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Köpke, Matthias - Die Hochflut des Okkultismus, 1. Auflage

Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Nordwestuckermark, Zollchow, Die Hochflut des Okkultismus, Aus der Gedankenwelt der Ludendorffbewegung, Ludendorff Bewegung, Eine Sammlung von Abhandlungen über Spiritismus, Okkultismus, Esoterik, Aberglauben, Mathilde Ludendorff, Induziertes Irresein durch Okkultlehren, Emil Kräpelin, Psychiatrie,

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die „Maria mit dem Kinde“, das der „zukünftige Erretter des Vaterlandes“

sein wird, usw. Diese Merkmale und Proben wögen genügen. Auch bei ihr

gelang es nach vorübergehenden Verschlimmerungen unter ärztlicher Hilfe

und Elektroschockbehandlung zunehmende Krankheitseinsicht und allmähliche

Distanzierung von den abnormen Erlebnissen zu erzielen.

Auch hier handelte es sich also um eine geistig gesunde, charakterlich

einwandfreie, begabte Frau, die psychisch nie auffällig oder krankhaft

veranlagt war. Das Beispiel und die Erfolge ihres Mannes übten auf sie

zweifellos eine starke suggestive Wirkung aus, sodaß sie ganz unter seinem

Einfluß stand. Durch gegenseitige Suggestionen hat sich das Ehepaar dann

immer mehr in einen Zustand von Ekstase und religiösen Enthusiasmus

hineingesteigert. Daß keine echte Psychose im Sinne einer vererblichen

Geisteskrankheit vorlag, geht schon aus dem raschen Abklingen des ganzen

Zustandes nach Aufhören und Beseitigen der Ursachen hervor; es handelte

sich also auch hier nach Art und Verlauf um eine typische sog. „induzierte

Psychose“. Das „Stimmenhören“ wäre danach als „Gedankenlautwerden“

oder als „suggestiv-hypnotische Halluzination“ aufzufassen. Gleich ihrem

Mann hatte auch sie „abnorme Beziehungs-, Bedeutungs- und Berufungserlebnisse

und illusionäre Verkennungen der Umwelt“. (Während der

Bahnfahrt erlebte sie die Mondsichel als Kahn oder Wiege, ergänzte sie mit

ihrem Ring zu einem Kreis und wähnte sich durch das „Tal des Todes“ zu

fahren.) Daneben noch viele andere Symboldeutungen, die sie jeweils

verschieden bewertete. Die Diagnose muß also auch hier die gleiche sein

wie beim Ehemann, wenn freilich erst bei beiden Fällen eine Beobachtung

über eine Reihe von Jahren das Vorliegen einer echten, erbmäßig bedingten

Geisteskrankheit mit 100%iger Sicherheit ausschließen kann. Wie aber eine

Reihe ähnlicher, in der wissenschaftlichen Literatur berichteter Fälle

beweist, ist dies völlig unwahrscheinlich. Überdies kann es im letzten in

diesem psychischen Bereich, wie Gruhle sagte, immer nur ein Verstehen,

aber nie ein kausales Erklären geben. Es muß in diesen Gefilden des

Psychischen zuletzt stets „ein Fragezeichen gesetzt werden und ein nicht

mehr mit Sicherheit Bestimmbares zurückbleiben“.

Zusammenfassend läßt sich somit bestätigen, daß ein bis zum Ausbruch

der Erkrankung geistig und seelisch vollkommen gesundes Ehepaar von

überdurchschnittlicher Intelligenz durch intensive Beschäftigung mit

spiritistischen Experimenten und auf dem Weg wechselseitiger Suggestion

mehr und mehr in das „induzierte Irresein“, in einen autosuggestivhypnotischen

Dämmerzustand hineingetrieben wurde, der in seiner oben

geschilderten Symptomatik und innerseelischen Auswirkung ganz den

Erscheinungen bei beginnenden endogenen Psychosen glich und bei

Fortsetzung der spiritistischen Betätigung schließlich ohne Zweifel in einem

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