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Grenzüberschreitungen Die subversive Kraft des ... - AG Kurzfilm

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Jubiläum<br />

visualisierte Bartosch, der auch mit Bertolt Brecht und Lotte Reiniger<br />

befreundet war, die Geschichte eines Arbeiteraufstan<strong>des</strong>, indem er<br />

mit Licht- und Verfremdungseffekten arbeitete und mit vier unterschiedlichen<br />

Ebenen aus Glasscheiben eine räumliche Tiefenwirkung<br />

erzeugte. Zusätzlich arbeitete er mit Mehrfachbelichtungen,<br />

indem er bis zu 18 Belichtungen gleichzeitig einsetzte. Auch die<br />

Musik, die von Arthur Honegger für ein neues elektronisches Musikinstrument<br />

mit dem Namen „On<strong>des</strong> Martinot“ komponiert wurde,<br />

gibt dem Film seine außergewöhnliche Atmosphäre.<br />

Mit der mit dem Machtantritt der Nazis verbundenen Zäsur und der<br />

Gleichschaltung der Kulturindustrie, dem auch der Animationsfilm<br />

zum Opfer fiel, erloschen die zahlreichen künstlerisch-innovativen<br />

Ansätze. Filmemacher wie Oskar Fischinger, Lotte Reiniger oder<br />

Hans Richter emigrierten ins Ausland. quasi in innerer Emigration<br />

stellte Oskar Fischingers Bruder Hans den Film TANZ DER FARBEN<br />

(1939) her. Auch Herbert Seggelkes Film STRICH-PUNKT-BALLETT<br />

(1943), den er direkt auf das Filmmaterial gemalt hat, ist eine Ausnahmeerscheinung<br />

in der damaligen Zeit, die jede Form von Abstraktion<br />

und Avantgarde als „entartet“ betrachtete.<br />

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in West und Ost längere<br />

Zeit im künstlerischen Animationsfilm Stillstand. Zwar gab<br />

es im Westen vereinzelt radikale ästhetische Experimente wie die<br />

erstaunlichen Materialfilme <strong>des</strong> bildenden Künstlers <strong>Die</strong>ter Roth,<br />

doch insgesamt dominierten die recht biederen Werke eines Hans<br />

Fischerkoesen oder Gerhard Fiebers, die dem Motto <strong>des</strong> ersten<br />

Kanzlers der Bun<strong>des</strong>republik Konrad Adenauer „Keine Experimente!“<br />

voll und ganz gerecht wurden. Erst Anfang der 1960er Jahre trat<br />

eine neue Generation von Animationsfilmern in Erscheinung, die<br />

künstlerische Ambitionen mit politischen Positionen kombinierten.<br />

Zu dieser Generation gehörte Helmut Herbst, der neben collage-<br />

68 | Short report 2009 e<br />

drew the hawk dream sequence in this film.<br />

Somewhat later, Oskar Fischinger produced<br />

special effects for Fritz Lang’s FRAU IM MOnD<br />

(WOMAn In THe MOOn, 1929). L’IDÉe (THe<br />

IDeA) from Berthold Bartosch, which was released<br />

in 1934, was indeed produced in France<br />

but it was unequivocally rooted in the German<br />

worker aesthetic. Inspired by Frans Masareel’s<br />

woodcuttings, Bartosch – who was also friendly<br />

with Bertolt Brecht and Lotte Reiniger – visualised<br />

the story of a workers’ revolt by working<br />

with light and alienation effects as well as with<br />

four differing levels of panes of glass to create a spatial depth effect.<br />

In addition he utilised multiple exposures by shooting up to<br />

18 superimpositions at the one time. Also the music, which was<br />

composed by Arthur Honegger for a new electronic music instrument<br />

called the “On<strong>des</strong> Martinot”, gives the film its extraordinary<br />

atmosphere.<br />

On the coming into power of the nazis and the corresponding<br />

break with and elimination of all opposition in the culture industry<br />

– to which animated film also fell prey – the numerous artisticinnovative<br />

approaches were extinguished. Filmmakers such as<br />

Oskar Fischinger, Lotte Reiniger or Hans Richter left Germany and<br />

emigrated. In a kind of quasi inner emigration, Oskar Fischinger’s<br />

brother Hans produced the film TAnz DeR FARBen (DAnce OF THe<br />

cOLOURS, 1939). Herbert Seggelke’s film STRIcH-pUnKT-BALLeTT<br />

(BALLeT OF LIneS AnD DOTS, 1943), which he painted directly onto<br />

the film stock, was likewise an anomaly at that time when every<br />

form of abstraction and avant-garde was regarded by the nazis as<br />

“entartet” or degenerate.<br />

EINMART<br />

Lutz Dambeck (1981)<br />

© DEFA-Stiftung

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