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IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine

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32<br />

<strong>IT</strong>-Bus<strong>in</strong>ess Geo<strong>in</strong>formatik<br />

Dr. Sven-Henrik Kleber<br />

Geo<strong>in</strong>formatik – die <strong>IT</strong> des Katasters<br />

Wer hat nicht schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Google Earth überprüft, ob e<strong>in</strong> angepriesenes Urlaubshotel tatsächlich<br />

direkt am Meer liegt, oder die Reiseroute für den Wochenendausflug mit Google Maps geplant?<br />

Jeder Immobilienbesitzer kann von der Katasterbehörde e<strong>in</strong>en Lageplan se<strong>in</strong>er Liegenschaft <strong>in</strong><br />

elektronischer Form erhalten. Aber wie werden die zugrundeliegenden raumbezogenen Informationen<br />

<strong>in</strong> technologischer H<strong>in</strong>sicht verarbeitet?<br />

Wer an das Katasteramt denkt, der richtet<br />

se<strong>in</strong>e Vorstellung oftmals auf alte Kartenblätter,<br />

die vergilbt und verstaubt <strong>in</strong><br />

großen Archiven untergebracht s<strong>in</strong>d oder<br />

auf zugehörige Bücher, <strong>in</strong> denen die Besitzverhältnisse<br />

dokumentiert s<strong>in</strong>d. Zwar<br />

erklärt dies durchaus die Historie des<br />

Katasters, entspricht allerd<strong>in</strong>gs seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahrzehnten nicht mehr der Realität.<br />

Schon <strong>in</strong> den 1970er-Jahren wurde durch<br />

die E<strong>in</strong>führung der Automatisierten Liegenschaftskarte<br />

(ALK) und des Automatisierten<br />

Liegenschaftsbuchs (ALB) damit begonnen,<br />

das Kataster digital zu verwalten. Es wurden<br />

proprietäre Systeme entwickelt, mit denen<br />

die Liegenschaftskarte digitalisiert und<br />

über e<strong>in</strong>e Schnittstelle an Nutzer ausgegeben<br />

wurde. In ähnlicher Weise wurde mit<br />

dem Liegenschaftsbuch verfahren. Da die<br />

Katasterverwaltung allerd<strong>in</strong>gs den jeweiligen<br />

Bundesländern unterliegt, entstanden<br />

deutschlandweit leicht unterschiedliche<br />

Sys teme und Schnittstellen.<br />

Schnittstellendesign<br />

Die enormen Entwicklungen der letzten 30<br />

Jahre <strong>in</strong> der raumbezogenen Informationsverarbeitung<br />

bezogen auf die sowohl software-<br />

als auch hardwaretechnischen Möglichkeiten,<br />

haben es notwendig ersche<strong>in</strong>en<br />

lassen, die Modellierung und die Führung<br />

des Liegenschaftskatasters zu überdenken.<br />

So wurden aus heutiger Sicht zahlreiche<br />

Defizite durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen<br />

Standards ausgemerzt. Dazu hat die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

der Vermessungsverwaltungen<br />

der Länder der BRD (AdV) das deutschlandweit<br />

e<strong>in</strong>heitliche Datenmodell Amtliches<br />

Liegenschaftskataster Informationssystem<br />

(ALKIS) entworfen und mit ihm die normbasierte<br />

Austauschschnittstelle (NAS). Aus<br />

dem vollständig <strong>in</strong> UML beschriebenen Anwendungsschema<br />

wird die GML-basierende<br />

Schnittstelle abgeleitet.<br />

XML der Geografie<br />

Die Geography Markup Languange (GML) ist<br />

e<strong>in</strong> Standard des Open Geospatial Consortium<br />

(OGC) und <strong>in</strong>zwischen als Norm ISO<br />

19136 verabschiedet. Dieses XML-Derivat<br />

erweitert XML um die raumbezogene Komponente,<br />

wodurch räumliche Geometrien<br />

ebenso abgelegt werden können wie attributive<br />

Informationen.<br />

Als Beispiel sei e<strong>in</strong> Flurstück, e<strong>in</strong>e sog.<br />

Parzelle, genannt. Dieses wird <strong>in</strong> GML als<br />

Feature modelliert und hat nichtgeometrische<br />

Eigenschaften wie Flurstücksnummer<br />

oder Eigentümer. Die Geometrie wird<br />

als geometrische Eigenschaft modelliert,<br />

wobei das umgrenzende Polygon aus L<strong>in</strong>ienabschnitten<br />

besteht, die durch Koord<strong>in</strong>aten<br />

festgelegt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ansammlung von<br />

gleichartigen Features wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Feature-<br />

Collection zusammengefasst.<br />

Um den Anforderungen an die Verarbeitungssoftware<br />

gerecht zu werden, werden<br />

Geographische Informationssysteme (GIS)<br />

an die Belange des Katasterwesens angepasst.<br />

Die Verarbeitungskomponenten unterscheiden<br />

sich zwischen Datenhaltung,<br />

Erfassung und Qualifizierung sowie der<br />

Auskunft und Präsentation. Das Datenbanksystem<br />

muss e<strong>in</strong>e räumliche Komponente<br />

Dr. Sven-Henrik Kleber, Selbstständiger Geo<strong>in</strong>formatiker:<br />

„Die enormen Entwicklungen der letzten 30 Jahre <strong>in</strong><br />

der raumbezogenen Informationsverarbeitung bezogen<br />

auf die sowohl software- als auch hardwaretechnischen<br />

Möglichkeiten, haben es notwendig ersche<strong>in</strong>en lassen, die<br />

Modellierung und die Führung des Liegenschaftskatasters<br />

zu überdenken. So wurden aus heutiger Sicht zahlreiche<br />

Defizite durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen Standards<br />

ausgemerzt.“<br />

aufweisen, um Geometrien zu speichern und<br />

zu analysieren. Oracle Spatial wäre hier beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit, da dadurch das<br />

Datenbanksystem Oracle um Funktionalitäten<br />

und Datentypen, mit denen räumliche<br />

Daten gespeichert und analysiert werden<br />

können, ergänzt werden kann. Notwendige<br />

Plausibilitätskontrollen oder adm<strong>in</strong>istrative<br />

Werkzeuge werden <strong>in</strong> der Regel h<strong>in</strong>zuprogrammiert.<br />

Die Erfassungsarbeitsplätze<br />

werden als GIS- oder auch CAD-Clients ausgestattet,<br />

wobei auch diese um katasterspezifische<br />

Prüfmechanismen erweitert werden<br />

müssen. Auskunftsarbeitsplätze müssen die<br />

Katasterdaten darstellen können, wobei hier<br />

oftmals webbasierte Anwendungen oder sogenannte<br />

Viewer-Arbeitsplätze zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen.<br />

Standardisierte Austauschmechanismen<br />

s<strong>in</strong>d auch im Katasterwesen die Grundlage<br />

für den Aufbau vernetzter <strong>IT</strong>-Strukturen, um<br />

die Liegenschaftsdaten ihren Nutzern „on<br />

demand“ zur Verfügung zu stellen. Web-Services,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geo-Daten-Infrastruktur<br />

(GDI) e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, kommen daher<br />

heute zunehmend wichtiger werdende Aufgaben<br />

zu.<br />

Über den Autor<br />

i<br />

Dr. Sven-Henrik Kleber ist gelernter Vermessungstechniker,<br />

studierte Bau<strong>in</strong>genieurwesen<br />

an der Universität Siegen<br />

und Geographical Information Science<br />

& Systems an der Universität Salzburg.<br />

Er promovierte an der TU Darmstadt<br />

und arbeitete für die Softwarefirma<br />

Intergraph. Er ist als selbstständiger<br />

Geo<strong>in</strong>formatiker mit dem Schwerpunkt<br />

Beratung tätig und hat Lehraufträge<br />

an der Universität Salzburg im Bereich<br />

Applikationsentwicklung, Datenmodellierung<br />

und -strukturen.<br />

Kontakt<br />

E-Mail:<br />

webmaster@sven-henrik-kleber.de<br />

Web:<br />

www.sven-henrik-kleber.de

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