Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm
Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm
Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Im Blickpunkt: <strong>Grenzüberschreitungen</strong><br />
kino der überschreitung<br />
Der Experimentalfilm Ostdeutschlands und West-Berlins<br />
in den 1980er Jahren<br />
cinema of transgression<br />
Experimental Film from East Germany and West Berlin<br />
in the 1980s<br />
Rennen, Springen, Fliegen<br />
LOLA RENNT durch Berlin, entlang der Mauer, den rothaarigen Kopf<br />
aufrecht, die Hände zu Fäusten geballt, mit starken Beinen! Lola<br />
rennt, um ihre Liebe zu Manni zu retten; Lola rennt von A nach B; es<br />
liegt eine Absicht in ihrer Schnelligkeit, ein Ziel in jedem Schritt. Für<br />
die berühmte Szene aus Tom Tykwers international gefeiertem Film<br />
von 1997 wurde dieses Motiv aus Yana Yos POMMES FRITES STATT<br />
KÖRNER (1981) übernommen, einem experimentellen Super 8-Film<br />
über die klaustrophobische „Inselstadt“ West-Berlin. In Yos Film jagt<br />
eine in Leder gekleidete junge Frau die Berliner Mauer entlang. Im<br />
Gegensatz zu Lola haben ihre Schritte allerdings weder Zweck noch<br />
Ziel. Das Rennen durch eine Stadt, die von der Berliner Mauer umgeben<br />
ist, wird zu einem absurden Akt, weil die Endstation immer<br />
ein mit Graffiti besprühter Betonstreifen sein wird. Auf der anderen<br />
Seite der Mauer wird natürlich auch gerannt. Aber in Ostdeutschland<br />
ist die Richtung klar: weg von der Stasi. In Claus Lösers NEKRO-<br />
LOG (1985) und Tohm di Roes’ 7x7 TATSACHEN AUS DEM HIESIGEN<br />
LEBEN DES DICHTERS TOHM DI ROES (1983) werden Männer von<br />
zwielichtigen Gestalten in Ledermänteln verfolgt. Auf ihrem Weg<br />
durch die verfallenen, noch immer von Schäden <strong>des</strong> Zweiten Welt-<br />
4 | Short report 2009 e<br />
Running, Jumping, Flying<br />
RUn LOLA RUn across Berlin, along the wall, your red-haired head<br />
up, hands clinched into tight fists, strong legs! Lola runs to save<br />
her love for Manni, Lola runs from a to b, there is an intentionality<br />
in her speed, a direction in her steps. The famous scene from Tom<br />
Tykwer’s internationally celebrated feature film from 1997 takes<br />
this motive from Yana Yo’s 1981 pOMMeS FRITeS STATT KÖRneR<br />
(FRencH FRIeS nOT GRAInS), an experimental Super 8 film about<br />
the claustrophobic “Inselstadt” West Berlin. In Yo’s film a fiercelooking<br />
leather-clad girl speeds along the Berlin Wall. contrarily<br />
to Lola, however, she does not have a direction, nor intentionality.<br />
Running in a city that is encircled by the Berlin Wall becomes an<br />
absurd act, because the final <strong>des</strong>tination will always be graffitiinfested<br />
slaps of concrete. On the other side of the wall they are<br />
running too. But in east Germany the direction is clear: Away from<br />
the Stasi. In claus Löser’s 1985 neKROLOG (neKROLOGY) and<br />
Tohm di Roes’ 7x7 TATSAcHen AUS DeM HIeSIGen LeBen DeS<br />
DIcHTeRS TOHM DI ROeS (7x7 FAcTS FROM THe LOcAL LIFe OF<br />
THe pOeT TOHM DI ROeS), 1983, men are chased by mysteriously<br />
looking characters in leather coats. Running through derelict<br />
von / by<br />
Maxa Zoller