IT-Freiberufler in guter Gesellschaft - Resoom Magazine
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36<br />
<strong>IT</strong>-Technologie Archivierung<br />
Jens Bieler<br />
Die Verwaltung von morgen für die Dokumente von<br />
gestern und heute<br />
Heute unterliegen Unternehmen mannigfaltigen Regularien wie beispielsweise GdPdU, SOX, FDA<br />
oder Abgabenordnungen. Dies gilt <strong>in</strong> besonderer Form für die digitalen und analogen Unternehmensarchive,<br />
da diesen e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung bei der Dokumentation von Geschäftsvorfällen<br />
zukommt. Was leisten Archive für Unternehmen?<br />
Leider ist auch heutzutage noch <strong>in</strong> vielen<br />
Unternehmen festzustellen, dass Archive<br />
doch recht stiefmütterlich behandelt werden.<br />
Dies kann unter Umständen fatale<br />
Folgen für diese Unternehmen haben. So<br />
kann es passieren, dass bestimmte Daten<br />
nicht mehr gelesen werden können, da die<br />
Medien beschädigt wurden, oder dass im<br />
Unternehmen ke<strong>in</strong>e Software mehr für die<br />
Anzeige der Daten vorhanden ist oder dass<br />
Dokumente vor geraumer Zeit ohne H<strong>in</strong>weise<br />
auf ihre Zusammenhänge gespeichert<br />
wurden und heute von den Mitarbeitern<br />
nicht mehr <strong>in</strong>terpretiert und richtig zugeordnet<br />
werden können.<br />
Generell s<strong>in</strong>d bei der Betrachtung von digitalen<br />
Archiven auch die zu archivierenden<br />
Dokumente und die notwendigen gesetzlichen<br />
Aufbewahrungsfristen zu betrachten.<br />
In der Regel s<strong>in</strong>d dies für den normalen<br />
Gewerbetreibenden sechs bis zehn Jahre je<br />
nach Dokumentenart. Doch schon für Krankenhäuser,<br />
Kl<strong>in</strong>iken, Versicherungen oder<br />
auch Künstleragenturen können Archivierungen<br />
von bis zu 70 und mehr Jahren vorgeschrieben<br />
se<strong>in</strong>. Dies zeigt deutlich, dass<br />
e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> technische Betrachtung e<strong>in</strong>es<br />
digitalen Archivs zu kurz greift. Unter Umständen<br />
ist es sogar s<strong>in</strong>nvoller, e<strong>in</strong> digitales<br />
mit e<strong>in</strong>em analogen Archiv zu verb<strong>in</strong>den<br />
bzw. additiv zu betreiben. Gerade Verträge<br />
und Urkunden benötigen immer die Orig<strong>in</strong>alform,<br />
um als Beweis vor Gericht Verwendung<br />
zu f<strong>in</strong>den. Außerdem gibt es im Grunde<br />
ke<strong>in</strong> digitales Medium, welches Dateien<br />
mehrere Jahrzehnte risikofrei speichern<br />
könnte.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Archivierungsprojekts s<strong>in</strong>d<br />
die folgenden Fragen zu beantworten:<br />
• Was soll archiviert werden?<br />
• Wie lange ist die geforderte Archivierungsdauer?<br />
• Welche begleitenden gesetzlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
müssen dabei berücksichtigt<br />
werden?<br />
• Welche Risiken s<strong>in</strong>d mit dem Verlust bzw.<br />
dem Untergang des Dokumentes verbunden?<br />
• Wann und wie schnell muss das Dokument<br />
wieder verfügbar se<strong>in</strong>?<br />
Anhand dieser Fragen wird e<strong>in</strong>e Systematik<br />
entwickelt, mit deren Hilfe die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Unternehmen verwendeten Dokumente und<br />
Informationen qualifiziert werden. Dies ist<br />
das Fundament des Archivs. Es dient als Anforderungsanalyse<br />
und Planungsleitfaden.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt lassen sich daraus<br />
die jeweiligen auf die e<strong>in</strong>zelnen Dokumentenklassen<br />
bezogenen Maßnahmen ableiten.<br />
Diese Maßnahmen können zum Beispiel<br />
se<strong>in</strong>:<br />
• Redundante Speicherung auf optischen<br />
Discs und Mikrofilmen<br />
• Parallele E<strong>in</strong>lagerung von Orig<strong>in</strong>aldokumenten,<br />
wie Verträge und Urkunden, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Bunker oder besonders gesicherten<br />
Gebäude<br />
• Festlegung des Lebenszyklus für bestimmte<br />
Dokumente, z. B. nearl<strong>in</strong>e-Speicherung<br />
für den kurzfristigen Zugriff mit<br />
anschließender Ablage auf langsamen<br />
optischen Datenträgern<br />
• Migrationsplanung, welche mit dem Tag<br />
der Archivierung beg<strong>in</strong>nt und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />
die Zukunft gerichteten kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Prozess darstellt<br />
• Festlegung der notwendigen Benutzerrechte<br />
und -rollen h<strong>in</strong>sichtlich der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Dokumentenklassen<br />
• möglichst normalisierte bzw. standardisierte<br />
Dokumentenformate, die ke<strong>in</strong>en<br />
lizenzrechtlichen E<strong>in</strong>schränkungen unterliegen.<br />
E<strong>in</strong> solcher Planungsleitfaden bzw. das Ergebnis<br />
e<strong>in</strong>er solchen Analyse kann bei Bedarf<br />
auch als e<strong>in</strong>e Art Onl<strong>in</strong>e-Repository implementiert<br />
se<strong>in</strong>, das alle im Unternehmen<br />
verwendeten Daten enthält. So entsteht e<strong>in</strong><br />
Nachschlagewerk, <strong>in</strong> welchem sich die Mitarbeiter<br />
auch über Meta-Informationen wie<br />
festgelegte Klassifizierungen oder Verantwortlichkeiten<br />
<strong>in</strong>formieren können.<br />
Die Archivierung von Dokumenten und Informationen<br />
ist e<strong>in</strong> Teilaspekt der Norm Records<br />
Management nach DIN ISO 15489, die impliziert,<br />
dass jedes Archiv zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>en gültigen<br />
Aktenplan braucht. Parallel zu e<strong>in</strong>em<br />
solchen Aktenplan sollte auch berücksichtigt<br />
werden, dass Dokumente <strong>in</strong>nerhalb von<br />
Unternehmen kontextuiert bzw. Teile von<br />
Geschäftsvorfällen s<strong>in</strong>d. Werden Dokumente<br />
ohne ihre kontextuellen Bezüge aufbewahrt,<br />
dann verlieren sie im Laufe der Zeit ihre Bedeutungen.<br />
Sie stellen dann bloß noch zusammenhanglose<br />
E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>formationen dar.<br />
Schlussendlich darf auch nicht außer Acht<br />
gelassen werden, dass e<strong>in</strong> funktionierendes<br />
Archiv nicht nur der Produktivität der Mitarbeiter<br />
zuträglich ist, sondern auch die Existenz<br />
des Unternehmens sicherstellt.<br />
Archivierungsexperte Jens Bieler: „Es gibt im Grunde<br />
ke<strong>in</strong> digitales Medium, welches Dateien mehrere Jahrzehnte<br />
risikofrei speichern könnte.“<br />
Über den Autor<br />
i<br />
Jens Bieler ist selbständiger <strong>IT</strong>-Berater<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Architektur von DMS<br />
und Archivsystemen – <strong>in</strong>sbesondere<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der langfristigen Aufbewahrung<br />
und der Normalisierung von<br />
Inhalten. Er berät se<strong>in</strong>e Kunden h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Archivlösungen herstellerunabhängig<br />
und stellt die langfristige<br />
Verfügbarkeit von Dokumenten sicher.<br />
Kontakt<br />
E-Mail: Jens.Bieler@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
X<strong>in</strong>g-Mitglied: Jens Bieler