Spielzeitheft 2011/12 - Theater Ingolstadt
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88 Uraufführung<br />
Regie: Jochen Schölch<br />
89<br />
Pinocchio<br />
nach Carlo Collodi<br />
Eine Koproduktion von Metropoltheater München,<br />
Stadttheater Fürth und Stadttheater <strong>Ingolstadt</strong><br />
Musik: Martyn Jacques (»The Tiger Lillies«)<br />
Ingolstädter Premiere am 1. Juni 20<strong>12</strong><br />
Italien. – Der dem Alkohol recht zugeneigte Tischlermeister<br />
Kirsche mit der roten Nase hört Stimmen. Er<br />
ist starr vor Angst. Kommt die Stimme aus einem<br />
Stück Holz? Der jähzornige Geppetto betritt den Raum<br />
und wird von dem Stück Holz mit dessen Spitznamen<br />
»Maispudding« begrüßt. Nach einer wüsten Prügelei<br />
mit Meister Kirsche bekommt Geppetto das Holz, um<br />
daraus eine Puppe zu machen.<br />
Während des Schnitzens, der Mund ist noch nicht<br />
ganz fertig, wird er von Pinocchio, so nun sein Name,<br />
verspottet und kaum sind die Füße fertig, türmt er<br />
und bringt seinen »Vater« ins Gefängnis.<br />
Was nun beginnt, ist eine abenteuerliche Reise durch<br />
eine anarchisch-poetische, grausame und verspielte<br />
(Alp-)Traumwelt, die von geldgeilen Puppenspielern,<br />
sprechenden Grillen, gefährlichen Katzen und Füchsen<br />
oder einer blauen Fee bevölkert wird. Eine Welt,<br />
die ebenso von Hunger, Brutalität und sozialer Ungerechtigkeit<br />
geprägt wird wie von dem Land der<br />
Spielereien. Auf seiner Odyssee wird Pinocchio fast<br />
getötet und von einem Walfisch verschlungen, in<br />
dessen Bauch er den tot geglaubten Vater trifft. Und<br />
Pinocchio erweist sich nicht nur als niedliche Holzpuppe<br />
(als die wir ihn durch die verharmlosende<br />
Hollywood-Verfilmung kennen), sondern offenbart<br />
sich auch als grausames Wesen, das subversiv und<br />
rücksichtslos die sofortige Bedürfnisbefriedigung<br />
einfordert.<br />
Am Ende seiner Reise ist er gezähmt, domestiziert<br />
von einer Gesellschaft, die eine derart radikale anarchische<br />
Ungezügeltheit nicht ertragen kann, ohne<br />
in ihrem Fundament erschüttert zu werden.<br />
Längst gehört »Pinocchio« in den Kanon der modernen<br />
Mythologie wie »Peter Pan«, »Der Zauberer von<br />
Oz« oder »Alice im Wunderland«. Umberto Eco und<br />
Italo Calvino haben die Geschichte dieses wilden<br />
Harlekins, dessen Nase wächst, wenn er lügt, für die<br />
Erwachsenen entdeckt.<br />
Carlo Collodi *1826 in Florenz, †1890,<br />
ebenda; Bibliothekar, Journalist und<br />
Kinderbuchautor, schreibt 1881 den<br />
»Pinocchio« als Abfolge einzelner<br />
Episoden für eine Zeitschrift. 1883 wird<br />
»Pinocchio« als Buch veröffentlicht,<br />
was den Autor auf einen Schlag weltberühmt<br />
macht.<br />
»Pinocchio ist wahrhaftig Italiens großes<br />
Buch. Ein Buch, das nie aufhört uns zu<br />
nähren, uns zum Staunen zu bringen, uns<br />
zu trösten: ein kleines, so vollkommenes<br />
Universum mit seinen Gesetzen, die wir<br />
nie mehr verleugnen werden.«<br />
(Federico Fellini)<br />
Jochen Schölch ist seit 1998 Intendant<br />
des Metropoltheaters München,<br />
das mehrfach als bestes off-<strong>Theater</strong><br />
Deutschlands ausgezeichnet wurde.<br />
Er leitet den Studiengang Schauspiel an<br />
der <strong>Theater</strong>akademie »August<br />
Everding« und inszeniert u. a. am<br />
Staatsschauspiel München.<br />
Martyn Jacques ist Gründer der<br />
legendären Truppe »The Tiger Lillies«<br />
aus London. Jahrelang lebte er über<br />
einem Bordell in London. Seine Songs<br />
beschreiben die Verlierer der Gesellschaft.<br />
Er schrieb die Musik zu »Shockheaded<br />
Peter« und gewann mit dem<br />
Auftritt in dieser »Junkopera« einen<br />
Laurence Olivier Award for Best Performance<br />
in a Supporting Role in a Musical.<br />
Die Songs für »Pinocchio« sind eine<br />
Auftragsarbeit von Stadttheater <strong>Ingolstadt</strong>,<br />
Metropoltheater München und<br />
Stadttheater Fürth.<br />
Großes Haus