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Die Rolle der Umwelt in der Entwicklungspsychologie Martin ...

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unterschiedlich auf die ansonsten gleiche <strong>Umwelt</strong> reagieren (etwa das Verhalten ihrer Eltern<br />

als unterschiedlich fair erleben).<br />

Verhaltensgenetische Studien an Zwill<strong>in</strong>gen, Adoptivk<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Geschwistern zeigten, dass<br />

die von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geteilte <strong>Umwelt</strong> meist deutlich weniger <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuelle Varianz <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Merkmalen aufklärt als die für das jeweilige K<strong>in</strong>d spezifischen <strong>Umwelt</strong>e<strong>in</strong>flüsse<br />

(Plom<strong>in</strong> et al., 1999). An<strong>der</strong>s gesagt, tragen <strong>Umwelt</strong>e<strong>in</strong>flüsse eher zur Unterschiedlichkeit als<br />

zur Ähnlichkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bei. <strong>Die</strong>se Aussage ist etwas zu relativieren, da <strong>in</strong> die Schätzung<br />

des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> nicht geteilten <strong>Umwelt</strong> auch die Fehlervarianz des untersuchten Merkmals<br />

e<strong>in</strong>geht; aber auch bei statistischer Korrektur dafür klärt die nicht geteilte <strong>Umwelt</strong> im Mittel<br />

mehr Varianz als die geteilte <strong>Umwelt</strong> auf. So beträgt z.B. nach Plom<strong>in</strong> et al. (1999) bei<br />

Persönlichkeitsmaßen die Varianzaufklärung durch genetische Faktoren im Mittel 40%, durch<br />

nicht geteilte <strong>Umwelt</strong> (bere<strong>in</strong>igt für Messfehler) 40%, während ke<strong>in</strong>e bedeutsame Varianz<br />

durch die geteilte <strong>Umwelt</strong> aufgeklärt wird. E<strong>in</strong>e Ausnahme ist allerd<strong>in</strong>gs die Del<strong>in</strong>quenz, für<br />

die e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> geteilten <strong>Umwelt</strong> nachgewiesen wurde (z.B. Tuvblad, Eley &<br />

Lichtenste<strong>in</strong>, 2005). <strong>Die</strong>s kann u.E. dadurch erklärt werden, dass del<strong>in</strong>quentes Verhalten<br />

bestimmte Opportunitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Umwelt</strong> erfor<strong>der</strong>t und dass Geschwister häufig geme<strong>in</strong>sam<br />

del<strong>in</strong>quentes Verhalten zeigen, was dann zur Überschätzung geteilter <strong>Umwelt</strong>e<strong>in</strong>flüsse führt.<br />

Zudem erklärt die geteilte <strong>Umwelt</strong> etwa e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Variabilität<br />

allgeme<strong>in</strong>er kognitiver Fähigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit. Mit wachsendem Alter nehmen hier<br />

jedoch E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> geteilten <strong>Umwelt</strong> ab und <strong>der</strong> nicht geteilten <strong>Umwelt</strong> zu, z.B. weil K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zunehmend mehr Zeit außerhalb <strong>der</strong> Familie verbr<strong>in</strong>gen (Gatz, Pe<strong>der</strong>sen, Plom<strong>in</strong>, Nesselroade<br />

& McClearn, 1992; Plom<strong>in</strong> & Sp<strong>in</strong>ath, 2004).<br />

Natürlich weisen Schätzungen des Anteils <strong>der</strong> geteilten und nicht geteilten <strong>Umwelt</strong> an <strong>der</strong><br />

Variabilität von Merkmalen auch e<strong>in</strong>ige weitere Fehlerquellen auf. Da diese Schätzungen<br />

immer anhand <strong>der</strong> Variabilität dieser Merkmale <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersuchten Stichprobe erfolgen und<br />

Familien mit extrem negativem Elternverhalten vermutlich kaum an psychologischen Studien<br />

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