Zwischen zwei Welten? - bei der Deutschen Afrika Stiftung!
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Ingrid Mwangi<br />
96<br />
mitten im besten Teenageralter, musste sich gänzlich neu orientieren – in<br />
einer neuen Schule und umgeben von fremden Menschen, <strong>der</strong>en Sprache<br />
sie nicht verstand. Zu Beginn besuchte sie die 10. Klasse einer Realschule.<br />
Das vorrangige Ziel war, Deutsch zu lernen. In <strong>der</strong> Klasse war sie die Einzige<br />
zusammen mit ihrem Bru<strong>der</strong> und noch einem Mädchen, die eine dunkle<br />
Hautfarbe hatten und dadurch auffielen: „Ich würde sagen, dass ich mir<br />
hier erst meiner Hautfarbe bewusst wurde. Meine Mitschüler waren das<br />
nicht gewöhnt, da kamen dann allerlei gängige Fragen über An<strong>der</strong>sartigkeit,<br />
die man dann so ertragen muss. Das war schwierig“, erinnert sie sich<br />
an die ersten Kontakte mit Gleichaltrigen. Ihre erste Zeit in Deutschland<br />
beschreibt sie auch als eine Phase <strong>der</strong> Isolation. Die Erkenntnis, dass sie<br />
keine an<strong>der</strong>e Wahl hatte, als Deutsch zu lernen, brachte sie dazu, in einem<br />
Jahr so viel Deutsch zu pauken, dass sie im Anschluss in die 11. Klasse des<br />
Gymnasiums gehen und schließlich Abitur machen konnte.<br />
„Wenn ihr mich so seht, bin ich eben so!“<br />
Nach <strong>der</strong> ersten Phase <strong>der</strong> Isolation kam für sie eine Zeit, in <strong>der</strong> sie sich<br />
<strong>der</strong> afrodeutschen Szene anschloss, die für sie eine Art Gegenentwurf zur<br />
deutschen Kultur darstellte: Sie betonte ihre Herkunft und die damit einhergehende,<br />
von außen aufgedrängte Identität, zog „afrikanisch“ aussehende<br />
Klei<strong>der</strong> an, ließ sich Dreadlocks machen. Ihr Motto lautete: wenn ihr<br />
mich so seht, als Schwarze, bin ich eben so! Später fiel ihr die Einseitigkeit<br />
dieser Identität auf, sie begann, sich mit dem deutschen Teil ihrer Identität<br />
näher auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Die Dreads verschwanden und sie fing an,<br />
sich in ihrem Studium auf die Suche nach ihrer Identität zu begeben: „Ich<br />
fand diese Konfrontation mit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit sehr existenziell, das hat<br />
mich dann auch später zu meinem Design-Studium gebracht, dann habe<br />
ich aber gewechselt zu freier Kunst und habe mich sehr mit Videokunst<br />
beschäftigt. Mich mit meiner Identität auseinan<strong>der</strong>zusetzten, das ist eigentlich<br />
eine Aufar<strong>bei</strong>tung. Viel Klärung passierte für mich im Studium,<br />
wo ich anfangen konnte, das bewusster zu thematisieren, was mit mir<br />
und auch mit an<strong>der</strong>en geschieht, wenn man sozusagen<br />
„Ich fand die Konfrontation in eine Kultur kommt, die keine multikulturelle Gesell-<br />
mit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit sehr exisschaft ist. Es ist einfach so, dass Deutschland teilweise in<br />
tenziell. Mich mit meiner Identität <strong>der</strong> Benennung hinterherhinkt, im Umgang, wie man<br />
auseinan<strong>der</strong>zusetzen, das ist im Alltag mit an<strong>der</strong>en Menschen und An<strong>der</strong>sartigkeit<br />
eigentlich eine Aufar<strong>bei</strong>tung.“<br />
umgeht.“<br />
<strong>Zwischen</strong> <strong>zwei</strong> <strong>Welten</strong>?