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LT128

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Leuchtturm Nr. 128<br />

Da kam Freude auf!<br />

SeniorInnen aus Jever, Varel und Wittmund besuchten Karl Marx-Ausstellung in Hamburg<br />

Man glaubt ja gar nicht, wie spontan die älteren GewerkschafterInnen<br />

(Alt-68-er?) sein können. Kaum<br />

war die Einladung zur Fahrt nach Hamburg ins „Museum<br />

der Arbeit“ zur Ausstellung „Das Kapital“ anlässlich<br />

des 150. Jubiläums der Erstausgabe raus, da<br />

überstürzten sich die An- und Rückmeldungen. Letztlich<br />

waren wir 27 SeniorInnen, die von Wittmund über Jever<br />

und Varel am 28. November nach Hamburg unterwegs<br />

waren. Es gab lecker Frühstück im Bus, um fit für die<br />

Führung durch die Ausstellung zu sein. Sie startete beeindruckend<br />

mit einer riesigen Warenansammlung –<br />

symbolisiert durch unzählige Konservendosen mit Aufschriften<br />

wie T-Shirts, Bier, Musik – als Anschauung für<br />

den ersten Satz des Kapitals von Karl Marx:<br />

„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische<br />

Produktionsweise herrscht, erscheint als eine<br />

ungeheure Warensammlung, die einzelne Ware als seine<br />

Elementarform.“<br />

Hier sei eine kleine Abschweifung gestattet zum<br />

Thema „Reichtum“. John Holloway weist in seinem<br />

Aufsatz „Ganz am Anfang beginnen“ darauf hin, dass<br />

Marx davon spricht, dass der Reichtum als ungeheure<br />

Warensammlung erscheint und es daher eine andere<br />

Form des Reichtums geben muss. Nach Holloway versperrt<br />

der Blick auf den Reichtum an Waren den Blick<br />

auf den wahren Reichtum, nämlich unser Potenzial, unsere<br />

Fähigkeiten, die es frei zu entfalten gelte und nicht<br />

als Arbeitskraft zu verkaufen seien, damit es dem Käufer<br />

der Arbeitskraft mehr Geld verschafft. In einem anderen<br />

Beispiel verweist er auf die Versuche, das Schulsystem<br />

zu privatisieren und den Reichtum Bildung zur Ware<br />

werden zu lassen. Und dieser Reichtum, unser Potenzial,<br />

so Holloway, sei allemal besser als Anknüpfungspunkt<br />

für Veränderungen geeignet als das Blicken auf den<br />

Reichtum an Waren. Das mal so am Rande erwähnt.<br />

Aber zurück zu unserer Führung, die ein prekär beschäftigter<br />

promovierter Ethnologe interessant gestaltete,<br />

so dass wir am Ende noch in kleinen Gruppen zum<br />

Diskutieren zusammenstanden. Stoff gab es ja genug.<br />

Angefangen bei Marx’ Sponsor Engels, der gezeigt hat,<br />

dass Mäzenatentum auch außerhalb des Dunstkreises der<br />

Kunst existieren kann bis zu der Frage, wie die Mehrwertproduktion<br />

im Zeitalter der Digitalisierung funktioniert.<br />

Nach dem Mittagessen im Fabrik-Café haben einige<br />

erfolgreich Weihnachtseinkäufe getätigt, andere Glühwein<br />

und Bratwurst genossen. Gegen 21 Uhr waren wir<br />

wieder zurück und freuen uns schon auf weitere Veranstaltungen<br />

im Jahr 2018.<br />

Klaus Blume-Wenten<br />

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