Zwischen zwei Welten? - bei der Deutschen Afrika Stiftung!
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Nafiou Djibril<br />
38<br />
Kämpfe und Privilegien<br />
Zunächst scheinen alle Türen für den jungen Schulabgänger aus Togo<br />
verschlossen. „Ich durfte nicht ar<strong>bei</strong>ten, ich konnte keinen Sprachkurs<br />
besuchen, ich durfte nichts! In allen Bereichen wurde ich eingeschränkt“,<br />
so Nafiou über seine ersten Jahre in Deutschland. Nicht selten weint er<br />
sich zu dieser Zeit in den Schlaf. So hatte er sich sein neues Leben nicht<br />
vorgestellt. Doch er lässt sich nicht unterkriegen und gibt den Traum<br />
eines Lebens im „demokratischen Deutschland, in dem Freiheit des Individuums<br />
doch so groß geschrieben wird“, nicht auf.<br />
Schnell ist ihm klar: Wenn er sich ein Leben in Deutschland aufbauen<br />
will, muss er zunächst die Sprache lernen. „Ich war es satt, dass mich<br />
mein Freund <strong>bei</strong> sämtlichen Behördengängen begleiten<br />
„Ich wollte mein Leben endlich selbst musste. Ich wollte mein Leben endlich selbst in die<br />
in die Hand nehmen – mir war klar, Hand nehmen.“ Ausgestattet nur mit einem Deutschdass<br />
das nur möglich ist, wenn ich Französisch-Wörterbuch, stellt er sich <strong>der</strong> Herausfor-<br />
die deutsche Sprache lernte.“<br />
<strong>der</strong>ung; das Geld für einen Sprachkurs fehlt ihm, auch<br />
auf behördliche Unterstützung <strong>bei</strong> seinem Vorhaben<br />
kann er nicht zählen.<br />
Mit wachsendem Vokabular wächst auch sein Selbstbewusstsein. Also<br />
will er nach <strong>der</strong> Gewährung des unbefristeten Aufenthaltsrechts im Jahre<br />
2004 nicht mehr bloß <strong>der</strong> „afrikanische Spüler“ bleiben. Durch einen<br />
Bekannten findet er zunächst eine besser bezahlte Anstellung in einer<br />
Kunststofffabrik. Doch das ist dem ehrgeizigen Togolesen nicht genug.<br />
Spontan wächst in ihm die Idee, Busfahrer zu werden. „Busfahren“, so<br />
wird er von einigen seiner afrikanischen Freunde allerdings belächelt,<br />
als er ihnen von seinem Wunsch erzählt, „ist ein Privileg – und nichts<br />
für <strong>Afrika</strong>ner!“<br />
Doch Nafious Entschluss steht fest. Immer wie<strong>der</strong> geht er zum Ar<strong>bei</strong>tsamt<br />
und bekommt 2002 die Chance zu einer 22-monatigen Busfahrer-Ausbildung<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> DEKRA. Anschließend absolviert er ein Praktikum<br />
<strong>bei</strong> den Bonner Stadtwerken und wird direkt übernommen. „Für<br />
alle <strong>Afrika</strong>ner, die mich kannten“, so erinnert er sich heute „war dies<br />
eine Art Offenbarung. Meine positiven Erfahrungen gaben ihnen Mut,<br />
ihr Leben auch selbst in die Hand zu nehmen.“ Nafious Optimismus<br />
ist ansteckend. Vier weitere Freunde, die sich immer über die Benachteiligung<br />
im Land beschwerten, gehen zum Ar<strong>bei</strong>tsamt – und zwar „mit<br />
Erfolg“, sagt er stolz.<br />
<strong>Zwischen</strong> <strong>zwei</strong> <strong>Welten</strong>?