Spielzeitheft 2011/12 - Theater Ingolstadt
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168 La Sonnambula<br />
Regie: Martin Otava<br />
169<br />
Oper von Vincenzo Bellini<br />
Text von Felice Romani<br />
Musikalische Leitung: Warcislaw Kunc<br />
Koproduktion der<br />
Opernhäuser Opera na<br />
Zamku Stettin und<br />
F.X. Saldy Liberec<br />
In einem schweizerischen Dorf ist die Vorfreude<br />
groß: Die schöne Amina und der wohlhabende Bauer<br />
Elvino wollen heiraten. Einzig Lisa ist eifersüchtig<br />
und möchte Elvino, ihren früheren Liebhaber, zurück<br />
haben. Als Graf Rodolfo, der neue Feudalherr des<br />
Dorfes, eintrifft, ist er von Aminas Anmut bezaubert.<br />
Er macht ihr den Hof und weckt so Elvinos Eifersucht.<br />
Eines Nachts schlafwandelt Amina – wie schon oft –<br />
und verläuft sich in Rodolfos Haus, was von Lisa<br />
beobachtet wird. Sie holt Elvino herbei, der glaubt,<br />
Amina sei ihm untreu gewesen. Er verstößt Amina.<br />
Lisa glaubt, über die Rivalin triumphiert zu haben, denn<br />
Elvino wendet sich ihr erneut zu – kaum jemand<br />
glaubt mehr an Aminas Unschuld.<br />
»La Sonnambula« – »Die Nachtwandlerin« – gilt vielen<br />
als Höhepunkt der Belcanto-Oper. Die Kunst der<br />
Koloratur erhielt hier eine dramaturgische Funktion.<br />
Die virtuos trällernden, mühelos schwebenden<br />
Passagen sollten den »vom Ballast befreiten« Geist<br />
vermitteln. Bellini interessierte sich für den Blick<br />
ins Innere der dargestellten Figuren. Seine virtuosen<br />
Gesangslinien hat er keineswegs zum Selbstzweck<br />
komponiert: Stimme und Gesang geben äußerst<br />
inten sive und tiefe Gefühle und einen Blick ins innere<br />
der Figuren wieder. Höhepunkte der Oper sind die<br />
sogenannten »Wahnsinnsszenen«, geschrieben für<br />
die Primadonnen des frühen 19. Jahrhunderts.<br />
Einige der berührendsten lyrischen Kantilenen Bellinis<br />
finden sich in »La Sonnambula«, in der die Titelfigur<br />
zum Ausdruck des romantischen Kunstideals wird:<br />
Die Seele drückt im Traum ihre wahre Empfindung<br />
aus, und so werden alle äußeren Widrigkeiten überwunden.<br />
Die Liebe erweist sich als die wahre,<br />
siegreiche Natur.<br />
Den Blick ins Innere der Protagonisten hat Regisseur<br />
Martin Otava auch zum zentralen Inhalt seiner<br />
Inszenierung gemacht. Bei aller musikalischen Schönheit<br />
brodeln unter der Oberfläche der Idylle Eifersucht,<br />
Neid und Misstrauen.<br />
Vincenzo Bellini, *1801 in Catania, †1835<br />
in Puteaux bei Paris; gilt zusammen mit<br />
Gioacchino Rossini und Gaetano Donizetti<br />
als einer der herausragenden Vertreter<br />
der romantischen italienischen Oper<br />
und des »Belcanto«. Zu seinen bekanntesten<br />
Werken zählen »La Sonnambula«,<br />
»Norma« und »I Puritani«, die bis<br />
heute zu den meist gespielten Bühnenwerken<br />
im Belcantostil gehören. Von<br />
1833 an lebte Vincenzo Bellini in Paris,<br />
war dort Mitglied der kulturellen<br />
Bohème und mit Rossini und Chopin befreundet.<br />
Er – der bereits im Alter von<br />
nur 33 Jahren verstarb – war einer der<br />
beliebtesten Komponisten seiner Generation,<br />
da seine Musik in der Lage war<br />
(und ist) unmittelbar das Gefühl anzusprechen.<br />
Martin Otava studierte Schauspiel,<br />
Operngesang und Opernregie. Mehrere<br />
Jahre arbeitete er als Gesangssolist,<br />
bevor er 1990 zunächst als Opernregisseur,<br />
dann mehr als zehn Jahre als<br />
Chefregisseur an die Staatsoper Prag<br />
engagiert wurde. Hier inszenierte er<br />
zahlreiche Opernwerke, die international<br />
erfolgreich auf Tournee gehen. Martin<br />
Otava ist auch ein sehr gefragter Gastregisseur<br />
an bedeutenden natio nalen<br />
und internationalen Opernhäusern. Seit<br />
2008 ist Martin Otava Professor an<br />
der Musikakademie in Prag und seit<br />
2009 zudem Intendant des F.X. Saldy<br />
<strong>Theater</strong> Liberec.<br />
Gastspiel Musiktheater