Zusammenfassungen der Artikel in deutscher Spracheund unternimmt eine weiterreichende Analyse kortikalerFunktionen.Wir selbst zweifeln nicht daran, daß große Teiledes Neokortex – als Folge von Erfahrungen spezialisiertsind. Jedoch stellen wir die Existenz soziobiologischbegründeter, kognitiver Module in Zweifel. Esgibt keinerlei Hinweise darauf, daß sich modularisierte,kognitive Adaptationen im Neokortex – imVerlauf der letzten 2 Jahrmillionen entwickelt haben.Wir gehen davon aus, daß dasjenige, was sichin diesem Zeitrahmen entwickelt hat eher unspezifische,d.h. nicht spezialisierte Funktionsbereiche waren,die erst unter Umwelteinflüssen und mit subkortikalerBeteiligung modularisiert wurden.Wir stimmen mit MEISENBERGs Überlegungenhinsichtlich der Entwicklung des Lächelns überein.Jedoch stimmen wir ihm nicht zu, daß die relevantenneurologischen Strukturen vor allem im cingulärenKortex angeordnet sind. Demgegenüber nehmenwir an, daß auch noch tieferliegende Gehirnregionenam Lächeln beteiligt sind.In striktem Widerspruch stehen wir zu MEISEN-BERGs Behauptung daß das Datenmaterial welchessich auf die subkortikale Ebene bezieht nicht so solideund fundiert ist wie wir das behaupten.Atran – noch einmal das ‚Sprachmodul‘. ATRAN lieferteine heftige Verteidigung der Modularitätsidee undbezieht sich dabei vor allem auf die Sprache. DasZentralproblem dabei kann folgendermaßen formuliertwerden: beinhalten die Gene die Rudimenteunserer einzigartigen menschlichen Sprache oderhelfen diese Gene mit komplexe Laute zu erzeugen,die mit dem enormen Speicherraum des Kortex interagierenund als Endprodukt Sprache generieren.Nach unserem Dafürhalten ist es nicht notwendigdie Existenz von genetisch fixierten Sprachmodulenanzunehmen. Sprache entwickelt sich ausdem Zusammenwirken von subkortikalen Hirnstrukturenmit dem Neokortex.Wir stimmen auch nicht mit ATRANs ‚kortikal –kognitivistischer Sichtweise‘ überein, nach der keinerleiBefunde aus dem subkortikalen Bereich Einsichtenin das Funktionieren kognitiver Strukturenvermitteln konnte. Die Bedeutung und der Einflußsubkortikaler Aktivitäten wurde und wird nach wievor weitgehend unterschätzt.PITCHFORD – die Herausforderung eines Insiders. PITCH-FORD bezieht sich vor allem auf eine der von uns postuliertenSünden der EP – die Suche nach adaptivenModulen Bereichen, in denen jedoch nur nichtfunktionsgebundene Operationen vollzogen werden.PITCHFORD thematisiert dabei vor allem dieSprachfunktion und die Rolle von Entwicklungsprozessen.PITCHFORDs Behauptung die Autoren hätten diezentralen Argumente der ‚developmental systemstheory‘ nicht entsprechend berücksichtigt wird zurückgewiesen,da vor allem der Seniorautor dazuzahlreiche Publikationen vorgelegt hat. Dabei stimmenwir größtenteils mit den Argumenten der ‚developmentalsystems theory‘ überein – ein Kritikpunktjedoch richtet sich gegen jene überzeichneteArgumentation in der von ‚Ontogenie von Information‘die Rede ist.Leider geht PITCHFORD nicht auf unsere Kernargumenteein.Noch einmal weisen wir darauf hin, daß der gefährlichsteOrt der Suche nach Modularität derjenigevon hoch spezialisierten neokortikalen Arealenim Gehirn erwachsener Menschen ist. Wir sind derMeinung, daß sich die allgemeinsten Funktionsprinzipieneher auf subkortikalem Niveau finden.Shulamith KreitlerEine evolutionäre Perspektiveauf kognitive OrientierungDer Beitrag beschäftigt sich mit den evolutionärenAspekten der kognitiven Steuerung des Verhaltens.Aufgrund empirischer Befunde und der eindrucksvollenEntwicklung von Kognition im Verlaufder Evolution kann davon ausgegangen werden,daß die kognitive Verhaltenssteuerung inBezug auf Überleben eine Rolle spielt. Eine <strong>The</strong>oriekognitiver Orientierung – auf dem Niveau desMenschlichen – wird als grundlegender Rahmenfür eine evolutionäre Analyse präsentiert. Die großenVorteile einer solchen <strong>The</strong>orie bestehen in einerumfassenden Beschreibung der zwischen Inputund Output wirkenden Prozesse, für die esvielfache empirische Belege gibt. Die wichtigstenevolutionären Aspekte, die besprochen werden,betreffen die Unterscheidung zwischen Motivationund Kognition, die Entwicklung von Bedeutungsowie die Entwicklung von Handeln, in jedemFall unter besonderer Berücksichtigung derRolle von Kognition.Evolution and Cognition ❘ 110 ❘ 2001, Vol. 7, No. 1
Zusammenfassungen der Artikel in deutscher SpracheMac DonaldEvolutionäre Ethik: Werte, Psychologie,Strategie und KonventionenAbsicht dieses Artikels ist es deutlich zu machen,welche Auswirkungen eine strikte Anwendung derEvolutionstheorie auf eine <strong>The</strong>orie der Moral hat. Ineinem ersten Schritt werden die Implikationen derEvolutionstheorie für die Werttheorie und das moralischeVerhalten aufgezeigt. Danach wird der Versuchunternommen eine evolutionäre Perspektivehinsichtlich des Problems der Entwicklung sozialerKonventionen darzustellen. Moralische Standardswerden dabei als Produkte der kulturellen und derbiologischen Evolution begriffen, wobei basale moralischeWerte weder von der Natur noch vom Evolutionsprozeßselbst abgeleitet werden. Die Anwendungdes DARWINISTISCHEN Denkens erfolgt dabeivor allem auf die empirische Basis, auf der aufbauendmoralische <strong>The</strong>orien entwickelt werden.Bezug genommen wird dabei auch auf die ‚EvolutionärePsychologie‘ welche viel zum Verständnismoralischen Verhaltens beitragen kann.Weiters erweist sich die Untersuchung sozialerKonventionen als zentrales Element. Konventionenwerden dabei als Regularitäten des Verhaltens interpretiert.Diese werden durch mit anderen Menschengeteilte Interessen aufrechterhalten wobei die Erwartungder Kooperationsbereitschaft zugrundeliegt.Evolution and Cognition ❘ 111 ❘ 2001, Vol. 7, No. 1