Spielzeitheft 2011/12 - Theater Ingolstadt
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74 Woyzeck<br />
nach dem Stück von Georg Büchner<br />
Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan,<br />
Konzept von Robert Wilson<br />
Textfassung von Ann-Christin Rommen und<br />
Wolfgang Wiens<br />
Regie: Jens-Daniel Herzog<br />
75<br />
Ingolstädter Premiere am 29. Oktober <strong>2011</strong><br />
Hessen. – Das ›art musical‹ »Woyzeck«, das der<br />
Regisseur Robert Wilson und der Songwriter Tom Waits<br />
– nach ihren großen Erfolgen mit »The Black Rider«<br />
und »Alice« – im November 2000 in Kopenhagen uraufführten,<br />
ist eine Bearbeitung des gleichnamigen<br />
Dramenfragments von Georg Büchner von 1837, einer<br />
auf Tatsachen beruhenden Geschichte über den<br />
Soldaten Franz Woyzeck, der am Zustand der Welt<br />
und sich selbst zugrunde geht. »Jeder Mensch<br />
ist ein Abgrund; es schwindelt einen, wenn man hinabsieht«,<br />
lässt Büchner seinen Woyzeck sagen. Und<br />
auch die Songs von Tom Waits und Kathleen Brennan<br />
beschreiben den Abgrund in uns selbst. Seit den 70er<br />
Jahren befasst sich Waits mit den dunklen Seiten<br />
der menschlichen Seele und diagnostiziert in seinen<br />
Songs die Krankheiten dieser Welt. So verwundert<br />
es kaum, dass ihn gerade der Woyzeck-Stoff zur musikalischen<br />
Bearbeitung inspirierte. »Blood Money«<br />
heißt das nach der Uraufführung veröffentlichte<br />
Musikalbum mit Songs, die kongenial die Gefühle von<br />
Büchners Figuren in mitreißende und berührende<br />
Musik umsetzen. Es klingt wie ein Menetekel auf<br />
unsere Zeit, in der »alles zur Hölle geht«, niemand<br />
mehr dem anderen vertrauen kann und in der das<br />
von »Killern, Dieben und Huren« besetzte Schiff<br />
namens Erde sinkt, denn – so ein Songtitel: – God´s<br />
Away On Business.<br />
»Woyzeck handelt von Wahnsinn und von Obsessionen,<br />
von Kindern und von Mord – alles Dinge, die uns<br />
berühren. Das Stück ist wild und geil und spannend<br />
und Fantasie anregend. Es bringt einen dazu, Angst<br />
um die Figuren zu bekommen und über das eigene<br />
Leben nachzudenken. Ich schätze mal, mehr kann<br />
man von einem Stück nicht verlangen.« (Tom Waits)<br />
Diese Inszenierung entstand am Badischen Staatstheater<br />
Karlsruhe und erhielt im Jahresheft »<strong>Theater</strong><br />
heute« 2010 eine Nominierung für die beste Regie,<br />
Ausstattung und Dramaturgie.<br />
Georg Büchner, *1813 in Goddelau,<br />
Großherzogtum Hessen, †1837 in Zürich;<br />
ist einer der bedeutendsten Dichter<br />
deutscher Sprache. Er steht außerhalb<br />
der Tradition seiner Zeit und nahm<br />
mit seinen Dramen naturalistische und<br />
expressionistische Formen vorweg.<br />
Sein Werk erlebte seine Breitenwirkung<br />
erst im 20. Jahrhundert.<br />
Tom Waits ist als einer der großen<br />
amerikanischen Songwriter bekannt,<br />
arbeitet aber auch als Komponist<br />
und Schauspieler für <strong>Theater</strong> und Film.<br />
Der Musikstil seiner über 20 Alben<br />
reicht von Country, Blues und Walzer<br />
bis zu Gospel und Polka. Tom Waits<br />
lebt und arbeitet in New York. Die Musik<br />
zum Stück ist auf CD als »Blood Money«<br />
veröffentlicht.<br />
Jens-Daniel Herzog inszenierte u. a.<br />
am Münchner Staatsschauspiel, am<br />
Hamburger Thalia <strong>Theater</strong>, am Wiener<br />
Burgtheater, am Schauspiel Frankfurt<br />
und am Opernhaus Zürich. Seine Inszenierung<br />
von »Oleanna« am Schauspielhaus<br />
Zürich wurde zum Berliner<br />
<strong>Theater</strong>treffen und »New York,<br />
New York« zu den Mülheimer <strong>Theater</strong>tagen<br />
eingeladen. Von 2000 bis 2006<br />
war er Schauspieldirektor in Mannheim.<br />
Ab der Spielzeit <strong>2011</strong>/20<strong>12</strong> übernimmt<br />
er die Intendanz der Dortmunder Oper.<br />
Großes Haus