Download der Publikation - Hanns-Seidel-Stiftung
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ezensionen<br />
quenzen globaler Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen<br />
vom 15. Jahrhun<strong>der</strong>t bis in die<br />
Neuzeit und schil<strong>der</strong>t die großen Migrationen,<br />
die die Welt im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
entscheidend geprägt haben. Er<br />
macht deutlich, dass man die Ursachen,<br />
Rahmenbedingungen und Folgen von<br />
Migration nur verstehen kann, wenn<br />
man anerkennt, dass sie Ergebnis geschichtlicher<br />
Prozesse und staatlicher<br />
Politik sind. Das Buch ist all jenen zu<br />
empfehlen, die sich einen fundierten<br />
Überblick in prägnanter und gut lesbarer<br />
Form verschaffen möchten.<br />
SUSaNNE SCHMID<br />
Opitz, Anja: Politische<br />
Vision o<strong>der</strong> praktische<br />
Option? Baden Baden:<br />
Nomos-Verlag 2012,<br />
292 Seiten, € 39,00.<br />
Wenn man an das Gesamtkonstrukt<br />
Europa denkt, wurde in den vergangenen<br />
Jahrzehnten Beachtliches geleistet.<br />
Wenn es um die Rolle Europas in <strong>der</strong> internationalen<br />
Konfliktbewältigung<br />
geht, steckt <strong>der</strong> „Akteur Europa“ jedoch<br />
nach wie vor in den Kin<strong>der</strong>schuhen. Somit<br />
verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass die Monographie<br />
„Politische Vision o<strong>der</strong> praktische<br />
Option“ von Anja Opitz den Untertitel<br />
„Herausfor<strong>der</strong>ungen eines zivil-militärischen<br />
Krisenmanagements im<br />
Rahmen <strong>der</strong> GSVP“ trägt.<br />
Vorliegende Studie fragt danach, warum<br />
„Mitgliedstaaten <strong>der</strong> EU im Rahmen<br />
<strong>der</strong> ESVP bislang keine zivil-militärische<br />
Krisenmanagementmission durchgeführt<br />
[haben]“. Die Gründe, die zu diesem Umstand<br />
führen, werden auf zwei Ebenen<br />
vermutet: zum einen auf <strong>der</strong> politischstrategischen<br />
Ebene, zum an<strong>der</strong>en aber<br />
auch auf <strong>der</strong> operativ-taktischen Ebene<br />
<strong>der</strong> Missionen. Die Suche nach den Gründen<br />
auf <strong>der</strong> politisch-strategischen Ebene<br />
wird durch Leitfragen angeleitet. Auf diese<br />
Weise identifiziert die Autorin beispielsweise<br />
Probleme bei <strong>der</strong> Etablierung<br />
einer Koordinationskultur, aber auch institutionelle<br />
Eigeninteressen als Hin<strong>der</strong>nis<br />
für ein integriertes Krisenmanagement.<br />
Für die Identifikation <strong>der</strong> Gründe auf <strong>der</strong><br />
operativ-taktischen Ebene werden drei<br />
Missionen – in Bosnien und Herzegowina,<br />
in <strong>der</strong> Demokratischen Republik<br />
Kongo und in Darfur – in Form von Fallstudien<br />
analysiert.<br />
Die Arbeit zielt jedoch nicht allein<br />
darauf, die Gründe zu identifizieren,<br />
die für das Fehlen eines integrierten zivil-militärischen<br />
Krisenmanagements<br />
verantwortlich sind. Vielmehr möchte<br />
die Autorin letztlich „Empfehlungen<br />
für die Optimierung <strong>der</strong> Funktionsweise<br />
<strong>der</strong> GSVP im Hinblick auf die<br />
Durchführung integrierter zivil-militärischer<br />
Missionen ... entwickeln.“ Um<br />
dies zu leisten, entwickelt sie ein Modell<br />
<strong>der</strong> „Strategisch Funktionalen Flexibilisierung“,<br />
das im weitesten Sinne<br />
an Überlegungen <strong>der</strong> (neo)funktionalistischen<br />
Integrationstheorie anknüpft<br />
und vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> drei empirischen Fallstudien<br />
ausgeführt wird.<br />
Die Autorin betont zu Recht, dass es<br />
sich bei vorliegen<strong>der</strong> Monographie nicht<br />
um eine klassische Studie über die<br />
GSVP handelt, wie man es aus den politikwissenschaftlichen<br />
Bereichen <strong>der</strong> Internationalen<br />
Beziehungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> EU-<br />
Forschung kennt. Dementsprechend<br />
wird diese Arbeit insbeson<strong>der</strong>e Leser<br />
ansprechen, die ein großes empirisches<br />
bzw. praxeologisches Interesse an europäischer<br />
Konfliktbewältigung mitbringen.<br />
Die Studie bietet nicht nur umfassende<br />
Einblicke in die Akteure und<br />
Strukturen zivil-militärischen Krisenmanagements,<br />
son<strong>der</strong>n verweist insbeson<strong>der</strong>e<br />
auf Wechselwirkungen und Dynamiken,<br />
die zu Irritationen und Problemen<br />
bei <strong>der</strong> Umsetzung eines integrierten<br />
zivil-militärischen Krisenmanagements<br />
führen. Von beson<strong>der</strong>em Wert<br />
sind mit Sicherheit die detaillierten und<br />
kenntnisreichen Fallstudien zu den aus-<br />
gewählten Missionen. Insgesamt basieren<br />
die Ausführungen <strong>der</strong> Autorin nicht<br />
nur auf <strong>der</strong> Analyse von Primärdokumenten<br />
und wissenschaftlicher Literatur,<br />
son<strong>der</strong>n auch auf Experteninterviews,<br />
die die Autorin über einen längeren<br />
Zeitraum geführt hat. All dies trägt<br />
zu einem überaus facettenreichen Bild<br />
von <strong>der</strong> zivil-militärischen Konfliktbewältigung<br />
<strong>der</strong> EU bei.<br />
Der etwas längere Vorlauf durch die<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Begrifflichkeiten im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> EU als Akteur<br />
<strong>der</strong> Konfliktbewältigung und das Konfliktbewältigungsinstrumentarium<br />
<strong>der</strong><br />
EU / GSVP ist in Teilen vermutlich <strong>der</strong><br />
Komplexität des Forschungsgegenstandes<br />
geschuldet. Umfassen<strong>der</strong> hätte hingegen<br />
die Herleitung und Begründung<br />
<strong>der</strong> Leitfragen ausfallen dürfen, die die<br />
Analyse <strong>der</strong> Ziele, Strukturen und Prozesse<br />
auf <strong>der</strong> politisch-strategischen<br />
Ebene anleiten. Leser, die an theoretischen<br />
und methodischen Fragen interessiert<br />
sind, vermissen vermutlich auch<br />
eine ausführlichere Reflexion und Begründung<br />
des Vorgehens <strong>der</strong> Arbeit<br />
insgesamt sowie darüber, inwiefern<br />
sich das Modell <strong>der</strong> „Strategisch Funktionalen<br />
Flexibilisierung“ aus (neo)<br />
funktionalistischen Überlegungen ableiten<br />
lässt. Insgesamt ist die empirische<br />
Reichhaltigkeit <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Monographie, die konkrete Einblicke<br />
in ein wichtiges Feld europäischer Konfliktbewältigung<br />
zu geben vermag, hervorzuheben.<br />
SUSaNNE fISCHEr<br />
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