Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm
Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm
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die <strong>subversive</strong> kamera<br />
<strong>Die</strong> Super 8-Undergroundfilmbewegung in der DDR<br />
the Subversive camera<br />
The Super 8 Underground Film Movement<br />
in East Germany<br />
„Ruhe!“ brüllt jemand. Irgendwo kippt ein Glas um. Der Projektorstrahl<br />
trifft das Bettlaken. <strong>Die</strong> kleine 2-Zimmer-Wohnung im Prenzlauer<br />
Berg ist gerammelt voll. Man ist gekommen, weil der „Buschfunk“<br />
wieder eine heimliche Super 8-Filmvorführung angekündigt<br />
hat. Ein nervös am Projektor hantierender Jungfilmer präsentiert<br />
sein exzentrisches und metapherngeschwängertes Stundenwerk,<br />
das gut und gerne eine 70mm-Aufführung verdient hätte.<br />
Zuerst begannen sich die Maler für die bewegten Bilder zu interessieren.<br />
Vor allem aus Experimentierlust, als Erweiterung ihrer<br />
formalen Möglichkeiten. <strong>Die</strong>se Bildgewaltigen prägten die Szene<br />
ganz wesentlich: Es galt das Experiment mit dem Material, die<br />
Einbindung in Performances, Ausstellungen und multimediale<br />
Veranstaltungen. Hemmungslos wurde die Bildoberfläche<br />
zerkratzt, eingefärbt, übermalt, der Film als Material ohne Heiligenschein;<br />
seiner Dekonstruktion stand nichts im Wege, über<br />
vergleichbare Aktionen im Rest der Welt wusste man nichts. Es<br />
entstanden kleine anarchistische Werke, die vor allem von dem<br />
Versuch der Selbstbefreiung aus der Alltagstristesse erzählen<br />
und in eine selbst geschaffene Kunstwelt aus Symbolen, Subtext<br />
und Störfaktoren führen.<br />
18 | Short report 2009 e<br />
“Quiet!” someone shouts. A glass tips over somewhere. The beam<br />
of light from the projector is cast onto the bed sheets. The tiny<br />
two-room flat in east Berlin’s prenzlauer Berg district is jammed<br />
full. people are here because they’ve heard on the “bush telegraph”<br />
that another clan<strong>des</strong>tine Super 8 film screening is being<br />
held. A young filmmaker nervously operates the projector as<br />
he presents his eccentric and metaphor infused piece that lasts<br />
hours and easily <strong>des</strong>erves a 70mm screening.<br />
The painters were the first ones to become interested in the<br />
moving images. especially from a <strong>des</strong>ire to experiment, as an<br />
extension of their formal possibilities. And these powerful images<br />
left a fundamental mark on the scene: experimenting with<br />
the material, integrating performances, exhibitions and multimedia<br />
events into them – these were all a part of it. The surface<br />
of the film was brazenly scratched, dyed, painted over, the<br />
film as material without any halo or aura; nothing stood in the<br />
way of its deconstruction, and nobody knew anything about<br />
comparable actions in the rest of the world. Small anarchistic<br />
pieces were created that recounted especially the attempts at<br />
self-liberation from the everyday dreariness and took us into a<br />
von / by<br />
Cornelia Klauß