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Grundlagen der Programmarbeit Programme des Jahres

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Hiltrud Fischer-Taubert<br />

Hauptredaktion Kultur und<br />

Wissenschaft, Redaktion<br />

»Menschen – das Magazin«<br />

Mit <strong>der</strong> Kampagne »Voll im Leben«<br />

zeigt »Aktion Mensch«, welche<br />

Barrieren Behin<strong>der</strong>te im Alltag<br />

überwinden müssen.<br />

78 I<br />

Zehn Jahre »Aktion Mensch«<br />

Neue Herausfor<strong>der</strong>ung: Inklusion<br />

Am 1. März 2000 wurde aus <strong>der</strong> »Aktion<br />

Sorgenkind« die »Aktion Mensch«. Ein mutiger<br />

Schritt, denn mehr als 90 Prozent <strong>der</strong><br />

Bevölkerung kannten diese Marke, und Marketing-Experten<br />

befürchteten erhebliche Einbußen<br />

bei Lotterieeinnahmen und Spenden<br />

nach einer Namensän<strong>der</strong>ung – und damit<br />

einen Rückgang <strong>der</strong> dringend benötigten<br />

För<strong>der</strong>mittel. Aber für die »Aktion Sorgenkind«<br />

war es ein notwendiger Schritt. Denn<br />

immer mehr Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung fühlten<br />

sich durch »Sorgenkind« reduziert auf<br />

Objekte von Mitleid und Fürsorge. Außerdem<br />

stand <strong>der</strong> Name zunehmend in Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zur konkreten finanziellen Unterstützung<br />

mit dem Ziel, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu<br />

ermöglichen.<br />

Dabei war <strong>der</strong> Start <strong>der</strong> »Aktion Sorgenkind«<br />

im Oktober 1964 zunächst ein Tabubruch: Zum<br />

ersten Mal wurde eine Lotterie-Unterhaltungssendung<br />

(»Vergißmeinicht« mit Peter Frankenfeld)<br />

gekoppelt mit Spendenaufrufen für behin<strong>der</strong>te<br />

Kin<strong>der</strong>. Hans Mohl, damaliger Leiter <strong>der</strong> Gesundheitsredaktion,<br />

brachte das Leben behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen zum ersten Mal ins Bewusstsein einer<br />

2010.Jahrbuch<br />

breiten Öffentlichkeit. Der Auslöser, Behin<strong>der</strong>ung<br />

als gesellschaftliche Aufgabe zu begreifen, war<br />

die »Contergan-Katastrophe« (nach <strong>der</strong> Einnahme<br />

<strong>des</strong> Schlafmittels Contergan durch Schwangere<br />

wurden mehrere Tausend Kin<strong>der</strong> mit schweren<br />

Missbildungen geboren). Durch die Gründung<br />

eines Vereins 1966, getragen vom ZDF und sechs<br />

Spitzenverbänden <strong>der</strong> Freien Wohlfahrtspflege,<br />

wurde die »Aktion Sorgenkind« institutionalisiert.<br />

In den folgenden Jahrzehnten konnte durch langfristig<br />

angelegte För<strong>der</strong>ung mit den Einnahmen<br />

<strong>der</strong> Lotterie und zusätzlichen Spenden für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung vieles erreicht werden:<br />

Bildungschancen, Arbeitsmöglichkeiten, Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wohnbedingungen. Gleichzeitig<br />

fand ein Paradigmenwechsel statt, Behin<strong>der</strong>ung<br />

nicht mehr als individuelles Defizit, son<strong>der</strong>n als<br />

eine Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Bedingungen<br />

zu sehen: »Behin<strong>der</strong>t ist man nicht,<br />

behin<strong>der</strong>t wird man«. Dieser Entwicklung wurde<br />

1995 mit <strong>der</strong> Kampagne »Ich will kein Mitleid,<br />

ich will Respekt« Rechnung getragen. Im neuen<br />

roten Logo stand jetzt »Aktion« im Vor<strong>der</strong>grund,<br />

das umstrittene »Sorgenkind« wurde deutlich zurückgenommen.<br />

1997 wurde auch Aufklärung als<br />

Vereinsziel verankert und die »Aktion Grundgesetz«<br />

für mehr politische Gleichstellung ins Leben<br />

gerufen – weil Barrieren in den Köpfen ebenso<br />

behin<strong>der</strong>n wie Barrieren im Alltag.<br />

Durch diese systematische Vorbereitung fand die<br />

Namensän<strong>der</strong>ung breite Akzeptanz, als es am<br />

1. März 2000 hieß: » Aus Hilfe wird Partnerschaft,<br />

aus Aktion Sorgenkind wird Aktion Mensch«.<br />

Gleichzeitig wurde die För<strong>der</strong>ung auf die Kin<strong>der</strong>-<br />

und Jugendhilfe erweitert. Die »Aktion Mensch«<br />

wurde zur erfolgreichsten privaten För<strong>der</strong>organisation,<br />

die bisher mit rund drei Milliarden Euro

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