Spielzeitheft 2011/12 - Theater Ingolstadt
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80 Eisenstein<br />
von Christoph Nußbaumeder<br />
Regie: Donald Berkenhoff<br />
81<br />
Premiere am 21. Januar 20<strong>12</strong><br />
Eisenstein. – Alles beginnt 1945, Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs: Erna ist auf der Flucht und findet Unterschlupf<br />
auf dem Hufnagelhof in Eisenstein, wo<br />
sie als Magd angestellt wird. Der Gutsbesitzer Josef<br />
Hufnagel hat alle Hände voll zu tun: Er stellt sich<br />
gut mit den Alliierten, hält seinen Bruder, der bei der<br />
SS war, unter Kontrolle, vernichtet verräterisches<br />
Beweismaterial und setzt den Hof wieder in Stand. Ein<br />
Verhältnis mit der jungen Erna bleibt nicht aus.<br />
Diese schiebt ihm ein Kind unter. Im Glauben, er sei der<br />
Vater, sorgt er für den Bub, unter der Bedingung,<br />
dass niemand im Ort erfahren soll, dass Georg sein Sohn<br />
ist. Dieser wächst in Eisenstein auf und verliebt sich<br />
in Josef Hufnagels legitime Tochter Gerlinde. Der alte<br />
Hufnagel verbietet seiner Tochter die Heirat, da er<br />
das Paar für Geschwister hält und Gerlinde, bereits<br />
schwanger, verlässt Georg ohne ihn mit den wahren<br />
Hintergründen zu konfrontieren. Beide kehren<br />
Eisenstein den Rücken. Gerlinde geht eine unglückliche<br />
Vernunftehe ein und Georg stürzt sich verbissen in<br />
die Arbeit. Erna, inzwischen eine alte Frau, lügt weiter<br />
und als sie schließlich zu reden beginnt, scheint<br />
alles zu spät. Ihr Schweigen wird das Schicksal der<br />
Familie Hufnagel aus Eisenstein über Generationen<br />
hinweg wie ein Fluch bestimmen.<br />
Die spannende Familiengeschichte, die 1945 in dem<br />
niederbayerischen Ort Eisenstein beginnt, über München<br />
führt und in der Jetztzeit wieder in Eisenstein endet,<br />
ist auch ein Stück Heimatgeschichte. Erzählt wird von<br />
Krieg und Wiederaufbau, von Karriere, Geld und<br />
davon, dass Reichtum nicht alles ist. Denn es geht auch<br />
um Verrat, Lüge, Hass, Schuld und um eine tragische<br />
Liebe. In großem Bogen erzählt der Autor eine Familiensaga<br />
als ein mitreißendes Schicksalsdrama, eingebettet<br />
in die historischen Ereignisse der Bundesrepublik.<br />
Aus dem fatalen Gespinst aus Schweigen<br />
und Lügen der Vergangenheit werden sich erst die<br />
Enkel wieder befreien können.<br />
Christoph Nußbaumeder, *1978 in<br />
Eggenfelden/Niederbayern; studierte<br />
Rechtswissenschaften, Germanistik<br />
und Geschichte in Berlin. 2005 erlebte<br />
sein Stück »Mit dem Gurkenflieger<br />
in die Südsee« die Uraufführung bei den<br />
Ruhrfestspielen Recklinghausen,<br />
danach folgten weitere Uraufführungen<br />
u. a. an der Schaubühne am Lehniner<br />
Platz (Berlin), Nationaltheater Mannheim,<br />
Schauspiel Köln und am Schauspielhaus<br />
Bochum. Er dramatisiert für das<br />
Stadttheater <strong>Ingolstadt</strong> den Roman<br />
»Eine Zierde für den Verein« von Marieluise<br />
Fleißer. Mit »Eisenstein«, das als<br />
Auftragswerk für das Schauspiel<br />
Bochum entstand und im dramaturgischen<br />
Gestus an Melodramen von Rainer<br />
Werner Fassbinder erinnert, präsentiert<br />
das Stadttheater <strong>Ingolstadt</strong> ein<br />
weiteres Werk des bayrischen Autors.<br />
Donald Berkenhoff<br />
Biografie S. 268<br />
Großes Haus