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IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine

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<strong>IT</strong>-Bus<strong>in</strong>ess Web<br />

Thomas Reimelt<br />

Die leise Revolution im Web<br />

In den Neunzigerjahren schossen sie wie Pilze aus dem Boden und boten gelernten und ungelernten<br />

Webdesignern jahrelang e<strong>in</strong> erkleckliches Auskommen <strong>in</strong>kl. künstlerischen Flairs. Doch wie wirkt<br />

sich die technologische Entwicklung auf die Lebensfähigkeit der e<strong>in</strong>st hippen Werbe-Agenturen<br />

aus, die <strong>IT</strong>-Experten nur im Notfall oder aus Versehen Zutritt gewährten?<br />

Wie e<strong>in</strong>drucksvoll Google Inc. mit Google<br />

Apps zeigt, hat sich das Internet von e<strong>in</strong>er<br />

Plattform zur Darstellung von Informa tionen<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Anwendungsoberfläche verändert.<br />

Mit Google Apps wird dem Office Paket<br />

von Microsoft e<strong>in</strong> durchaus ernstzunehmendes<br />

Konkurrenzprodukt entgegengesetzt.<br />

Dem gegenüber stehen die klassischen<br />

Firmen-Homepages, die <strong>in</strong> der Regel gut<br />

gestaltet s<strong>in</strong>d, aber kaum Funktionalitäten<br />

bieten. Diese Firmen Websites s<strong>in</strong>d häufig<br />

von Werbeagenturen professionell erstellt<br />

worden. Wenn auf diesen Homepages Funktionen<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, die über die re<strong>in</strong>e<br />

Darstellung von Informationen h<strong>in</strong>ausgehen,<br />

dann handelt es sich dabei meistens<br />

um klassische Webshops wie OS Commerce.<br />

Der Entwickler der Agentur - häufig e<strong>in</strong><br />

Freelancer – hatte die Aufgabe, das Design<br />

anzupassen. Der Arbeitsschwerpunkt dieser<br />

Agenturen lag und liegt auch immer noch<br />

im Design und im Betexten. Doch entspricht<br />

dies noch den Anforderungen, die Kunden<br />

heute stellen?<br />

Dem Hype um das Web 2.0 begegnen die<br />

Agenturen, <strong>in</strong>dem der Webseite zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong> Blog h<strong>in</strong>zugefügt wird oder auf CMS umgestellt<br />

wird.<br />

Inspiriert durch Anwendungen wie Google<br />

Apps kommen die Unternehmen jetzt aber<br />

auf neue Ideen, was man auf der eigenen<br />

Website Nützliches machen könnte. Da ist<br />

zum Beispiel der Solaranlagenhersteller, der<br />

se<strong>in</strong>en Kunden e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Berechnung<br />

der Kosten und des Ertrages e<strong>in</strong>er Solaranlage<br />

im Web ermöglichen möchte, <strong>in</strong>kl.<br />

grafischer Darstellung und der Möglichkeit,<br />

Dachfenster e<strong>in</strong>zuzeichnen, oder e<strong>in</strong> Hersteller<br />

von orthopädischen Schuhen, der<br />

se<strong>in</strong>e Produkte mit mehr als 40 Merkmalen<br />

pro Schuh - die untere<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Abhängigkeiten<br />

stehen - über se<strong>in</strong>e Homepage konfigurierbar<br />

und bestellbar machen möchte.<br />

Da die Webseite bisher immer von der Agentur<br />

betreut und entwickelt wurde, wird auch<br />

diese Agentur wieder angesprochen, wenn<br />

solche komplexen Ideen realisiert werden<br />

sollen. Dabei kommen aber auf alle Projektbeteiligten<br />

Aufgaben zu, mit denen sie bisher<br />

noch nicht konfrontiert wurden.<br />

Der Projektleiter der Agentur muss plötzlich<br />

Fachkonzepte erstellen. In solchen Projekten<br />

ist es wichtig, die Geschäftsprozesse,<br />

die mit der Anwendung zusammenhängen,<br />

zu verstehen und alle Details aufzunehmen.<br />

Dazu ist e<strong>in</strong> professionelles methodisches<br />

Requirement Engeneer<strong>in</strong>g erforderlich. Zusätzlich<br />

ändern sich die Ansprechpartner <strong>in</strong><br />

den Projekten. Bei klassischen Webseiten ist<br />

der Ansprechpartner der Agentur <strong>in</strong> der Regel<br />

jemand aus der Market<strong>in</strong>gabteilung. Bei<br />

komplexen Web-Anwendungen ist dagegen<br />

immer das Know-how der Fachabteilungen<br />

gefragt. Da herrscht e<strong>in</strong> anderer „Stallgeruch“!<br />

Auch für den Entwickler ist <strong>in</strong> solchen Projekten<br />

e<strong>in</strong>iges anderes. Während es <strong>in</strong> klassischen<br />

Webseiten-Projekten bisher häufig<br />

um Anpassung bestehender Software mit<br />

Schwerpunkt Design g<strong>in</strong>g, müssen nun Datenmodelle<br />

entworfen werden; objektorientierte<br />

Entwicklung löst das Script<strong>in</strong>g ab und<br />

Themen wie SOA müssen berücksichtigt bzw.<br />

angewendet werden.<br />

Für die Agentur als Unternehmen ergeben<br />

sich durch solche Projekte darüber h<strong>in</strong>aus<br />

noch zusätzliche Herausforderungen. Während<br />

e<strong>in</strong>e klassische Webseite nach e<strong>in</strong>er<br />

kurzen Testphase abgenommen werden kann<br />

und dann <strong>in</strong> der Regel relativ fehlerfrei läuft,<br />

ist die Qualität und die Gewährleistung bei<br />

e<strong>in</strong>er komplexen Web-Anwendung e<strong>in</strong> sehr<br />

viel weiterreichendes Thema. E<strong>in</strong>e komplexe<br />

Web-Anwendung wird e<strong>in</strong>fach aufgrund der<br />

höheren Komplexität fehleranfälliger se<strong>in</strong>.<br />

Das wäre noch nicht so schlimm, aber diese<br />

Web-Anwendung kann auch unternehmenskritisch<br />

se<strong>in</strong>. Das heißt, wenn die Anwendung<br />

nicht läuft, entsteht dem Kunden unter<br />

Umständen e<strong>in</strong> nachweisbarer Schaden<br />

und die Agentur kann <strong>in</strong> Haftung genommen<br />

werden. Dies muss bei der Vertragsgestaltung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Diese Entwicklung bietet für Freelancer viele<br />

Chancen. Waren bisher Aufträge der Agenturen<br />

für Informatiker oft nicht besonders<br />

<strong>in</strong>teressant, da es als Folge des .net-Hypes<br />

um die Jahrtausendwende sehr viele Web-<br />

Entwickler gibt und dadurch e<strong>in</strong> harter Preiskampf<br />

herrscht, wird jetzt immer häufiger<br />

Personal mit fundiertem Entwicklerh<strong>in</strong>tergrund<br />

gesucht. Allerd<strong>in</strong>gs müssen die ent-<br />

sprechenden Technologien wie JSP, ASP.NET,<br />

Ruby On Rails usw. beherrscht werden. Da -<br />

r über h<strong>in</strong>aus wird auch Personal zur Anforderungsanalyse<br />

und Fachkonzepterstellung<br />

immer häufiger <strong>in</strong> solche Projekte <strong>in</strong>volviert.<br />

Software-Entwickler Thomas Reimelt: „Inspiriert durch<br />

Anwendungen wie Google Apps kommen die Unternehmen<br />

jetzt aber auf neue Ideen, was man auf der eigenen<br />

Website Nützliches machen könnte.“<br />

Über den Autor<br />

i<br />

Thomas Reimelt studierte Systemanalyse<br />

an der Hochschule Bremerhaven.<br />

Anschließend hat er zehn Jahre Berufserfahrung<br />

als Software-Entwickler<br />

und <strong>IT</strong>-Berater <strong>in</strong> Unternehmen der<br />

Möbel<strong>in</strong>dustrie, der Telekommunikation,<br />

des Großhandels und der Logistik<br />

gesammelt, bevor er im Jahr 2005 se<strong>in</strong>e<br />

freiberufliche Tätigkeit aufnahm. Se<strong>in</strong><br />

fachlicher Schwerpunkt liegt <strong>in</strong> der Anforderungsanalyse<br />

und der Konzeption.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus entwickelt er ASP- und<br />

.NET-Anwendungen. Zudem hat er e<strong>in</strong>e<br />

Software für die Verwaltung von Kunstgut<br />

entwickelt, die er erfolgreich vertreibt.<br />

Kontakt<br />

E-Mail: thomas@reimelt.net<br />

Web: www.reimelt.net

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