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PressesPiegel<br />
Wenn Clemens Bieber in der Küche hilft<br />
Main Post vom 10.04.<strong>2012</strong><br />
Seite 158<br />
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13. April <strong>2012</strong>, 14:39 Uhr<br />
http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Wenn-Clemens-Bieber-in-der-Kueche-hilft;art763,6722198[13.04.<strong>2012</strong> 14:41:05]<br />
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ARTIKEL<br />
publiziert: 10.04.<strong>2012</strong> 18:27 Uhr<br />
aktualisiert: 10.04.<strong>2012</strong> 18:32 Uhr<br />
WIPFELD<br />
Wenn Clemens Bieber in der Küche hilft<br />
Domkapitular hat in St. Ludwig einiges gelernt – nicht nur Pizzabacken<br />
Text Text<br />
Er rollte den Teig aus, belegte die Pizza und deckte den<br />
Tisch: Einen Tag lang half Domkapitular Clemens Bieber in<br />
der Küche des Antonia-Werr-Zentrums in Wipfeld aus. Die<br />
heilpädagogische Einrichtung für Mädchen und junge<br />
Frauen, die an das Kloster St. Ludwig angeschlossen ist,<br />
hatte Bieber zum Josefstag eingeladen. Ziel der Aktion war<br />
es, auf die Bedeutung der Integration benachteiligter<br />
Jugendlicher aufmerksam zu machen. In seine neue<br />
Tätigkeit eingearbeitet wurde der Domkapitular von Selam<br />
Eyob. Die 18-Jährige macht am Antonia-Werr-Zentrum<br />
gerade eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin und wohnt in dem angegliederten Mädchenheim.<br />
„Die Leidenschaft zum Kochen hat mir meine Mutter weitergegeben“, sagt sie. „Ich habe ihr<br />
immer dabei zugesehen und von ihr gelernt.“<br />
Wie die meisten jungen Frauen in St. Ludwig hat auch Selam schon einiges durchmachen<br />
müssen. Geboren wird sie in Asmara, der Hauptstadt Eritreas, wo sie 11 Jahre lang mit ihrer<br />
Mutter lebt. Ihren Vater und ihren Bruder lernt sie nie kennen, „die sind in den Krieg gegen<br />
Äthiopien gezogen und nicht mehr zurückgekehrt“, so Selam. 2005 flüchtet sie mit ihrer Mutter in<br />
den Sudan, von da aus nach Europa. „Um in den Sudan zu gelangen, waren wir zwei Wochen<br />
lang zu Fuß unterwegs“, erzählt sie, „ohne Essen und Trinken“. Einige aus der Gruppe hätten es<br />
nicht geschafft und seien einfach gestorben. Auch ihre Mutter sei krank geworden, habe jedoch<br />
durchgehalten, so Selam. „Im Sudan sind wir in einen dunklen Verschlag gesperrt worden. Wir<br />
warteten ewig auf einen Mann, der uns Papiere für einen Flug nach Deutschland beschaffen<br />
sollte.“ Irgendwann steht Selam dann mit ihrer kranken Mutter vor dem Frankfurter Flughafen,<br />
ohne Pässe, Gepäck oder Geld.<br />
In St. Ludwig sind derartige Kindheitserlebnisse keine Seltenheit, das weiß auch Clemens<br />
Bieber: „Jugendliche wie Selam brauchen besondere Unterstützung. Sie kommen aus einer<br />
anderen Kultur und haben oft traumatische Erfahrungen gemacht, die aufgearbeitet werden<br />
müssen.“ An Einrichtungen wie dem Antonia-Werr-Zentrum gebe man jungen Frauen ein<br />
Umfeld, das sowohl berufliche als auch soziale Kompetenzen vermittle. „Daran muss man<br />
festhalten, auch wenn damit hohe Kosten verbunden sind“, so Bieber.<br />
Der Domkapitular mache sich ganz gut beim Pizzabacken und Servieren, sagt Selam. „Er ist halt<br />
noch ein wenig langsam“, aber sie habe ja auch mehr Übung. In Deutschland hat Selam eine<br />
Heimat gefunden und in St. Ludwig Selbstbewusstsein gewonnen. Am Anfang sei es schwer<br />
gewesen, sagt sie, vor allem in der Schule. „Ich sprach ja kaum Deutsch und hatte Ärger mit den<br />
Lehrern. In St. Ludwig hat man mir gesagt, dass ich was kann.“ Nach der Ausbildung zur<br />
Hauswirtschafterin möchte sie erst mal den Führerschein machen und in eine größere Stadt<br />
ziehen, „vielleicht nach Nürnberg oder Würzburg“. Dort könnte dann auch ihre berufliche<br />
Laufbahn einen anderen Weg einschlagen. „Eigentlich will ich Erzieherin werden“, sagt Selam.<br />
„Ich habe hier gemerkt, dass ich ziemlich gut mit Kindern umgehen kann.“<br />
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