Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
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Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Schmerz</strong>preis <strong>2010</strong><br />
Es liegen jetzt die ersten Auswertungen<br />
vom Zentrum für ambulante Palliativversorgung<br />
aus Wiesbaden vor, die ich in einem<br />
eigenen Artikel in dieser Zeitschrift vorstelle<br />
(S. 24). In Zukunft ist es auch möglich, unter<br />
einheitlichen Auswertungskriterien einen Vergleich<br />
der verschiedenen Zentren in Hessen<br />
herzustellen.<br />
Ausblick<br />
Die demografischen Veränderungen bringen<br />
zunehmende finanzielle Belastungen für die<br />
Arbeitstätigen zur Finanzierung der Solidarsysteme<br />
mit sich. Dies erfordert eine Umorientierung<br />
der Gesundheitssysteme in Richtung<br />
einer maximalen Förderung, des Erhalts und<br />
der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.<br />
Das IVR-Konzept trägt dem Rechnung, weist<br />
aber durch die hervorragenden Ergebnisse<br />
auch auf die Defizite in der Regelversorgung<br />
hin.<br />
Die Palliativversorgung wird für die Kostenträger<br />
ihren Schrecken verlieren, wenn weitere<br />
Versorgungsdaten von Palliative-Care-Teams<br />
auch aus anderen Regionen vorliegen. Auch<br />
hier gelingt eine ethisch absolut notwendige<br />
und unverzichtbare Neuausrichtung unseres<br />
Gesundheitssystems durch Umorientierung<br />
der <strong>Therapie</strong> von einem teuren High-Tech-Ansatz<br />
zu einem intensiven High-Care-Ansatz,<br />
ganz im Sinne der Betroffenen!<br />
Dazu bedarf es allerdings einer Fortführung<br />
der bisher eingeleiteten Reformen. In der<br />
<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> warten wir seit 1994 auf die<br />
Einführung der allgemeinen <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong>.<br />
Wäre dieser Mangel behoben, würde sich die<br />
Basisversorgung von Patienten mit <strong>Schmerz</strong>en<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Schmerz</strong>preis <strong>2010</strong><br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Schmerz</strong>preis für Dr. med.<br />
Thomas Nolte, Wiesbaden<br />
Dr. med. Thomas Nolte wurde auf dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Schmerz</strong>- und Palliativtag in Frankfurt/M.<br />
mit dem DEUTSCHEN SCHMERZPREIS –<br />
<strong>Deutsche</strong>r Förderpreis für <strong>Schmerz</strong>forschung und<br />
<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> <strong>2010</strong> ausgezeichnet.<br />
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jährlich an<br />
Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die<br />
sich durch wissenschaftliche Arbeiten über Diagnostik<br />
und <strong>Therapie</strong> akuter und chronischer<br />
<strong>Schmerz</strong>zustände verdient gemacht oder die durch<br />
ihre Arbeit oder ihr öffentliches Wirken entscheidend<br />
zum Verständnis des Problemkreises <strong>Schmerz</strong><br />
und den davon betroffenen Personen beigetragen<br />
haben.<br />
Der wissenschaftliche Träger des <strong>Schmerz</strong>preises ist<br />
die <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für <strong>Schmerz</strong>therpie e.V.<br />
Tab. 4: Zukunftsfähige Versorgungskonzepte<br />
beinhalten<br />
■ Gewinn an Versorgungsqualität<br />
■ Mindestens kostenneutral zur Regel-<br />
versorgung<br />
■ Definierte Zusteuerungskriterien<br />
■ Zentrale Bedeutung des therapeutischen<br />
Teams<br />
■ Komplexpauschale<br />
■ Qualitäts- und ergebnisorientierte<br />
Honoraranteile<br />
■ Solidarische Leistungserbringung<br />
(Commitment)<br />
■ Benchmarking der <strong>Schmerz</strong>- und Palliativ-<br />
zentren<br />
deutlich verbessern. Durch definierte Zusteuerungskriterien<br />
in spezialisierte schmerztherapeutische<br />
Einrichtungen würden darüber hinaus<br />
unumkehrbare Chronifizierungsprozesse<br />
durch eine abgestufte zeitgerechte Versorgung<br />
von <strong>Schmerz</strong>patienten abgewendet.<br />
Die Fehler in der <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> werden<br />
gerade in der Palliativmedizin wiederholt. Die<br />
Basisversorgung von Palliativpatienten in der<br />
Regelversorgung ist mit der Einführung der<br />
SAPV schlichtweg vergessen worden. Die<br />
Bemühungen um Nachbesserungen werden<br />
so lange nicht fruchten, wie die Zuständigkeit<br />
für die Finanzierung zwischen Krankenkassen<br />
und kassenärztlichen Vereinigungen nicht geklärt<br />
ist.<br />
Zusammenfassung<br />
In der <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> und Palliativmedizin ist<br />
Gestiftet wird der Preis von der Firma<br />
Mundipharma GmbH & Co. KG,<br />
Limburg. Seit 1996 bemüht sich der<br />
langjährige Vizepräsident der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
e.V. insbesondere um die interdisziplinäre<br />
Versorgung Schwerstkranker.<br />
In der Urkunde steht: „In<br />
dieser Zeit hat er nicht nur – lange<br />
bevor dies politischer Mainstream<br />
war – die palliativmedizinische Versorgung<br />
durch Netzwerkbildung<br />
bahnbrechend vorangebracht, gleichzeitig<br />
neue Versorgungsmodelle<br />
über integrierte Versorgungsverträge<br />
etabliert und durch seine Fortbildungsarbeit<br />
in diesem Bereich ein Curriculum Palliativmedizin<br />
und Hospizarbeit entwickelt.“ Darüber<br />
hinaus schuf Nolte den ersten multimodalen, um<br />
Thomas Nolte erhält den<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Schmerz</strong>preis.<br />
die Priorisierungsdebatte so lange verfrüht,<br />
wie die Effizienzreserven (Verhältnis zwischen<br />
Aufwand und Nutzen) im System nicht ausgeschöpft<br />
sind! Die bis heute anhaltenden Debatten<br />
über die Einführung der SAPV in die Regelversorgung<br />
haben gezeigt, dass ethische Gesichtspunkte<br />
die Krankenkassenvertreter nicht<br />
beflügeln, Innovationen und therapeutische<br />
Notwendigkeiten in die Behandlung einzuführen.<br />
Nur durch den Druck der Gesundheitspolitik<br />
sind die Verhandlungen immer noch in<br />
Gang. Allein ökonomische Gesichtspunkte<br />
sind, insbesondere unter dem Eindruck des<br />
zunehmenden Wettbewerbs der Krankenkassen<br />
untereinander und den knapper werdenden<br />
finanziellen Ressourcen, bereits jetzt und noch<br />
mehr in der Zukunft für die Einführung neuer<br />
Konzepte entscheidend.<br />
Im Mittelpunkt der Konzepte für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
und Palliativmedizin steht die Teamleistung<br />
aus <strong>Schmerz</strong>therapeuten, Palliativmedizinern,<br />
speziell geschulten Pflegekräften,<br />
Physiotherapeuten, Psychologen und Psychotherapeuten,<br />
egal ob im stationären oder ambulanten<br />
Bereich. Die Vergütung wird abgelöst<br />
durch eine Komplexpauschale und verpflichtet<br />
das therapeutische Team auf eine solidarische<br />
Leistungserbringung für eine bestmögliche Ergebnisqualität.<br />
Diese wird gefördert durch qualitäts-<br />
und ergebnisorientierte Honoraranteile.<br />
Ein Benchmarking erlaubt den verschiedenen<br />
Zentren eine Orientierung über ihre Ergebnisse<br />
und verschafft zusätzliche Motivation<br />
(Tab. 4).<br />
Die Zukunft hat schon begonnen, wir dürfen<br />
nur nicht auf dem langen Weg dorthin ermüden<br />
… ■<br />
fassenden Integrationsvertrag zur Versorgung von<br />
Rückenschmerzpatienten. Für dieses Konzept<br />
wurde er bereits 2008 von der Financial Times<br />
Deutschland zum Preisträger gekürt.<br />
12 SCHMERZTHERAPIE 2/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />
© Photo Grysa