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Nr. 34, Mai - DS-InfoCenter

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Atemstörungen im Schlaf<br />

E. Paditz und Stefanie Otto<br />

Die ersten Ergebnisse der Untersuchung liegen jetzt vor:<br />

70 Prozent aller Kinder mit Down-Syndrom schnarchen<br />

nachts, davon 19 Prozent in jeder Nacht. Bei Kindern,<br />

die schnarchen, treten im Vergleich zu “Nichtschnarchern“<br />

vermehrt Infekte, mehr Müdigkeit und Konzentrationsstörungen<br />

auf.<br />

Liebe Eltern,<br />

wir möchten Ihnen herzlich für Ihr Interesse<br />

an der Untersuchung über Schlafstörungen<br />

und schlafbezogene Atmungsstörungen<br />

danken. Schon wenige Tage<br />

nach dem Erscheinen des Heftes <strong>Nr</strong>. 33<br />

vom Januar 2000 sind bis zum 30. März<br />

2000 nicht weniger als 530 sorgfältig<br />

ausgefüllte Fragebögen bei uns eingegangen.<br />

429 Fragebögen konnten bisher<br />

ausgewertet werden.<br />

96 Prozent von Ihnen fanden den<br />

Fragebogen gut verständlich. Bei den<br />

Eltern, die uns mit ihrer Kritik an einigen<br />

Fremdwörtern weiterhalfen, möchten<br />

wir uns herzlich bedanken. Manche<br />

Eltern schrieben ausführliche Berichte,<br />

die uns und Ihnen bei den weiteren Auswertungen<br />

zahlreiche weitere Anregungen<br />

geben werden.<br />

19,3 Prozent (102 von 528) der Kinder<br />

mit Down-Syndrom schnarchen<br />

demnach fast in jeder Nacht, weitere<br />

50,2 Prozent (265 von 528) schnarchen<br />

gelegentlich, nur 30,5 Prozent (161 von<br />

528) schnarchen nachts nicht. Unter<br />

den Kindern, die jetzt nicht mehr schnarchen<br />

und einen ruhigen Schlaf haben,<br />

sind etliche, die anfangs stark<br />

schnarchten und erst seit der Rachenmandelentfernung<br />

einen ruhigen Schlaf<br />

gefunden haben.<br />

Unter 371 gesunden Kleinkindern<br />

im Alter von zwei bis sechs Jahren stellten<br />

wir im Vergleich dazu fest, dass nur<br />

neun Prozent ständig, 39 Prozent gelegentlich<br />

und 52 Prozent nie schnarchten<br />

(1). Diese Häufigkeitsziffer stimmt mit<br />

den Ergebnissen anderer Untersuchungen<br />

überein; unter 1615 Schulkindern<br />

schnarchten 7,3 Prozent nachts immer<br />

(3). Obwohl genaue statistische Auswertungen<br />

noch nicht vorliegen, kann schon<br />

jetzt angenommen werden, dass Kinder<br />

mit Down-Syndrom etwa doppelt so<br />

häufig schnarchen wie Kinder ohne<br />

Down-Syndrom. Über die Auswirkungen<br />

und über die Bedeutung des<br />

Schnarchens bei Kindern mit Down-<br />

Syndrom werden wir Ihnen in Kürze<br />

genaue Informationen geben können.<br />

Infektanfälligkeit und Schnarchen<br />

Schnarchen bei Kindern mit Down-Syndrom<br />

ist mit einer Verdopplung der Infekthäufigkeit<br />

verbunden; “Nichtschnarcher”<br />

hatten im Mittel 3,3 Infekte in den<br />

letzten zwölf Monaten, “Schnarcher”<br />

dagegen 7,6 Infekte. 24 Prozent der<br />

schnarchenden Kinder waren morgens<br />

relativ schwer weckbar, während dies<br />

bei den nicht schnarchenden Kindern<br />

nur in 7,5 Prozent der Fälle angegeben<br />

wurde.<br />

“Schnarcher” unterscheiden sich von<br />

”Nichtschnarchern” in folgenden Merkmalen<br />

deutlich:<br />

morgendliche Weckbarkeit,<br />

morgendliche Mundtrockenheit,<br />

Mundatmung tagsüber,<br />

Schlaf mit überstrecktem Kopf,<br />

weitere Schlafstörungen,<br />

Blässe,<br />

Konzentrationsstörungen am Tag,<br />

Tagesmüdigkeit (bei 17,9 Prozent<br />

bzw. 7,6 Prozent),<br />

Infektneigung, Anzahl der Infekte,<br />

nächtliches Schwitzen,<br />

unruhiger Schlaf (53,6 Prozent<br />

bzw. 20 Prozent),<br />

Gesamtschlafdauer pro 24 Stunden,<br />

verklebte Augen morgens.<br />

Weitere Ergebnisse<br />

Hier noch einige Zahlen, die Sie sicherlich<br />

interessieren werden. Glückwunsch<br />

zu den zahlreichen Nichtrauchern unter<br />

MEDIZIN<br />

Ihnen! 85,6 Prozent von Ihnen gaben<br />

an, nicht zu rauchen, während in 5,7<br />

Prozent der Familien mehr als zehn Zigaretten<br />

pro Tag geraucht werden.<br />

33 Prozent der Kinder mussten sich<br />

einer Herzoperation unterziehen. 83<br />

Prozent der Eltern, die angaben, dass<br />

Krankheiten vorgelegen hatten, bezogen<br />

dies auf den Herzfehler. Die Genotypen<br />

(= Ergebnisse der Chromosomenanalysen)<br />

hatten entsprechend der ersten<br />

Vorauswertung keinen Einfluss auf<br />

die Häufigkeit des Schnarchens – und<br />

damit möglicherweise auch nicht auf die<br />

Verkürzung der Mittelgesichtsknochen<br />

(= Mittelgesichtshypoplasie). Diese<br />

Schlussfolgerungen lassen sich aber erst<br />

nach weiteren ausführlichen Auswertungen<br />

wirklich sicher ziehen.<br />

Nasenmaske hilft bei Schlafstörungen<br />

durch Sauerstoffmangel<br />

Zum Schluss möchte ich Ihnen von einem<br />

17-jährigen Jungen mit Down-Syndrom<br />

berichten, dessen Mutter kürzlich<br />

mit dem Fragebogen in der Hand in der<br />

Sprechstunde stand. In jeder Nacht trat<br />

extremes Schnarchen auf, begleitet von<br />

starkem Schwitzen nachts und bei geringen<br />

körperlichen Belastungen. Im<br />

Schlaflabor fanden wir zahlreiche<br />

Atempausen mit erheblichem Sauerstoffmangel,<br />

sodass wir sofort mit einer<br />

Nasenmaske (CPAP) behandelten. Die<br />

Maske wurde gut toleriert, der Mundschluss<br />

kam darunter erstmals zustande,<br />

weil nun durch die Nase genügend<br />

Luft geleitet werden konnte. Der HNO-<br />

Arzt fand eine extrem vergrößerte Rachenmandel,<br />

die nochmals entfernt<br />

wurde. Das Schwitzen ist inzwischen<br />

völlig verschwunden, tagsüber ist der<br />

Junge viel besser als vor der Behandlung<br />

belastbar. Die CPAP-Maskenbehandlung<br />

wird vorerst weiter erforderlich<br />

sein, da zusätzlich eine Mittelgesichtshypoplasie<br />

vorliegt, d.h., der Rachenraum<br />

ist durch die schmal und<br />

klein angelegten Mittelgesichtsknochen<br />

sehr eng.<br />

Natürlich haben nicht alle “Schnarcher”<br />

derartig ausgeprägte Befunde. Die<br />

ambulante oder stationäre Untersuchung<br />

im Schlaflabor kann bei anamnestischen<br />

Auffälligkeiten, die im Fragebogen<br />

erfasst werden, einen Beitrag<br />

zur Einschätzung des Schweregrades einer<br />

nächtlichen Atmungsstörung leisten.<br />

Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>34</strong>, <strong>Mai</strong> 2000 19

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