LT128

Leuchtturm Nr. 128
bewerben sich – und es werden erhebliche Auflagen gemacht,
zusätzliche Ausbildungsanteile und Abschlüsse
gefordert. Hier muss die Landespolitik reagieren und
korrigieren. Die Einheit Europas ist offensichtlich noch
nicht die Einheit in der Anerkennung von Berufsabschlüssen.
Und nicht zuletzt: Städte und Gemeinden sollten auf
Neueinstellungen als Zuzüge eingestellt sein. Wer mit
der Stelle eine günstige Wohnung angeboten bekommt
oder ein „Begrüßungspaket“ erhält, der entscheidet sich
eventuell eher.
Wichtig ist das Signal: Wir helfen beim Ankommen!
Ostfriesland kennenlernen
Mit Erstaunen nahmen die Diskutierenden im Saal der
Ostfriesischen Landschaft wahr, dass Studentinnen und
Studenten z.B. der Universität Oldenburg im Grunde
Ostfriesland nicht kennenlernen können. Die Ausbildungsordnung
schreibt einen engen Radius des Einsatzes
im Praxissemester vor. Die meisten ostfriesischen
Städte werden von daher nicht erreicht.
Diese Regelung muss umgehend aufgehoben, neue
Vorgaben erarbeitet werden.
Ein Vorschlag ist, die Praxissemester mit den Ausbildungsseminaren
zu koordinieren, damit die Lehrenden
– und um deren Fahrzeiten geht es – entlastet werden
können.
Darüber hinaus trugen die Anwesenden gleich eine
Reihe von Beispielen vor, auf welche Art und Weise
Sympathieaktionen zum besseren Kennenlernen einer
Schule beitragen können. Vom virtuellen Rundgang in
der Schule auf der Homepage bis hin zu Busreisen zu
den Schönheiten der ländlichen Region.
Viele Schulen und Gemeinden sind hier bereits auf
dem Weg.
In Ostfriesland für Ostfriesland
Eine positive Entwicklung erlebt das Seminar Aurich.
Der Anteil der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter
steigt und die Anzahl derjenigen, die in der Region aufgewachsen
sind und sich heimatnah orientieren, steigt
ebenso. Junge Menschen, die ihre Zukunft in dem sehen,
was ihnen wohlbekannt und lebensnah ist.
Schnell liegt die Folgerung auf der Hand.
Wenn sich Studentinnen und Studenten oft an ihrem
Studienort orientieren, den Ort der Ausbildung für die
Einstellung möglichst in der Nähe behalten wollen –
warum gibt es dann keine Ausbildung in Ostfriesland?
Es werden in Zukunft derart viele Lehrerinnen und
Lehrer benötigt, dass absehbar ist: Die vorhandenen
Ausbildungsmöglichkeiten werden nicht ausreichen.
Ende 2017 kam die Bertelsmann-Stiftung mit Zahlen heraus:
Es werden bundesweit 60 000 Lehrkräfte in den
Ruhestand gehen, weitere 26 000 neue Stellen werden
für einen zu erwartende Anstieg der Schülerzahlen benötigt
und rund 19 000 für den Ausbau der Ganztagsschulen.
Das sind Hochrechnungen, sicherlich, und sollten
diese Zahlen stimmen, müssen zwangsläufig mehr Ausbildungsmöglichkeiten
und -stätten geschaffen werden.
Die Forderung also:
Unsere Hochschule vor Ort muss erweitert werden,
sich an den Bedürfnissen der Region orientieren.
Notwendig ist die Einrichtung eines erweiterten und gut
ausgestatteten Fachbereich Bildungs- und Sozialwissenschaft
an der Hochschule Emden/Leer.
Eine Ausbildung in Ostfriesland für Ostfriesland.
Es soll die Erfahrung genutzt werden: Wer in einem
Ort eine Ausbildung absolviert, die Menschen kennenlernt,
die Landschaft schätzt, den Jahreslauf erlebt, sich
schließlich heimisch fühlt – der möchte auch dort bleiben,
Wurzeln schlagen.
Aurich wintergrau
Es ist niemand, soweit bekannt, an diesem wintergrauen
Spätnachmittag verspätet heimgekommen, niemand
in ein Schneetreiben geraten.
Ostfriesland blieb verschont.
Dennoch.
Es rollt eine Katastrophe auf Ostfriesland zu. Es muss
gehandelt werden.
Jetzt.
Studie der Bertelsmann-Stiftung:
Klaus
Klemm, Dirk Zorn:
Lehrkräfte dringend
gesucht. 2017
Quelle:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikatio
nen/GrauePublikationen/BST-17-032_Broschuere-Lehrkraefte_dri
ngend_gesucht_GE-
SAMT_WEB.pdf (zuletzt
ges. 09.03.2017)
Jk
KV Emden
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