dokumentation_josefstag_2012 - Bundesarbeitsgemeinschaft ...
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Am "Josefstag" fordert die Kirche bessere Hilfen für<br />
Migranten<br />
Von Volker Hasenauer (KNA)<br />
Mannheim (KNA)<br />
Anja Olbrich war 17, als sie mit Zwillingen schwanger wurde. Sie schaffte noch die Mittlere Reife,<br />
dann kümmerte sie sich um ihre beiden Kinder. "Alle sagen ja immer, wer jung schwanger wird,<br />
kriegt sein Leben nicht mehr auf die Reihe. Aber ich bin ein Beispiel dafür, dass es sehr wohl auch<br />
anders geht", sagt die heute 29-jährige Alleinerziehende stolz.<br />
Beim Mannheimer "förderband e.v." - einer katholischen Initiative der Jugendsozialarbeit - erhielt<br />
sie die Chance, eine Ausbildung im Bereich Hauswirtschaft in Teilzeit zu machen. Mittlerweile leitet<br />
Anja Olbrich ein Team von 13 Mitarbeiterinnen und bereitet sich gerade auf die Meisterprüfung vor.<br />
Eine Erfolgsgeschichte der Begleitung von sozial benachteiligten Jugendlichen, die aus Sicht von<br />
Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann belegt, wie wichtig die Unterstützung von jungen Menschen<br />
bei Ausbildungsplatzsuche und Berufsqualifikation ist. "Unsere alternde Gesellschaft kann es sich<br />
nicht leisten, auf die Talente junger Menschen zu verzichten, die ohne Unterstützung kaum Chancen<br />
auf Berufsperspektiven hätten", sagte der Bischof zur Eröffnung des "Josefstags" am Dienstag in<br />
Mannheim.<br />
Mit zahlreichen Aktionen will die katholische Kirche in den kommenden Tagen bundesweit auf die<br />
Situation von sozial benachteiligten Jugendlichen aufmerksam machen. Schwerpunktthema ist die<br />
Lage von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. "Einerseits verlangt die Gesellschaft mehr<br />
Integrationswillen von Migranten, andererseits geben wir ihnen keine Chance und schließen sie<br />
systematisch aus", kritisierte Wiesemann.<br />
Markus Etscheid-Stams von der Arbeitsstelle der katholischen Bischofskonferenz für Jugendseelsorge<br />
warnte vor den gesellschaftlichen Folgen einer "wachsenden Schar von Perspektivlosen". In<br />
Deutschland hänge der Bildungserfolg viel zu stark von der sozialen Herkunft ab. Eine Analyse, die<br />
erst in dieser Woche von der OECD erneut bestätigt und kritisiert wurde.<br />
Dabei sind die kirchlichen Experten der Jugendsozialarbeit davon überzeugt, dass viele Migranten<br />
mit entsprechender Begleitung ihren Weg in die Arbeitswelt gut meistern können. Denis Novalic<br />
etwa, dessen Vater aus Montenegro stammt, absolviert mit Unterstützung des Mannheimer<br />
"förderband" gerade ein Berufsvorbereitungsjahr: "Es sieht gut aus und ich hoffe, dass ich bald eine<br />
Ausbildung beginnen kann. Am liebsten würde ich danach noch Fachabitur machen."<br />
Pfarrer Simon Rapp, Vorsitzender der <strong>Bundesarbeitsgemeinschaft</strong> katholischer Jugendsozialarbeit,<br />
beschrieb, wie stark die Realität den weit verbreiteten Vorurteilen gegenüber Migranten<br />
widerspreche: "Wir erleben diese Jugendlichen nicht radikal oder gewalttätig. Vielmehr suchen sie<br />
nach einer Perspektive, die wir ihnen geben müssen."<br />
Bundesweit gibt es derzeit rund 300 Einrichtungen der Jugendsozialarbeit in katholischer<br />
Trägerschaft. Jährlich werden dort rund 30.000 Jugendliche beim Einstieg in Ausbildung und Beruf<br />
unterstützt. Für Bischof Wiesemann eine entscheidende Zukunftsaufgabe der gesamten<br />
Gesellschaft, aus der sich die katholische Kirche nicht zurückziehen dürfe.<br />
Anja Olbrich hofft, dass die Aktionen des Josefstags die Situation von Alleinerziehenden und<br />
arbeitsuchenden Migranten in die Öffentlichkeit bringen. "Leider werden unsere Probleme oft<br />
einfach unter den Teppich gekehrt. Viel zu viele Menschen schauen lieber weg, statt uns zu<br />
unterstützen."<br />
Hinweis: Näheres unter <strong>josefstag</strong>.de.<br />
Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link:<br />
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