IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine
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<strong>IT</strong>-Bus<strong>in</strong>ess Geo<strong>in</strong>formatik<br />
Dr. Sven-Henrik Kleber<br />
Geo<strong>in</strong>formatik – die <strong>IT</strong> des Katasters<br />
Wer hat nicht schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Google Earth überprüft, ob e<strong>in</strong> angepriesenes Urlaubshotel tatsächlich<br />
direkt am Meer liegt, oder die Reiseroute für den Wochenendausflug mit Google Maps geplant?<br />
Jeder Immobilienbesitzer kann von der Katasterbehörde e<strong>in</strong>en Lageplan se<strong>in</strong>er Liegenschaft <strong>in</strong><br />
elektronischer Form erhalten. Aber wie werden die zugrundeliegenden raumbezogenen Informationen<br />
<strong>in</strong> technologischer H<strong>in</strong>sicht verarbeitet?<br />
Wer an das Katasteramt denkt, der richtet<br />
se<strong>in</strong>e Vorstellung oftmals auf alte Kartenblätter,<br />
die vergilbt und verstaubt <strong>in</strong><br />
großen Archiven untergebracht s<strong>in</strong>d oder<br />
auf zugehörige Bücher, <strong>in</strong> denen die Besitzverhältnisse<br />
dokumentiert s<strong>in</strong>d. Zwar<br />
erklärt dies durchaus die Historie des<br />
Katasters, entspricht allerd<strong>in</strong>gs seit e<strong>in</strong>igen<br />
Jahrzehnten nicht mehr der Realität.<br />
Schon <strong>in</strong> den 1970er-Jahren wurde durch<br />
die E<strong>in</strong>führung der Automatisierten Liegenschaftskarte<br />
(ALK) und des Automatisierten<br />
Liegenschaftsbuchs (ALB) damit begonnen,<br />
das Kataster digital zu verwalten. Es wurden<br />
proprietäre Systeme entwickelt, mit denen<br />
die Liegenschaftskarte digitalisiert und<br />
über e<strong>in</strong>e Schnittstelle an Nutzer ausgegeben<br />
wurde. In ähnlicher Weise wurde mit<br />
dem Liegenschaftsbuch verfahren. Da die<br />
Katasterverwaltung allerd<strong>in</strong>gs den jeweiligen<br />
Bundesländern unterliegt, entstanden<br />
deutschlandweit leicht unterschiedliche<br />
Sys teme und Schnittstellen.<br />
Schnittstellendesign<br />
Die enormen Entwicklungen der letzten 30<br />
Jahre <strong>in</strong> der raumbezogenen Informationsverarbeitung<br />
bezogen auf die sowohl software-<br />
als auch hardwaretechnischen Möglichkeiten,<br />
haben es notwendig ersche<strong>in</strong>en<br />
lassen, die Modellierung und die Führung<br />
des Liegenschaftskatasters zu überdenken.<br />
So wurden aus heutiger Sicht zahlreiche<br />
Defizite durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen<br />
Standards ausgemerzt. Dazu hat die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
der Vermessungsverwaltungen<br />
der Länder der BRD (AdV) das deutschlandweit<br />
e<strong>in</strong>heitliche Datenmodell Amtliches<br />
Liegenschaftskataster Informationssystem<br />
(ALKIS) entworfen und mit ihm die normbasierte<br />
Austauschschnittstelle (NAS). Aus<br />
dem vollständig <strong>in</strong> UML beschriebenen Anwendungsschema<br />
wird die GML-basierende<br />
Schnittstelle abgeleitet.<br />
XML der Geografie<br />
Die Geography Markup Languange (GML) ist<br />
e<strong>in</strong> Standard des Open Geospatial Consortium<br />
(OGC) und <strong>in</strong>zwischen als Norm ISO<br />
19136 verabschiedet. Dieses XML-Derivat<br />
erweitert XML um die raumbezogene Komponente,<br />
wodurch räumliche Geometrien<br />
ebenso abgelegt werden können wie attributive<br />
Informationen.<br />
Als Beispiel sei e<strong>in</strong> Flurstück, e<strong>in</strong>e sog.<br />
Parzelle, genannt. Dieses wird <strong>in</strong> GML als<br />
Feature modelliert und hat nichtgeometrische<br />
Eigenschaften wie Flurstücksnummer<br />
oder Eigentümer. Die Geometrie wird<br />
als geometrische Eigenschaft modelliert,<br />
wobei das umgrenzende Polygon aus L<strong>in</strong>ienabschnitten<br />
besteht, die durch Koord<strong>in</strong>aten<br />
festgelegt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ansammlung von<br />
gleichartigen Features wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Feature-<br />
Collection zusammengefasst.<br />
Um den Anforderungen an die Verarbeitungssoftware<br />
gerecht zu werden, werden<br />
Geographische Informationssysteme (GIS)<br />
an die Belange des Katasterwesens angepasst.<br />
Die Verarbeitungskomponenten unterscheiden<br />
sich zwischen Datenhaltung,<br />
Erfassung und Qualifizierung sowie der<br />
Auskunft und Präsentation. Das Datenbanksystem<br />
muss e<strong>in</strong>e räumliche Komponente<br />
Dr. Sven-Henrik Kleber, Selbstständiger Geo<strong>in</strong>formatiker:<br />
„Die enormen Entwicklungen der letzten 30 Jahre <strong>in</strong><br />
der raumbezogenen Informationsverarbeitung bezogen<br />
auf die sowohl software- als auch hardwaretechnischen<br />
Möglichkeiten, haben es notwendig ersche<strong>in</strong>en lassen, die<br />
Modellierung und die Führung des Liegenschaftskatasters<br />
zu überdenken. So wurden aus heutiger Sicht zahlreiche<br />
Defizite durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen Standards<br />
ausgemerzt.“<br />
aufweisen, um Geometrien zu speichern und<br />
zu analysieren. Oracle Spatial wäre hier beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Möglichkeit, da dadurch das<br />
Datenbanksystem Oracle um Funktionalitäten<br />
und Datentypen, mit denen räumliche<br />
Daten gespeichert und analysiert werden<br />
können, ergänzt werden kann. Notwendige<br />
Plausibilitätskontrollen oder adm<strong>in</strong>istrative<br />
Werkzeuge werden <strong>in</strong> der Regel h<strong>in</strong>zuprogrammiert.<br />
Die Erfassungsarbeitsplätze<br />
werden als GIS- oder auch CAD-Clients ausgestattet,<br />
wobei auch diese um katasterspezifische<br />
Prüfmechanismen erweitert werden<br />
müssen. Auskunftsarbeitsplätze müssen die<br />
Katasterdaten darstellen können, wobei hier<br />
oftmals webbasierte Anwendungen oder sogenannte<br />
Viewer-Arbeitsplätze zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommen.<br />
Standardisierte Austauschmechanismen<br />
s<strong>in</strong>d auch im Katasterwesen die Grundlage<br />
für den Aufbau vernetzter <strong>IT</strong>-Strukturen, um<br />
die Liegenschaftsdaten ihren Nutzern „on<br />
demand“ zur Verfügung zu stellen. Web-Services,<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geo-Daten-Infrastruktur<br />
(GDI) e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, kommen daher<br />
heute zunehmend wichtiger werdende Aufgaben<br />
zu.<br />
Über den Autor<br />
i<br />
Dr. Sven-Henrik Kleber ist gelernter Vermessungstechniker,<br />
studierte Bau<strong>in</strong>genieurwesen<br />
an der Universität Siegen<br />
und Geographical Information Science<br />
& Systems an der Universität Salzburg.<br />
Er promovierte an der TU Darmstadt<br />
und arbeitete für die Softwarefirma<br />
Intergraph. Er ist als selbstständiger<br />
Geo<strong>in</strong>formatiker mit dem Schwerpunkt<br />
Beratung tätig und hat Lehraufträge<br />
an der Universität Salzburg im Bereich<br />
Applikationsentwicklung, Datenmodellierung<br />
und -strukturen.<br />
Kontakt<br />
E-Mail:<br />
webmaster@sven-henrik-kleber.de<br />
Web:<br />
www.sven-henrik-kleber.de