PDF Download - Laborwelt
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Lebensmittel-Diagnostik<br />
�<br />
Microarray-Diagnostik<br />
von Allergenen<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Dipl.-Biol. Dennie Andresen, Dr. Eva Ehrentreich-Förster, FhG IBMT, Nuthetal<br />
Dipl.-Oecotroph. Eva-Maria Fiedler, Prof. Dr. Margitta Worm, Charité - Universitäts-<br />
medizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin<br />
Dr. Matthias Kuhn, CONGEN Biotechnologie GmbH, Berlin<br />
Ende November tritt eine verschärfte, europaweit gültige Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel<br />
in Kraft, nach der sämtliche Inhaltsstoffe deklariert werden müssen. Um den<br />
schnellen Nachweis einer großen Probenzahl zu ermöglichen und gleichzeitig preiswert<br />
zu gestalten, wurden Möglichkeiten untersucht, die Detektion von Allergenen mit Hilfe von<br />
Biochips zu ermöglichen.<br />
Key Words: Nahrungsmittelallergie, Biochips, Real-time-PCR<br />
Allergien beherrschen in zunehmendem<br />
Maße unseren Alltag. Der Begriff selbst wurde<br />
erstmals 1906 von dem Wiener Kinderarzt<br />
Clemens von Pirquet geprägt. Seitdem<br />
wächst die Zahl der Allergiker stetig. Nach<br />
Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin<br />
haben 20% bis 30% der Bevölkerung schon<br />
mindestens einmal in ihrem Leben eine allergische<br />
Krankheit durchlebt.<br />
Als häufigste Auslöser von allergischen<br />
Reaktionen werden heute vor allem Stoffe<br />
aus dem „Umweltbereich“ und in Lebensmitteln<br />
diagnostiziert. Dabei können nahezu<br />
alle Lebensmittel eine Allergie auslösen.<br />
Verantwortlich hierfür sind Proteine und<br />
Glykoproteine (Allergene), die von Natur<br />
aus in einem Großteil der Lebensmittel<br />
vorkommen und im Normalfall für den<br />
Gesunden unschädlich sind.<br />
Nahrungsmittelallergien –<br />
Häufigkeiten, Symptome, Diagnostik<br />
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind<br />
in der Bevölkerung weit verbreitet. In der<br />
Diagnostik und Therapie sind die Immunglobulin<br />
E (IgE)-vermittelten gegenüber den<br />
nicht-IgE-vermittelten Unverträglichkeiten<br />
zu unterscheiden. Der Begriff Allergie steht<br />
für eine immunologisch vermittelte Unver-<br />
Abb. 1: Häufigkeit von Nahrungsmitteln, die bei einer repräsentativen Gruppe von Erwachsenen<br />
(Alter 18-79 Jahre) in der doppelblinden plazebo-kontrollierten Nahrungsmittelprovokation<br />
(DBPCFC) positive Reaktionen hervorrufen [modifiziert nach 1].<br />
träglichkeit. Kinder unter drei Jahren sind<br />
mit rund 6% die am häufigsten betroffene<br />
Altersgruppe. Im Vergleich dazu sind etwa<br />
3% der Erwachsenen von einer Nahrungsmittelallergie<br />
betroffen. Im Kindesalter sind<br />
Kuhmilch und Hühnerei die Hauptallergene.<br />
Die allergische Reaktion verschwindet<br />
allerdings bis zum Alter von fünf Jahren<br />
bei etwa 85% der Kinder durch Toleranzentwicklung<br />
1-3 .<br />
Dementsprechend nimmt die Häufigkeit<br />
von Allergien gegenüber Grundnahrungsmitteln<br />
mit steigendem Lebensalter ab.<br />
Jugendliche und Erwachsene leiden in erster<br />
Linie unter einer Allergie gegenüber Inhalationsallergenen,<br />
wie Hausstaubmilben,<br />
Tierhaaren und den verschiedenen Pollenarten<br />
(Baum-, Gräser-, Beifußpollen). Bei der<br />
klassischen Nahrungsmittelallergie kommt<br />
es üblicherweise durch die orale Aufnahme<br />
zu einer Sensibilisierung und dann – nach<br />
erneuter Aufnahme – zu einer allergischen<br />
Reaktion, zum Beispiel der Haut, der Mundschleimhaut<br />
oder dem Gastrointestinaltrakt.<br />
Vor allem bei Erwachsenen ist ein anderer<br />
Mechanismus häufiger. Hier kommt es<br />
initial zu einer inhalativen Sensibilisierung<br />
durch Pollenallergene. Aufgrund einer<br />
Strukturähnlichkeit der Proteine (Allergene)<br />
kann es später zu einer Kreuzreaktion<br />
der allergieauslösenden Antikörper gegen<br />
Pollen und bestimmte Nahrungsmittel<br />
kommen. Diese Allergieform wird pollenassoziierte<br />
Nahrungsmittelallergie genannt.<br />
Zu den klassischen Kreuzallergenen bei<br />
Birkenpollenallergie zählen die Haselnuß,<br />
Stein- und Kernobst (zum Beispiel Apfel,<br />
Pfirsich, Kirschen) und Gemüse wie Karotten<br />
und Sellerie. In eigenen Untersuchungen<br />
zur Häufigkeit der Nahrungsmittelallergie<br />
in Deutschland wurde gezeigt, daß Nüsse,<br />
Stein- und Kernobst die häufigsten Auslöser<br />
von allergischen Reaktionen bei Erwachsenen<br />
sind (vergl. Abb.1) 1 .<br />
Die klinischen Reaktionen einer Nahrungsmittelallergie<br />
können unterschiedlich<br />
schwer verlaufen, von sehr milden und<br />
lokalen Reaktionen der Mundschleimhaut<br />
(orales Allergie-Syndrom) über generalisierte<br />
Hautreaktionen (zum Beispiel Urtikaria)<br />
bis zum anaphylaktischen Schock 2,3 .<br />
Zur Diagnostik einer Nahrungsmittelallergie<br />
gehört neben den in vivo- (Hauttest) und<br />
in vitro-Tests (IgE-Antikörperbestimmung)<br />
auch die Eliminationsdiät mit anschließender<br />
doppelblinder Plazebo-kontrollierter<br />
Nahrungsmittelprovokation (DBPCFC) zur<br />
Überprüfung der klinischen Relevanz 1,4 . Die<br />
Therapie der Wahl bei einer nachgewiesenen<br />
Nahrungsmittelallergie ist das strenge<br />
Meiden der allergenen Nahrungsmittel. Ein<br />
großes Problem für den Allergiker stellt die<br />
derzeit noch gültige unzureichende Kennzeichnungspflicht<br />
dar. Viele allergische<br />
Reaktionen werden unerwartet durch den<br />
Verzehr von verarbeiteten Nahrungsmit-<br />
34 | 6. Jahrgang | Nr. 6/2005 LABORWELT