Köpke, Matthias - Die Hochflut des Okkultismus, 1. Auflage
Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Nordwestuckermark, Zollchow, Die Hochflut des Okkultismus, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Eine Sammlung von Abhandlungen über Spiritismus, Okkultismus, Esoterik, Aberglauben, Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Okkultlehren, Emil Kräpelin, Psychiatrie,
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1880 das System auf, das auch heute noch mehr oder weniger die Grundlage
aller Irisdiagnostik ist: die Lehre des Iriszirkels. Der Autor gibt an, alle
Erkrankungen der linken Körperhälfte ließen in der linken Regenbogenhaut
bestimmte Zeichen entstehen, und die Erkrankungen der Organe der rechten
Körperhälfte hinterließen in der rechten Iris ihre Zeichen. Dabei sei
innerhalb der Regenbogenhaut eine bestimmte Ordnung, und zwar derart,
daß die Organe der oberen Körperhälfte an der Iris oben abgezeichnet
würden, Lunge, Herz und Magen etwa in der Mitte, Geschlechtsorgane,
untere Gliedmaßen etc. im unteren Feld.
Es leuchtet ein, daß wer so einfach diagnostizieren kann, einer ärztlichen
Ausbildung kaum bedarf. Er wird hoffen dürfen, mit seinen Feststellungen
jede ärztliche Diagnose ohne weiteres kontrollieren oder korrigieren zu
können.
Aber hören wir, wie Peczely sein System entdeckte: Als er ein Knabe
war, krallte sich in seinem Unterarm eine Eule fest. Um sich des Tieres zu
erwehren, brach er ihm ein Bein ab und beobachtete, daß im gleichen
Augenblick im Auge der Eule, und zwar im unteren Feld der Regenbogenhaut,
ein schwarzer Strich auftrat!
Eines Tages kam nun in die Praxis des Arztes Peczely ein Patient,
dessen Regenbogenhaut einen gleichartigen schwarzen Strich aufwies.
Peczely fragte ihn, ob er einmal ein Bein gebrochen habe, denn bei der Entdeckung
des schwarzen Striches erinnerte er sich an das Eulenerlebnis. Der
Patient bejahte das — und die Geburtsstunde der Augendiagnose war da.
Augenärzte und wohl jeder einsichtige medizinische Laie werden folgen
können, wenn wir behaupten, daß die Beobachtungsgabe eines elfjährigen
Knaben, der im Affekt mit einer Eule ringt, nicht ausreicht, naturwissenschaftliche
Beobachtungen solcher Qualität zu machen. Daher kann man
diese Erzählung Peczelys in das Reich der Fabel verweisen.
Peczely starb, ohne daß seine Lehre anerkannt worden wäre. Er wurde
sowohl von der Universität Wien als auch von der Universität Budapest
abgewiesen.
Unter seinen Schülern traten zwei Priester in den Vordergrund: der
schwedische Pastor Liljequist und der deutsche Pastor Felke. Das
vielgestaltige Bild der Iris mit seinen verschiedenen Farben und Fleckchen
und deren Ausdeutung unterstützte ihre theologischen und teleologischen
Betrachtungen: „Gott hat alles zweckmäßig eingerichtet …“ Aber leider hatte
Gott das nicht. Mit dem Schema von Peczely war er offensichtlich nicht
einverstanden, denn als bald nach der Jahrhundertwende dem deutschen
Pastor Felke aus Repelen wegen Kurpfuscherei der Prozeß gemacht wurde
und er dem Gericht seine Kunst an einigen Kranken zeigen sollte, versagte
er vollständig. Seine beim Volk so beliebten Diagnosen und Verfahren
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