Köpke, Matthias - Die Hochflut des Okkultismus, 1. Auflage
Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Nordwestuckermark, Zollchow, Die Hochflut des Okkultismus, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Eine Sammlung von Abhandlungen über Spiritismus, Okkultismus, Esoterik, Aberglauben, Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Okkultlehren, Emil Kräpelin, Psychiatrie,
Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Nordwestuckermark, Zollchow, Die Hochflut des Okkultismus, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Eine Sammlung von Abhandlungen über Spiritismus, Okkultismus, Esoterik, Aberglauben, Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Okkultlehren, Emil Kräpelin, Psychiatrie,
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
In der zunehmenden Entseelung unseres modernen Lebens ist also eine
Hauptursache zu sehen für jenen Hang nach dem Dunklen, Anonymen und
Mystischen, der in seiner praktischen Betätigung von heute zugleich
deutlichster Ausdruck seelischer Genügsamkeit unter den Menschen
geworden ist. Die Religionen, die hier eigentlich zuständig gewesen wären,
haben versagt und mußten versagen, je stärker mit dem Fortschreiten der
wissenschaftlichen Erkenntnisse die Widersprüche zwischen der Welt des
Glaubens und der erforschten Tatsächlichkeit zu Tage traten. Viele, ja die
meisten der heute Lebenden sind nur mehr dem Namen nach Angehörige
einer Religionsgemeinschaft, der sie in Wirklichkeit längst völlig entwachsen
und entfremdet sind, und zwar nicht zuletzt durch das Unvermögen
der Religionen, Schritt zu halten mit den geistigen Erkenntnissen
ihrer Zeit und eine genügend klare, befriedigende Antwort zu geben auf die
letzten Rätselfragen des menschlichen Lebens und Sterbens.
Die ganze übergroße Not des Nirgendwo-Geborgenseins und die innere
Haltlosigkeit des modernen Menschen, sein „Hangen über dem Nichts“ und
der auf die Dauer zermürbende Zustand des psychischen Chaos und Verfalls
hat so recht im Existentialismus mit seinen nihilistischen Perspektiven
seinen zeitgemäßen philosophischen Niederschlag gefunden. Es ist also nur
zu verständlich, daß der psychisch bankrotte Mensch unseres degenerierten,
ausgelaugten Jahrhunderts wie auf anderen Lebensgebieten so auch auf dem
Glaubenssektor, d. h. in seinen innersten Beziehungen zu Gott und seiner
waltenden Allmacht süchtig geworden ist, gepackt von einem wahren Erlösungswahn
und erfaßt von einer krankhaften Sucht nach Wunscherfüllung
im „Dies- oder Jenseits“, die nichts mehr mit echter Glaubenssehnsucht
und ihrer Erfüllung im Erhabenen gemein hat. Diese Sucht, die auf allen
Gebieten des Lebens herrschend geworden ist, das Getriebensein von
innerer Unruhe, die quälende Unrast und latente Furcht vor dem Dasein und
seiner Unsicherheit, das alles kommt einer Flucht in die Verantwortungslosigkeit
gleich und ist das Kennzeichen und die traurige Hypothek unserer
Zeit. Da aber immerhin bei einem großen Teil der Menschen trotz aller Verstrickung
in materialistischem Zweckdenken eine vollkommene seelische
Verkümmerung noch nicht eingetreten und daher die Gottsehnsucht, das
unterbewußte Verlangen der Seele nach dem „Jenseitigen, Irrationalen“
noch nicht völlig erstickt ist, so werden heute der fortschreitenden Verarmung
unseres Seelenlebens und dem kläglichen seelischen Dahinvegetieren
entsprechend ebenso klägliche „Wege zu Gott“ bzw. zur Befriedigung
momentaner oder permanenter metaphysischer Bedürfnisse gesucht und
beschritten.
Der Urgrund alles Seins, in den auch unser persönlichstes Ich gebettet ist,
fordert irgendwann im menschlichen Leben einmal die unserer natur-
29