IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine

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Projektmanagement Scrum
Josef Zimmermann
Projektmanagement mit Scrum im
Embedded-Bereich
Jeder, der IT-Projekte kennt, weiß, dass sie früher oder später Eigendynamiken entwickeln, die u. U.
bis zum Scheitern führen können. Krisensitzungen, Schuldzuweisungen, Blockaden - sprich die blanke
Not und Verzweiflung bricht aus. Der Entwickler Josef Zimmermann weiß, wie man bereits im Vorfeld
Worst-Case-Szenarien verhindern und Kreativität als koordinierte Antriebskraft nutzen kann.
Mein erstes Projekt als frisch gebackener
Ingenieur war ziemlich heikel. Bei einem
Kunden hatten alle Software-Entwickler gekündigt.
Dadurch war der Liefertermin eines
Großprojekts gefährdet und die Existenz
des Unternehmens stand als Folge davon in
Frage. Meinem damaligen Arbeitgeber wurde
die Aufgabe übertragen, innerhalb von
drei Monaten die Software für ein verteiltes
System mit sechs Rechnern zur Datenerfassung,
Protokollierung und Steuerung einer
Anlage zur Materialprüfung zu entwickeln.
Ein vollständiges Pflichtenheft existierte
nicht. Detaillierte Vorstellungen über die
Anforderungen steckten lediglich in den
Köpfen der Mitarbeiter des Kunden. Es wurde
ein Team mit fünf Entwicklern gebildet,
das sich im 14tägigen Turnus mit dem Kunden
traf. Hierbei wurde der aktuelle Stand
der Software geprüft und es wurde festgelegt,
welche Funktionen bis zum nächsten
Meeting zu realisieren waren. Schluss endlich
haben wir den Termin gehalten. Und
das war unser erstes Scrum-Projekt, obwohl
das keinem der Beteiligten damals bewusst
war.
Was waren die ausschlaggebenden
Kriterien, die dieses Projekt
zum Erfolg werden ließen?
Die Erkenntnis, Projekte werden von Men-
schen gemacht, wird vielerorts ignoriert
und durch ausgefeilte und komplizierte Entwicklungsprozesse
überdeckt. Dadurch wird
aber die Entwicklung sehr bürokratisch und
schwerfällig. Entwicklung wird dabei nicht
als kreativer Prozess verstanden. Stattdessen
wird versucht, taylorisierte Abläufe zu
etablieren, um den Entwicklungsprozess
beherrschbar zu machen. Dafür gibt es gute
Gründe, allerdings blockiert diese Vorgehensweise
die Kreativität und beansprucht
zusätzliche Ressourcen. Scrum bietet einen
Ausweg aus diesem Dilemma.
In meiner Laufbahn als Entwickler, Projekt-,
Gruppen- und Abteilungsleiter habe
ich noch kein Projekt erlebt, das sich vom
Anfang bis zum Abgabetermin reibungslos
durchplanen ließ. Anforderungen sind häufig
unvollständig, missverständlich, widersprüchlich
oder sogar unsinnig. Im Laufe der
Entwicklung ergeben sich neue Erkenntnis -
se, Möglichkeiten oder auch Einschränkungen.
Wie exakt können unter diesen Umständen
Aufwandabschätzungen überhaupt
getroffen werden? Ein weiteres Dilemma,
dem sich jeder Projektverantwortliche immer
wieder konfrontiert sieht.
Die Rollen in Scrum-Projekten
Die Akteure innerhalb von Scrum-Projekten
sind der Product Owner, der Scrum Master
und das Team.
Der Product Owner ist der Hauptverantwortliche
für das Produkt. Seine Rolle ist es, die
Anforderungen zu klären, zu erfassen und
zu priorisieren. Die Anforderungen trägt
er in das Productbacklog ein und hilft dem
Team dabei, diese zu verstehen. Er alleine
entscheidet darüber, ob Projektziele als erreicht
angesehen werden können, und über
die Auslieferfähigkeit und den nächsten
Release-Termin.
Das Team entwickelt eigenverantwortlich
gemäß den Vorgaben und organisiert sich
selbst. Die Aufgabe des Scrum Master ist es,
das Team bei der Teambildung zu unterstützen,
den Scrum-Prozess zu etablieren und
Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Josef Zimmermann: „Die Erkenntnis, Projekte werden
von Menschen gemacht, wird vielerorts ignoriert und
durch ausgefeilte und komplizierte Entwicklungsprozesse
überdeckt.“
Der Entwicklungsprozess mit Scrum verläuft
in vielen kurzen Zeitabschnitten, sog.
Sprints. Um einen Sprint zu beginnen, werden
im Sprint-Planning-Meeting einzelne
Anforderungen in das Sprintbacklog übertragen.
Das Team entscheidet über den Umfang
der Arbeitspakete, die es im nächsten
Sprint abarbeiten kann.
Während eines Sprints finden tägliche Sprint
Meetings statt, in denen jedes Team-Mitglied
kurz über seine Tätigkeit berichtet. Am Ende
eines Sprints wird im Sprint Review überprüft,
ob die Anforderungen erreicht wurden.
Als erfüllt gilt eine Anforderung dann,
wenn sie vollständig funktioniert, getestet
und dokumentiert ist. Eine Retrospektive
bietet die Möglichkeit, Team und Projekt
zu optimieren. Die Selbstorganisation des
Teams ermöglicht es dem Einzelnen, sich
entsprechend seiner Fähigkeiten und fachlichen
Voraussetzungen einzubringen. Mit
jedem Sprint erhält der Product Owner die
Möglichkeit, sich neu zu orientieren, neue
Schwerpunkte zu setzen oder neue Erkenntnisse
zu berücksichtigen.
Scrum ist eine flexible Methode, die sehr
gut geeignet ist, Projekte mit hohen Risiken
und unvollständigen Vorgaben zu steuern.
Scrum ist zwar kein Allheilmittel, aber ein
kluger Prozess, um Unwägbarkeiten im Projekt
frühzeitig abschätzen zu können und um
den Entwicklungsprozess zu optimieren.
Über den Autor
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Dipl.-Ing. Josef Zimmermann arbeitet
freiberuflich als Projektmanager
und Software-Entwickler für verschiedenste
Branchen der Industrie. Seinen
fachlichen Schwerpunkt legt er dabei
auf technische Systeme, Steuergeräte
und die dazugehörende Software.
Kontakt
E-Mail: jz@zi-engineering.de
Web: www.zi-engineering.de