20.04.2013 Aufrufe

Zwischen zwei Welten? - bei der Deutschen Afrika Stiftung!

Zwischen zwei Welten? - bei der Deutschen Afrika Stiftung!

Zwischen zwei Welten? - bei der Deutschen Afrika Stiftung!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Elombo Bolayela<br />

68<br />

Bremerinnen, für ihn zählt <strong>der</strong> Faktor Mensch und da sehe er keine<br />

Unterschiede. Erst vor einem Jahr habe <strong>der</strong> Weser Kurier geschrieben:<br />

„Ein Deutscher aus Kongo“, woraufhin er seine Frau und Kin<strong>der</strong> gefragt<br />

habe, ob das stimme. Die haben ihm das bestätigt, und er akzeptiert das.<br />

Bolayela kann sich mit seinem Leben hier identifizieren. Bei seiner letzten<br />

Reise in die Demokratische Republik Kongo vor vier Jahren hat er<br />

für sich festgestellt: „Das ist meine Heimat, und Deutschland ist meine<br />

<strong>zwei</strong>te Heimat.“ Allerdings findet er nicht so viel Zeit, sein Geburtsland<br />

zu besuchen. Die Verbindung besteht trotzdem, immerhin lebt dort <strong>der</strong><br />

Großteil seiner Familie. Zudem hört er leidenschaftlich kongolesische<br />

Musik und auf Fufu – einen festen Brei aus Maniok o<strong>der</strong> Yams und<br />

Kochbananen – könne er auf keinen Fall verzichten. Genauso wenig<br />

möchte er aber Wurst und das deutsche Frühstück missen.<br />

In einem Punkt erfüllt Bolayela das Klischee <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong>, das ihm<br />

auch schon vor seiner Ankunft in Deutschland zu Ohren gekommen sei: Er<br />

liebt Pünktlichkeit. So sehr hatte ihn damals eine Beobachtung des Bahnhofs<br />

in Hannover beeindruckt: Erst war alles voll, zwanzig Minuten später<br />

alles leer, zehn Minuten später wie<strong>der</strong> alles voll, es sei ihm „computergesteuert“<br />

vorgekommen. Und im Asylbewerberheim kamen die Putzkolonnen<br />

schon um sechs Uhr morgens, putzten und waren dann alle wie<strong>der</strong><br />

weg. Diese Genauigkeit hat er zu schätzen gelernt. „Manchmal sind wir<br />

zu perfekt“, aber er empfindet das als Qualität. Ein wenig von <strong>der</strong> afrikanischen<br />

Gelassenheit? Nein, die wolle er hier nicht. Unpünktlichkeit und<br />

Unzuverlässigkeit könne er heute nicht mehr tolerieren, man müsse sich<br />

auf ein Wort verlassen können. Das sei ein Problem in <strong>Afrika</strong>, wenn auch<br />

kein pauschales, dass oft unprofessionell mit Pünktlichkeit und Leistung<br />

umgegangen werde. Die Redewendung „des <strong>Deutschen</strong> Pünktlichkeit ist<br />

zehn Minuten vor <strong>der</strong> Zeit“ habe er bereits im Asylbewerberheim gelernt<br />

und hält sich bis heute daran.<br />

Die ewige Meckerei hingegen mag er nicht, nimmt sich selbst aber nicht<br />

davon aus. „Wir vergessen oft, dass wir in einem demokratischen Land<br />

leben, wo viele Sachen gut geregelt sind. Trotzdem me-<br />

„Wir vergessen oft, dass wir ckern wir.“ Kritik sollte zielgerichteter sein, nicht einfach<br />

in einem demokratischen pauschal geäußert werden, nur punktuell sei es auch kon-<br />

Land leben, wo viele Sachen struktiv. Daneben sollte man aber nicht vergessen, auch<br />

gut gerelegt sind. Trotzdem mal laut zu sagen, was gut war. Diese Frage nach den po-<br />

meckern wir. Wir sollten nicht sitiven und negativen Seiten Deutschlands hat Bolayela<br />

vergessen auch über die selbst letztens in einer Schule gestellt und bekam dort<br />

guten Dinge zu sprechen.“<br />

erstaunliche Antworten. Unter an<strong>der</strong>em zählte ihm ein<br />

<strong>Zwischen</strong> <strong>zwei</strong> <strong>Welten</strong>?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!