Die Rolle der Umwelt in der Entwicklungspsychologie Martin ...

Darüber hinaus gibt es natürlich auch Veränderung der Kontexte, die keinen eindeutigen
Zusammenhang mit dem Lebensalter zeigen, wie etwa bei Scheidung der Eltern,
ökonomischen Belastungen durch Arbeitslosigkeit oder Folgen sozialen Wandels (Kruse &
Graumann, 1998; Shanahan, Sulloway & Hofer, 2000). Auch diese Veränderungen der
Kontexte bewirken veränderte Transaktionen mit dem Individuum und bieten selbst dadurch
wieder Anlässe für neue Entwicklungsprozesse.
4.2 Entwicklung umweltbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen
Nachdem im vorherigen Abschnitt allgemeine altersassoziierte Veränderungen der
Transaktionen zwischen Person und Umwelt diskutiert wurden, werden im Folgenden
exemplarisch altersassoziierte Veränderungen in Einstellungen und Verhaltensweisen
gegenüber der Umwelt diskutiert. Hierbei legen wir den Schwerpunkt auf
Umweltbewusstsein, bestehend aus ökologischem Wissen (Umweltwissen),
umweltbezogenen Einstellungen und umweltschonenden bzw. -gefährdenden
Verhaltensweisen (vgl. z.B. Wiesenthal, Schumann-Hengsteler & Thomas, 1996). Das
Umweltbewusstsein bildet ein wichtiges Thema der Umweltpsychologie, während es bisher in
der Entwicklungspsychologie noch wenig untersucht wurde. Allerdings gibt es einige
interessante Alterstrends, auf die es näher einzugehen lohnt.
Umweltwissen. Anfänge von Wissen darüber, welche Verhaltensweisen umweltschonend
oder –schädigend sind, findet man bereits im Vorschulalter, wobei es Kindern leichter fällt,
diese Verhaltensweisen zu nennen als deren Effekt zu begründen (Wiesenthal et al., 1996).
Ältere Kinder verfügen über mehr Umweltwissen als jüngere (Leeming & Dwyer, 1995;
Wiesenthal et al., 1996), während bei Jugendlichen nicht alle Studien Altersunterschiede
zugunsten Älterer fanden (z.B. Lyons & Breakwell, 1994) und im Erwachsenenalter keine
weiteren Altersunterschiede beobachtet werden (Preisendörfer, 1999).
28