft als <strong>in</strong>tegralen Bestandteil<br />
der Gruppe zu etablieren.<br />
Nicht zu unterschätzen ist die Bürokratie <strong>in</strong><br />
Tschechien, die noch heute e<strong>in</strong>zelne Unternehmen<br />
<strong>in</strong> die Verzweiflung treibt. Sprachbarrieren<br />
tun das Übrige. Insbesondere<br />
tschechische Mitarbeiter im mittleren Alter<br />
sprechen nicht selten weder Deutsch noch<br />
Englisch. Mit den Fachkollegen kommt der<br />
<strong>IT</strong>-Berater zumeist mit Englisch zurecht.<br />
Aber es gilt, - neben wirtschaftlichen Überlegungen<br />
- die unausgesprochenen Regeln<br />
zu befolgen, sprich: „Vorsicht Mentalität!“.<br />
Die tschechischen Geschäftspartner fühlen<br />
sich oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „David gegen Goliath“-Beziehung.<br />
Jeder deutsche Berater, der dieses<br />
Klischee bewusst oder unbewusst bedient,<br />
z.B. durch Großspurigkeit, wird scheitern.<br />
Gefragt ist Offenheit, Geduld, Zuhören und<br />
E<strong>in</strong>wände ernstnehmen. Berühmt-berüchtigt<br />
ist die hohe Improvisationskunst der<br />
Tschechen, die <strong>in</strong>sbesondere im <strong>IT</strong>-Bereich<br />
besonders tückisch se<strong>in</strong> kann. Hier sollte auf<br />
die E<strong>in</strong>haltung der Vorgaben besonders geachtet<br />
werden. Die tschechische Mentalität<br />
ist auch von e<strong>in</strong>em sarkastischen bis schwarzen<br />
Humor gekennzeichnet. E<strong>in</strong>e Prise Humor<br />
kann also nicht schaden, solange dies<br />
nicht auf Kosten des tschechischen Partners<br />
geht. Die Themen Zeitgeschichte und Politik<br />
sollten möglichst vermieden werden.<br />
Interessant s<strong>in</strong>d im Beratungsgeschäft nach<br />
wie vor Unternehmen, die ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen vermarkten bzw. ihre<br />
Marktanteile vergrößern wollen. Produzierende<br />
Landesgesellschaften benötigen<br />
Unterstützung <strong>in</strong> der Konsolidierungs- bzw.<br />
Integrationsphase. Dabei stehen die Optimierung<br />
und die Integration aller Geschäftsprozesse<br />
im Mittelpunkt, von der Entwicklung<br />
bis zum After-Sales. Parallel dazu spielt die<br />
Dr. Thomas Kantor: „Zunehmend werden Organisationsberater<br />
wegen ihres breiteren Spektrums als‚ nicht-technische’<br />
Projektleiter <strong>in</strong> der Position e<strong>in</strong>es Interimsmanagers<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.“<br />
Vere<strong>in</strong>heitlichung der Informationssysteme<br />
und der <strong>IT</strong>-Infrastruktur e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle. Andere stecken <strong>in</strong> der Konsolidierungs-<br />
oder Integrationsphase fest, – ohne<br />
es zu wissen. Das schwierigste Szenario ist<br />
das Folgende: Die Landesgesellschaft ist<br />
nach allen Richtungen sehr gut ausgestellt<br />
und nach allen Kennzahlen höchst erfolgreich,<br />
bis auf e<strong>in</strong>e, den Gew<strong>in</strong>n. Es wird also<br />
e<strong>in</strong> Berater engagiert, der alle Geschäftsprozesse<br />
entlang der Wertschöpfungskette<br />
untersuchen und optimieren soll. E<strong>in</strong> erfahrener<br />
Berater stellt <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit<br />
fest, ob e<strong>in</strong> Unternehmen e<strong>in</strong> Fall für e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Bus<strong>in</strong>ess-Process-Reeng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
ist oder ob die Hauptprobleme woanders liegen,<br />
nämlich im deutsch-tschechischen Management.<br />
Die Probleme s<strong>in</strong>d vielschichtig,<br />
sie reichen von fehlenden oder ungenutzten<br />
Planungs- und Steuerungsmechanismen,<br />
e<strong>in</strong>er verfehlten Personalpolitik bis h<strong>in</strong> zu<br />
Differenzen und Unverständnis zwischen<br />
dem deutschen und tschechischen Management.<br />
Hier kann e<strong>in</strong> neuer Ansatz effektiv<br />
Abhilfe schaffen: Der Berater als Mediator<br />
zwischen der deutschen und tschechischen<br />
Seite. Die Möglichkeit wird viel zu selten genutzt,<br />
Konflikte mit Hilfe e<strong>in</strong>es hocherfahrenen<br />
neutralen Seniorberaters, der <strong>in</strong> bei -<br />
den Welten zu Hause ist, auszusprechen und<br />
vertrauensvoll und partnerschaftlich zu lösen.<br />
Auch <strong>in</strong> den ICT-Projekten setzt e<strong>in</strong> Umdenken<br />
bezogen auf den Beratere<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>. So<br />
ist es immer noch üblich, die Gesamtverantwortung<br />
für das Gesamtprojekt dem ICT-Verantwortlichen<br />
zu übertragen. Zunehmend<br />
werden Organisationsberater wegen ihres<br />
breiteren Spektrums als ‚nicht-technische’<br />
Projektleiter <strong>in</strong> der Position e<strong>in</strong>es Interim<br />
Managers e<strong>in</strong>gesetzt. Denn auch ICT-Projekte<br />
haben ihre organisatorischen Tücken<br />
und der Organisations- und Reiseaufwand ist<br />
erheblich. Hier kann der ‚nicht-technische’<br />
Projektmanager effektiv Abhilfe schaffen<br />
und für e<strong>in</strong>en möglichst reibungslosen Projektablauf<br />
sorgen, <strong>in</strong>dem er das Folgende<br />
berücksichtigt:<br />
• Mitarbeit beim Prozessdesign<br />
• Überwachung und E<strong>in</strong>haltung der Projektphasen<br />
<strong>in</strong> Deutschland und Tschechien