Download der Publikation - Hanns-Seidel-Stiftung
Download der Publikation - Hanns-Seidel-Stiftung
Download der Publikation - Hanns-Seidel-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Im Fokus<br />
/// Grenzbewusst und dennoch zukunftsoffen<br />
PolItIk beI wachsen<strong>der</strong> InstabIlItät<br />
an den südGrenzen euroPas<br />
RaineR TeTzlaff /// Angesichts <strong>der</strong> aktuellen politischen Umbrüche im Nahen Osten<br />
und Nordafrika ist hierzulande mit einer wachsenden Zahl von legalen und illegalen<br />
Migranten und Asylbewerbern zu rechnen. Auch EU-Staaten haben ein Recht auf<br />
Grenzziehung und Grenzschutz, aber – so wird hier argumentiert – bedarf es auch<br />
einer weitsichtigen und europaweit koordinierten Willkommenskultur, die zukunftsoffen<br />
zuwan<strong>der</strong>ungswillige Menschen aus Nachbarlän<strong>der</strong>n als wertvolle Hilfe<br />
für unsere überalterten Gesellschaften begreift.<br />
Willkommene Migranten – ein<br />
Bewusstseinswandel in Deutschland<br />
Je mehr es in den Nachbarstaaten <strong>der</strong><br />
Europäischen Union kriselt, desto stärker<br />
wird die Attraktivität, die dieser kulturelle<br />
und politische Raum auch auf<br />
Nicht-Europäer ausübt. Das ist leicht zu<br />
erklären: Prinzipiell bietet diese Gemeinschaft<br />
gleichgesinnter Staaten, die<br />
sich nach zwei fürchterlichen Kriegen<br />
seit 1945 zu friedlichem Interessenausgleich<br />
und immer engerer institutioneller<br />
Zusammenarbeit vertraglich verpflichtet<br />
haben, sowohl materiell als<br />
bezüglich <strong>der</strong> Respektierung von Menschenrechten<br />
die höchsten Standards<br />
für „human development“, die bisher in<br />
mo<strong>der</strong>nen Zivilisationen erreicht wurden.<br />
Daher migrieren heute vor allem<br />
Menschen aus den politisch instabileren,<br />
meist ärmeren Nachbarlän<strong>der</strong>n in<br />
52 POLITISCHE STUDIEN // 448<br />
Richtung Europäische Union, und sie<br />
begehren – neben <strong>der</strong> Gewährung von<br />
Asyl – ein Angebot an legalen Arbeits-<br />
und Weiterbildungsmöglichkeiten, um<br />
für sich und ihre Familien ein besseres<br />
Leben erwirtschaften zu können.<br />
Wie wichtig dieser Faktor geworden<br />
ist, hat kürzlich <strong>der</strong> Minister für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung,<br />
Dirk Niebel, mit einer eindrucksvollen<br />
Zahl belegt: „Migranten<br />
haben im letzten Jahr [2011] rund 370<br />
Milliarden Dollar an ihre Familien und<br />
Freunde in Entwicklungslän<strong>der</strong>n überwiesen<br />
– das ist fast das Dreifache <strong>der</strong><br />
weltweiten ODA-Leistungen für Entwicklungszusammenarbeit“.<br />
1 Daher ist<br />
es unverständlich und beschämend,<br />
dass sich die EU mit ihren Mitgliedstaaten<br />
immer noch sehr schwer tut, eine<br />
gemeinsame Politik <strong>der</strong> legalen Öffnung<br />
Europa muss sich zukünftig gegenüber legalen Migranten mehr öffnen und eine Willkommenskultur<br />
entwickeln. Unsere überalternde Gesellschaft braucht diese Menschen. Zudem unterstützen sie mit<br />
ihren wirtschaftlichen Leistungen und Erträgen neben den Gastlän<strong>der</strong>n auch ihre Heimatlän<strong>der</strong> und<br />
leisten somit Entwicklungshilfe in enormer Größenordnung.<br />
Quelle: thinkstock/Jupiterimages