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RZPD<br />
�<br />
Neuer Diagnostik–Service:<br />
Der AmpliChip CyP450-Test<br />
Dr. Florian Wagner, Dr. Johannes Maurer, Dr. Uwe Radelof<br />
RZPD Deutsches Ressourcenzentrum für Genomforschung, Berlin<br />
Das RZPD Deutsches Ressourcenzentrum für Genomforschung (www.rzpd.de) baut sein Service-Angebot<br />
im Bereich DNA-Microarray-Technologie um den Bereich DNA-Diagnostik aus.<br />
Die Etablierung des AmpliChip CYP450-Tests von Roche Diagnostics erfolgt als konsequente<br />
Erweiterung der Technologieplattform des RZPD: Seit 2001 ist das RZPD offizieller Affymetrix-Service-Provider;<br />
die NimbleGen-Technologie wird durch das RZPD seit 2004 exklusiv in<br />
Deutschland und Österreich angeboten. Im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes<br />
(NGFN) fungiert das RZPD als „Zentrale Microarray-Plattform“.<br />
DNA-Microarrays wurden seit ihrer erstmaligen<br />
Beschreibung zu Beginn der neunziger<br />
Jahre 1 zu einem der wichtigsten Instrumente<br />
der funktionellen Genomforschung weiterentwickelt.<br />
Inzwischen wird die DNA-<br />
Chiptechnologie auch in der Diagnostik<br />
eingesetzt. Prominentes Beispiel ist der erste<br />
in den USA und Europa für den klinischen<br />
Einsatz zugelassene DNA-Chip mit CE-IVD-<br />
Kennzeichnung für die Routinediagnostik: der<br />
AmpliChip ® CyP450 von Roche Diagnostics.<br />
Der Chip, der auf der Technologie des Microarray-Weltmarktführers<br />
Affymetrix basiert,<br />
repräsentiert 33 Varianten der zwei Gene 2D6<br />
und 2C19 der Cytochrom-P450-Genfamilie.<br />
Die hauptsächlich in der Leber exprimierten<br />
Genvarianten dieser beiden Enzyme sind an<br />
der Verstoffwechselung von etwa 25% aller<br />
verschreibungspflichtigen Medikamente beteiligt.<br />
Abhängig von der individuellen genetischen<br />
Ausstattung, die einen erheblichen Einfluß<br />
auf die Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
der verabreichten Medikamente hat, erreichen<br />
bei Standarddosierung viele Medikamente<br />
keinen therapeutisch wirksamen Serumspiegel<br />
(bei sehr schnellen Metabolisierern), oder<br />
es wird im umgekehrten Fall (bei langsamen<br />
Metabolisierern) über einen längeren Zeitraum<br />
ein so hoher Serumspiegel erreicht (Abb.1),<br />
daß schwere Nebenwirkungen die Folge sind.<br />
Signifikante Arzneimittelnebenwirkungen<br />
treten in ca. 5% bis 10% aller Fälle medikamentöser<br />
Behandlung auf, nicht selten sogar mit<br />
tödlichem Ausgang 2,3 . In Deutschland wird<br />
mit jährlich 16.000 Todesfällen und 120.000<br />
schweren Zwischenfällen gerechnet.<br />
Der vom RZPD angebotene AmpliChip<br />
CYP450-Test umfaßt folgende Schritte: Zunächst<br />
werden in zwei Multiplex-PCR-Reaktionen<br />
die allelischen Varianten von 2D6 und<br />
2C19 amplifiziert. Ausgangsmaterial sind<br />
lediglich 50 ng genomischer DNA, die aus<br />
wenigen Millilitern Blut isoliert werden. Die<br />
PCR-Amplifikate werden fragmentiert und<br />
T E C H - T R A N S F E R<br />
mit Biotin endmarkiert. Für die automatisierte<br />
Hybridisierung, das Färben und Scannen des<br />
Chips wird das bewährte Affymetrix-System<br />
eingesetzt. Die Analyse der Rohdaten erfolgt<br />
mit der von Roche entwickelten CYP450-<br />
Datenanalyse-Software. Zur Analyse jeder<br />
einzelnen der 33 Genvarianten, die auf dem<br />
Chip repräsentiert sind, greift die Software<br />
auf die Daten jeweils eines Blocks von 240<br />
25mer-Oligonukleotiden zurück. Auf Basis des<br />
ermittelten Genotyps erfolgt für 2D6 und 2C19<br />
eine Aussage über den Phänotyp. Für 2D6 sind<br />
vier Varianten möglich, von „langsamer Metabolisierer“<br />
über „eingeschränkter Metabolisierer“<br />
und „normaler Metabolisierer“ bis hin<br />
zu „sehr schneller Metabolisierer“. Langsame<br />
Metabolisierer haben zwei defekte Allele, bei<br />
sehr schnellen Metabolisierern liegen mehr als<br />
zwei voll funktionsfähige Allele vor. Für 2C19<br />
werden zwei Phänotypen vorhergesagt: langsamer<br />
oder normaler Metabolisierer. Auf der<br />
Basis dieser Information kann der behandelnde<br />
Arzt eine individuelle Entscheidung für das<br />
am besten geeignete Medikament und die für<br />
den jeweiligen Patienten wirksamste Medikamentendosis<br />
treffen. Für Medikamente, die<br />
von 2D6 und 2C19 umgesetzt werden, gibt es<br />
bereits Dosisempfehlungen 4-6. Die Spannbreite<br />
der empfohlenen optimalen Dosen liegt zwischen<br />
30% und 260% der Standarddosis, je<br />
nach Schnelligkeit der Metabolisierung.<br />
Vorteile der DNA-Chipdiagnostik liegen<br />
gegenüber anderen Verfahren im Multiplexing<br />
sowie der Schnelligkeit: Der Test kann<br />
an einem einzigen Arbeitstag durchgeführt<br />
werden. Zudem kann die oft langwierige, mit<br />
gesundheitlichen Risiken verbundene Ermittlung<br />
der optimalen Medikamentendosis – die<br />
„Einstellung“ des Patienten – in vielen Fällen<br />
vermieden werden.<br />
Die DNA-Chip-Diagnostik ist derzeit noch<br />
sehr kostenintensiv. Ihr gezielter Einsatz kann<br />
jedoch helfen, weit höhere Folgekosten zu<br />
vermeiden. Folgt die Preisentwicklung der<br />
Abb. 1: Gezeigt ist die Serumkonzentration<br />
eines Wirkstoffs in Abhängigkeit von der Zeit<br />
für einen schlechten (oben), normalen (Mitte)<br />
und sehr schnellen Metabolisierer (unten). Rot<br />
= Nebenwirkungen, grün = therapeutisches<br />
Fenster, grau = unwirksamer Bereich<br />
Diagnostik-Arrays jener der Forschungs-<br />
Chips werden ihre Kosten mittelfristig<br />
deutlich sinken – eine Tendenz, die durch die<br />
Technologieentwicklung, einen umfangreicheren<br />
Einsatz und die Markteinführung von<br />
Konkurrenzprodukten verstärkt wird. Roche<br />
selbst testet bereits in umfangreichen klinischen<br />
Studien einen weiteren DNA-Chip zur<br />
Leukämie-Klassifizierung, dessen Vermarktung<br />
Anfang 2007 starten soll (Seite 6 ff.).<br />
Literatur<br />
[1] Fodor SP et al. (1991). Science 251, 767-773.<br />
[2] Lazarou J et al. (1998). JAMA 279, 1200-1205.<br />
[3] Schönhofer P (1999). Arzneimitteltherapie 17, 83-86.<br />
[4] Brockmöller J et al. (2000). Pharmacogenomics 1, 125-151.<br />
[5] Kirchheiner J et al. (2001). Acta Psychiatr Scand 104, 173-192.<br />
[6] Roots I et al. (2004). Drug Metab Rev 36, 617-638.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Florian Wagner<br />
RZPD Deutsches Ressourcenzentrum für<br />
Genomforschung GmbH<br />
Heubnerweg 6, D-14059 Berlin<br />
Tel.: +49-(0)30-32639-179, Fax: -262<br />
eMail: f.wagner@rzpd.de, www.rzpd.de<br />
42 | 6. Jahrgang | Nr. 6/2005 LABORWELT