PDF Download - Laborwelt
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W I S S E N S C H A F T<br />
Abb. 3: a. SDS-PAGE von Peroxisomen nach Isolierung über Immuno-FFE (2) oder Dichtegradientenzentrifugation<br />
(3) im Vergleich zur Ausgangsfraktion (1). b. Immunoblotanalyse der durch<br />
Immuno-FFE isolierten Peroxisomen. Zum Nachweis der Peroxisomen wurden polyklonale<br />
Antikörper gegen Acyl-CoA-Oxidase (AOx), Uratoxidase (UOx) und PMP22 verwendet. Mitochondrien<br />
wurden mir einem Antiserum gegen ein nicht weiter charakterisiertes mitochondriales<br />
Membranprotein detektiert. Ausgangsfraktion (D-Fraktion, A), Vereinigte Fraktionen 22-25 der<br />
IFFE (B), vereinigte Fraktionen 31-35 der IFFE (C). c- Immunelektronenmikroskopie der IFFE-isolierten<br />
Peroxisomen mit Katalaseantikörper. Die einzelnen Organellen sind von einer durchgehenden<br />
Membran umgeben und weisen in ihrer Matrix hohe Konzentrationen von Katalase auf.<br />
tikörperinteraktionen bieten die Möglichkeit,<br />
Proteine mit hoher Affinität zu binden und<br />
somit Einzelproteine hochspezifisch aus Proteingemischen<br />
über Affinitäts-Chromatographie<br />
zu isolieren. Während sich die herkömmliche<br />
Affinität-Chromatographie aufgrund der<br />
hohen auftretenden Scherkräfte nicht zur<br />
Aufreinigung intakter Organellen eignet,<br />
stellt die Immuno-Free-Flow-Elektrophorese<br />
(IFFE) diesbezüglich durch die in flüssiger<br />
Phase stattfindende Trennung ein schonendes<br />
und effektives Alternativverfahren für die<br />
Isolierung von Organellen dar. Aufgrund ihres<br />
nahezu identischen pIs sind Antikörper im<br />
elektrischen Feld bei einem pH 8,0 weitgehend<br />
unbeweglich, da sie nahezu keine Nettoladung<br />
besitzen, und lassen sich daher als scharf geschnittener<br />
homogener Peak nahe der Anode<br />
der FFE-Trennkammer fokussieren. Folglich<br />
bewirkt der Antikörper-pI nach Kopplung<br />
an spezifische Oberflächenmoleküle eines<br />
Organells eine drastische Veränderung des<br />
Masse/Ladungsverhältnisses und somit eine<br />
deutlich verminderte Mobilität im elektrischen<br />
Feld der FFE. Dies führt zu einer Ablenkung<br />
der Antikörper-gekoppelten Organellen aus<br />
der Hauptmasse des Partikelstroms.<br />
Applikation<br />
Zur Etablierung und Validierung dieses<br />
Verfahrens wurden Rattenleber-Peroxisomen<br />
aus einem grob vorgereinigten Leberhomogenat<br />
(D-Fraktion 5 ) aufgereinigt und<br />
mit der Reinheit von herkömmlich durch<br />
Dichtgradientenzentrifugation isolierten<br />
Peroxisomen verglichen 6 . Zur Kopplung an<br />
die Peroxisomen wurden D-Fraktion und ein<br />
polyklonaler PMP70-Antikörper (peroxisomal<br />
membrane protein of 70 kDa) für eine Stunde<br />
bei Raumtemperatur inkubiert. Durch Zentrifugation<br />
wurden die Organellen anschließend<br />
von überschüssigem Antikörper getrennt<br />
und in Puffer für die IFFE resuspendiert. Zur<br />
Auftrennung wurde die Organellsuspension<br />
fortlaufend in die Trennkammer eingebracht,<br />
unter zonenelektrophoretischen Bedingungen<br />
getrennt und kontinuierlich in 96 Fraktionen<br />
auf Mikrotiterplatten gesammelt. Wie in<br />
Abbildung 2a anhand des Absorptionsspektrums<br />
bei 280 nm dargestellt, wandern die<br />
mit Antikörper beladenen Peroxisomen durch<br />
die verringerte Ladungsdichte im elektrischen<br />
Feld deutlich verlangsamt und werden dadurch<br />
als Seitenpeak deutlich vom Hauptpeak<br />
der Mitochondrien abgetrennt. Ein Vergleich<br />
mit einer ohne vorherige Antikörperbeladung<br />
durchgeführten FFE (Abb. 2b) verdeutlicht<br />
das Potential der Methode. Um die Reinheit<br />
der mittels IFFE isolierten Peroxisomen zu<br />
beurteilen, wurden das bei der SDS-PAGE<br />
erhaltene Proteinmuster mit dem von Peroxisomen<br />
verglichen, die mit herkömmlicher<br />
Dichtegradientenzentrifugation isoliert wurden.<br />
Wie in Abbildung 3a gezeigt, stimmen<br />
beide Bandenmuster fast vollständig überein,<br />
unterscheiden sich aber signifikant von der für<br />
beide Separationstechniken verwendeten Ausgangsfraktionen.<br />
Auch im Immunoblot (Abb.<br />
3b) verdeutlichen die peroxisomalen Markerproteine<br />
Acyl-CoA-Oxidase, Uratoxidase und<br />
PMP22 die fast quantitative Aufreinigung der<br />
Peroxisomen im Seitenpeak des Trennprofils.<br />
Dagegen überwiegen in der Ausgangsprobe<br />
(D-Pellet) Mitochondrien (MMP), die überwiegend<br />
im Hauptpeak des Trennprofils angereichert<br />
werden. Die Intaktheit der isolierten<br />
Organellen demonstrieren die in Abbildung<br />
3c dargestellten elektronenmikroskopischen<br />
Schnitte. Die über IFFE isolierten Peroxisomen<br />
sind von einer kontinuierlichen, gut erhaltenen<br />
Membran umgeben. Die Immunmarkierung<br />
mit Goldpartikeln gegen das peroxisomale<br />
Matrixenzym Katalase zeigt eine intensive<br />
Markierung des Organellinneren, während<br />
nur wenige Partikel außerhalb zu finden sind,<br />
so daß von nur geringen Verlusten während<br />
der Homogenisation und Isolierung der Organellen<br />
auszugehen ist.<br />
Wie in dieser Arbeit gezeigt, eignet sich<br />
die Methode der Immuno-Free-Flow-Elektrophorese<br />
zur Gewinnung hochreiner Organellfraktionen<br />
von hoher Qualität, die folglich<br />
direkt zur nachfolgenden Proteomanalyse<br />
verwendet werden können. Die Beschränkung<br />
der Methode ist natürlich durch die<br />
Verfügbarkeit relativ großer Antikörpermengen<br />
vorgegeben, die die Verwendung von in<br />
großen Mengen, mit gleichbleibender Qualität<br />
produzierbarer monoklonaler Antikörper<br />
voraussetzen.<br />
Die eindeutige Stärke der Methode liegt<br />
jedoch in ihrem Potential, auch physikalisch<br />
sehr ähnliche Zellkompartimente voneinander<br />
trennen zu können 7,8 . Bei Verfügbarkeit<br />
geeigneter Antikörper verspricht die IFFE<br />
besonders im Bereich äußerst heterogener<br />
Organellpopulationen, wie etwa synaptischer<br />
Vesikel oder Mikrosomen, eine Auftrennung<br />
in analysierbare, klar voneinander abzugrenzende<br />
Subfraktionen, die einen wertvollen<br />
Beitrag zum Verständnis biologisch komplexer<br />
Zellstrukturen leisten kann.<br />
Literatur<br />
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[7] Völkl A., H. Mohr et al. (1998) “Isolation of peroxisome subpopulations from<br />
rat liver by means of free-flow electrophoresis.” Electrophoresis 19: 1140-4.<br />
[8] Mohr, H., A. Völkl (2002) “Isolation of peroxisomal subpopulations from<br />
mouse liver by immune free-flow electrophoresis.” Electrophoresis 23:<br />
2130-7.<br />
Korrespondenzadressen<br />
Dr. Markus Islinger<br />
Institut für Anatomie und Zellbiologie II<br />
Universität Heidelberg<br />
Im Neuenheimer Feld 307<br />
D-69120 Heidelberg<br />
Markus.Islinger@urz.uni-heidelberg.de<br />
PD Dr. Christoph Eckerskorn<br />
BD Diagnostics, Preanalytical Systems<br />
Im Innovationszentrum Biotechnologie<br />
D-82152 Martinsried<br />
Christoph_Eckerskorn@europe.bd.com<br />
26 | 6. Jahrgang | Nr. 6/2005 LABORWELT