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Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm

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UNTER WEISSEN TÜCHERN /<br />

UnDeR WHITe cLOTHS<br />

Cornelia Schleime (1983)<br />

© Archiv „ex.oriente.lux“<br />

Einer der Ersten war der mittlerweile weltweit bekannte Maler A.R.<br />

Penck, der zusammen mit der Gruppe LÜCKE FREqUENTOR einer<br />

Art „filmischen Dilettantismus“ als fröhlicher Lebensmaxime frönte.<br />

Andere wie Cornelia Schleime, den Ausreiseantrag schon in der Tasche,<br />

waren mit einem Ausstellungsverbot belegt. Sie vertrieb sich<br />

so die Zeit in der Warteschleife mit verstörenden Inszenierungen<br />

über den Zustand der Paralyse. Für mich gehören diese Arbeiten<br />

bis heute zu den schönsten aus jener Zeit. Erlaubt war von alledem<br />

nichts.<br />

Eigentlich war das 8mm-Medium für die Heimfilmer reserviert, für<br />

Bilder aus dem Familienkreis und dem Urlaub an der Ostsee. 16mm<br />

gab es nur auf dem Schwarzmarkt oder für die offiziellen Amateurfilmclubs,<br />

die an Betriebe gebunden waren und ihre Wurzeln in jener<br />

„Arbeiter! Greif zur Feder“-Offensive hatten. In aller Regel begleiteten<br />

sie dokumentarisch Erfolgsmeldungen der Produktion oder übten<br />

sich im Verfertigen von kleinen Sketchen. Dann tauchten in den<br />

1970er Jahren ganz ungeplant die ersten unabhängigen künstlerisch<br />

ambitionierten Super 8-Filme auf – und riefen die Staatsmacht auf<br />

den Plan. Gerade die Unkompliziertheit, mit der unkontrolliert eigene<br />

Bilder produziert und projiziert werden konnten, beunruhigte die<br />

Funktionäre. Denn die „bedeutendste aller Künste, der Film“ (Lenin),<br />

das Monopol über die Bilder und wichtigstes Instrumentarium für<br />

den Masseneinfluss, lag den DDR-Propagandisten immer besonders<br />

am Herzen. Hier meinten sie die vermeintliche Schlacht um Klassenstandpunkte<br />

und den ideologischen Nahkampf mit dem Klassenfeind<br />

zu führen. Deshalb war der ganze offizielle Film- und Fernsehbereich<br />

durch ein komplexes Netz von Zensur- und Abnahmebestimmungen<br />

bereits so observiert, dass kritisches Potential in der Regel schon im<br />

Drehbuchstadium wirksam verhindert werden konnte. Weil aber niemand<br />

der Super 8-Verfechter Lust hatte, sich diesen Reglementierungen<br />

auszusetzen, blieb jeder Schritt in die Öffentlichkeit ein Wagnis.<br />

Spotlight: Crossing Borders<br />

self-made art world of symbols, subtext and disruptive factors.<br />

One of the first was the painter A.R. penck, who is known across<br />

the globe by now. At that time he was still called Ralf Winkler and<br />

together with the group LücKe FReQUenTOR he indulged in a<br />

kind of filmic dilettantism as a cheerful maxim to live by. Others<br />

such as cornelia Schleime, who already had an application to<br />

leave the country in her bag and an exhibition ban imposed on<br />

her, spent her time in the limbo of waiting by making disturbing<br />

productions about the condition of paralysis. And none of them<br />

were permitted at all.<br />

In fact the 8mm medium was reserved for the home moviemakers<br />

to shoot films of their families and their holidays at the Baltic<br />

Sea. 16mm could only be found on the black market or in the<br />

official amateur film clubs which were linked to state owned production<br />

operations and had their roots in the “Workers! Take Up<br />

the pen” offensive. As a rule they would shoot documentaries of<br />

successes in manufacturing or get in some practice by making<br />

small film sketches. But then in the 1970s right out of the blue,<br />

the first independent artistically ambitious Super 8 films appeared<br />

– prompting the state authorities to take action. It was<br />

the simplicity of being able to produce their own films and screen<br />

them without any controls that actually worried the functionaries.<br />

Because the “most significant of all the arts, film” (Lenin), that<br />

monopoly of images and the most important instrument to influence<br />

the masses, had always had a very special place in the hearts<br />

of the communist east German propagandists. By this they meant<br />

taking up the supposed battle for the class viewpoint and the<br />

ideological hand-to-hand combat with the class enemy. For this<br />

reason, the completely official film and television industry in east<br />

Germany was already being monitored by a complex network of<br />

censorship and acceptance regulations which ensured that as a<br />

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