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Kapitel 13 - Bundesärztekammer

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nenden Lebens gebracht. Menschliches Leben jetzt einer so genannten Rechtsgüterabwägung<br />

und damit auch Beliebigkeit zu unterstellen, könnte jedoch zu einem unkontrollierten<br />

Selektionsautomatismus führen. Dann wäre es auch nicht mehr weit, bis eine Positivliste zur<br />

Auswahl genetisch erwünschter Eigenschaften grundsätzlich über die Lebensperspektive<br />

eines Embryos entscheidet. Wir sollten ernsthaft prüfen, ob wir eine solche Gesellschaft<br />

wollen.“<br />

Eine ethisch vertretbare Alternative zur verbrauchenden Embryonenforschung sei die<br />

Forschung mit adulten Stammzellen oder Stammzellen aus Nabelschnurblut. Diese gelte es<br />

nachhaltig zu fördern, sagte Hoppe.<br />

Bürgerversicherung bietet keinen Ausweg aus Finanzierungsdilemma<br />

Berlin, 23.11.2003: „Eigenverantwortung setzt Entscheidungsfreiheit voraus. Der<br />

Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen ist ein Element dieser<br />

Entscheidungsfreiheit der Bürger und muss deshalb erhalten bleiben“, fordert der<br />

Präsident der <strong>Bundesärztekammer</strong>, Prof. Dr. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. „Eine Einheitsversicherung<br />

für alle Bürger, wie sie von Befürwortern der sogenannten Bürgerversicherung<br />

propagiert wird, würde die Grundlagen des bewährten dualen Krankenversicherungssystems<br />

zerstören und den Einzelnen seiner Wahlfreiheit zwischen gesetzlicher und privater<br />

Vollversicherung berauben“, kritisiert Hoppe. Letztlich sei der Begriff Bürgerversicherung<br />

ohnehin irreführend, denn diese sei nichts anderes als eine Gesundheitssteuer. „Darüber hinaus<br />

setzt der Wettbewerb der Systeme Anreize zur Effizienzsteigerung und Qualitätsverbesserung,<br />

wie sie gerade von denen gefordert werden, die besonders laut für eine<br />

‚Bürgerversicherung' trommeln“, so Hoppe.<br />

Eine umlagefinanzierte Zwangsversicherung für alle Bürger würde zwar - je nach Höhe der<br />

Beitragsbemessungsgrenze - zusätzliche Mittel für die Krankenkassen freisetzen. Doch dieser<br />

Effekt wäre schon bald verpufft. Denn die Ursache der Finanzierungskrise besteht im<br />

Kern in der Bindung der (erodierenden) Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

an den Produktionsfaktor Arbeit. Bei unbefriedigender Konjunkturlage, insbesondere bei<br />

hoher Arbeitslosigkeit, wird diese ausschließliche Anbindung der GKV-Einnahmen an die<br />

Arbeitseinkommen zum Problem. Schon eine geringfügige Zunahme der Arbeitslosigkeit<br />

führt zu erheblichen Einnahmeausfällen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Leistungsempfänger<br />

auf Grund der demografischen Entwicklung kontinuierlich zunehmen wird. In gleichem<br />

Maße wird die Zahl der Beitragszahler – allein schon wegen der viel zu geringen<br />

Geburtenrate – weiter zurückgehen. Im Zusammenspiel mit dem dynamischen medizinischen<br />

Fortschritt führt dies zu einer steigenden Finanzierungslücke, die auch durch eine<br />

Ausweitung des versicherten Personenkreises nicht zu kompensieren ist. Deshalb bietet die<br />

so genannte Bürgerversicherung auch keinen Ausweg aus dem Finanzierungsdilemma<br />

unseres Gesundheitswesens, fasst Hoppe zusammen.<br />

Notwendig sei vielmehr eine offene und ehrliche Diskussion darüber, welchen Umfang der<br />

solidarisch finanzierte Leistungskatalog der GKV in Zukunft noch haben könne. Die Ärzteschaft<br />

habe sich zuletzt auf dem 106. Deutschen Ärztetag 2003 in Köln dafür ausgesprochen,<br />

zwischen einem tatsächlich medizinisch notwendigen und solidarisch zu finanzieren-<br />

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