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Grundlagen der Programmarbeit Programme des Jahres

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mit neuen Endgeräten und <strong>Programme</strong>n, die den<br />

Zugriff schneller, übersichtlicher und bequemer<br />

machen. Hinzu kommt, dass sich die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Bürger verschieben – vom Rezeptiven ins<br />

Partizipative. Was sich im Politischen mit Bürgerprotesten<br />

à la »Stuttgart 21« äußert, findet im Informationsbereich<br />

seinen Ausdruck in alternativem<br />

Informationsaustausch (beispielsweise in Blogs<br />

und Foren) und in <strong>der</strong> Abkehr von klassischen Medien.<br />

Gesellschaftliches Engagement und Informationsbeschaffung/-verbreitung<br />

verschmelzen.<br />

Und schließlich gibt es auch noch diejenigen, die<br />

unter Information längst nicht mehr das verstehen,<br />

was <strong>der</strong> öffentlich-rechtliche Kanon dafür<br />

vorsieht: Infotainment war gestern, Reality-Formate<br />

und »Scripted Reality« erobern den Markt,<br />

Spartensen<strong>der</strong> fragmentieren das Publikum und<br />

ziehen stückweise, aber effektiv, Zuschauer ab,<br />

und ein breites Unterhaltungsprogramm drängt<br />

Informationsformate zunehmend an den Rand <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeitsskala.<br />

Noch ist nicht entschieden, wo in dieser medial<br />

verän<strong>der</strong>ten Gesellschaft die alten neben den<br />

neuen Medien ihren Platz finden, welche Funktion<br />

sie in Zukunft ausüben werden und wer von<br />

ihnen letztlich den Takt im Konzert <strong>der</strong> politischen<br />

Meinungs- und Willensbildung angeben wird.<br />

Noch streiten Verlagsverbände mit Öffentlich-<br />

Rechtlichen, Blogger mit Printjournalisten, User<br />

mit Redaktionen. Immer geht es um die Frage,<br />

wer was wann wie vermitteln darf und soll. Und<br />

natürlich um die Frage, wer das, was die Endnutzer<br />

erwarten, bezahlen soll. Klar ist nur: Wer<br />

diese Fragen nicht schlüssig beantworten kann,<br />

verliert den Anschluss an die Lebenswelt und die<br />

Informationsgewohnheiten <strong>der</strong> heranwachsenden<br />

Generationen.<br />

Und doch gibt es keinen Grund zu Pessimismus.<br />

Gabor Steingart stellte kürzlich für die Printmedien<br />

fest: »Wir reden von Medienkrise, und in Wahrheit<br />

2010.Jahrbuch<br />

erreichen alle Traditionstitel, von BILD über Spiegel<br />

bis zum Handelsblatt doppelt so viele Menschen<br />

wie vor Einführung <strong>des</strong> Internets.« Ähnliches gilt<br />

für unsere <strong>Programme</strong>: Gute Dokumentationen<br />

erreichen schon jetzt über die Mediathek bis zu<br />

170 000 zusätzliche Zuschauer, die meist nicht<br />

zum ZDF-Stammpublikum gehören. Formate, die<br />

im Fernsehen erfolgreich sind, finden im Netz eine<br />

eigene Fangemeinde. Auf Facebook hat »heute«<br />

knapp 59 000 Freunde, die dort politische Nachrichten<br />

rezipieren und diskutieren. Und wenn die<br />

Onlineredaktion twittert, folgen ihr bis zu 25 000<br />

Menschen. Das Bedürfnis <strong>der</strong> Menschen nach<br />

hochwertiger Information ist nicht zurückgegangen.<br />

Lediglich die Wege, auf denen die Information<br />

den Endnutzer erreicht, haben sich verän<strong>der</strong>t.<br />

Die technischen Grenzen zwischen TV und Internet<br />

verschwimmen – auch durch das Auftreten neuer<br />

Konkurrenten wie YouTube, Hulu o<strong>der</strong> Apple- und<br />

Google-TV, die <strong>Programme</strong> von Fernsehanstalten<br />

und Produzenten in alternativen Streaming-Systemen<br />

vertreiben. Und die Gewöhnung an zeitsouveräne<br />

und ortsungebundene Nutzung von<br />

Inhalten wächst und wird nicht umzukehren sein.<br />

Wenn ich die »heute«-Nachrichten auf meinem<br />

iPhone um 19.50 Uhr statt um 19.00 Uhr anschauen<br />

kann, warum sollte ich dann ein privates<br />

Telefonat abbrechen, das Aben<strong>des</strong>sen schneller<br />

beenden o<strong>der</strong> Verabredungen mit Freunden nach<br />

den Sendezeiten <strong>des</strong> ZDF richten? Diese Freiheit<br />

zu beschneiden, liegt nicht in unserem Interesse;<br />

die Informationen so aufzubereiten, dass sie den<br />

Menschen weiterhin zur Verfügung stehen, und<br />

zwar in <strong>der</strong> Form, die <strong>der</strong> Endnutzer bevorzugt,<br />

hingegen schon.<br />

Das ZDF muss in den nächsten Jahren zwei Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bestehen: Zum Ersten: Das TV<br />

muss Leitmedium für Information bleiben. Dafür<br />

müssen wir unseren Platz im Spannungsfeld zwischen<br />

gestiegenem Unterhaltungsbedürfnis und<br />

verän<strong>der</strong>ter Informationsbeschaffung neu definie-

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