Die Rolle der Umwelt in der Entwicklungspsychologie Martin ...

auf künftige Stressoren bis zu einem gewissen Grad immunisiert wird (Gunnar et al., 1995).
Dauer der Einwirkung. Länger einwirkende Umwelteinflüsse haben im Mittel stärkere Effekte
auf die menschliche Entwicklung. Kinder, die in beständig finanziell belasteten Familien
leben, zeigen im Vergleich zu Kindern in stabil wirtschaftlich unbelasteten Familien mehr
Probleme mit Gleichaltrigen, Betragensprobleme in der Schule und eine geringe
Selbstachtung. Kinder, deren Familien nur vorübergehend wirtschaftliche Belastungen erlebt
haben, liegen in ihren Entwicklungsergebnissen zwischen den anderen beiden Gruppen
(Bolger, Patterson, Thompson & Kupersmidt, 1995). Ebenso ging in der bereits geschilderten
Studie von Rutter und O’Connor (2004) ein längerer Aufenthalt im Waisenhaus mit stärkeren
kognitiven Defiziten und Bindungsstörungen einher. Auch nach einem längeren Leben unter
widrigen Umständen wird jedoch nach einem Wechsel in eine bessere Umwelt gefunden, dass
sich negative Entwicklungsfolgen zum großen Teil wieder zurückbilden. Die meisten
rumänischen Waisenhauskinder holten z.B. in ihrer Entwicklung nach der Adoption
beträchtlich auf, was für eine hohe Plastizität der Entwicklung spricht
4. Veränderungen der Transaktion von Person und Umwelt im Lebenslauf
Nachdem im vorherigen Abschnitt entwicklungswirksame Dimensionen der Umwelt erst
einmal weitgehend unabhängig vom Alter der Personen beschrieben wurden, diskutieren wir
im Folgenden, wie sich die Wechselwirkung von Person und Umwelt über den Lebenslauf
hinweg verändert.
4.1 Allgemeine Tendenzen
Im Laufe der Ontogenese verändern sich nicht nur die Individuen, sondern parallel dazu auch
ihre Entwicklungskontexte. Diese Veränderungen sind nötig, damit Kontexte angesichts sich
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