Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Internationale Presse<br />
INFO-Telegramm<br />
Mit Radikalfängern gegen<br />
chemotherapieinduzierte Neuropathie?<br />
Die Gabe eines freien Radikalfängers wie Phenyl-N-tert-Butylnitron<br />
als Einzeldosis oder mehrfach<br />
intraperitoneal appliziert vermochte im<br />
Tierexperiment eine durch intraperitoneal appliziertes<br />
Paclitaxel ausgelöste, mechanische Allodynie<br />
signifikant zu reduzieren und die durch<br />
diese Chemotherapie induzierten Neuropathieschmerzen<br />
zu verhüten. Aufgrund dieser ermutigenden<br />
tierexperimentellen Befunde sollte der<br />
Einsatz von freien Radikalenfängern laut H. K.<br />
Kim et al. nun klinisch erprobt werden (Anesthesiology<br />
<strong>2010</strong>;112(2):432–9).<br />
Akupunkturnebenwirkungen unbekannt?<br />
Obwohl die Akupunktur sehr häufig zur <strong>Schmerz</strong>reduktion<br />
eingesetzt wird, werden die Risiken<br />
und Nebenwirkungen dieser Methode in den<br />
Studien kaum erfasst. Aufgrund dieses Mankos<br />
werden möglicherweise die Risiken unterschätzt.<br />
Bei künftigen Studien ist daher eine Beurteilung<br />
nach den Richtlinien der CONSORT (Consolidated<br />
Standards of Reporting Trials) sinnvoll, fordern<br />
Capili B., Anastasi JK und Geiger JN (Clin J Pain.<br />
<strong>2010</strong>;26(1):43–8).<br />
Paracetamol verbessert intravenöse<br />
Regionalanästhesie mit Lidocain<br />
Die zusätzliche Gabe von 300 mg Paracetamol<br />
verbessert bei handchirurgischen Regionalanästhesien<br />
mit Lidocain die Anästhesiequalität<br />
und reduziert den postoperativen <strong>Schmerz</strong>mittelbedarf.<br />
Dies ergab eine randomisierte Studie mit<br />
60 Patienten von H. Sen et al. (Anesth. Analg.<br />
2009;109:1327–1330).<br />
Mit Oxycodon gegen viszeralen <strong>Schmerz</strong><br />
<strong>Schmerz</strong>en nach einer laparoskopischen Hysterektomie<br />
lassen sich postoperativ besser mit Oxycodon<br />
als mit Morphin lindern. Dies ergab eine<br />
Studie mit 91 Frauen von H. Lenz et al., die postoperativ<br />
mittels PCA entweder Morphin oder<br />
Oxycodon für 24 Stunden bekamen. Unter Oxycodon<br />
waren die erforderlichen Dosen mit 13,3<br />
mg versus 22 mg geringer, die VAS-Werte niedriger<br />
und die postoperative Sedierung geringer<br />
ausgeprägt, sodass Oxycodon bei viszeralem<br />
<strong>Schmerz</strong> potenter scheint als Morphin (Anesth.<br />
Analg 2009;109:1279–1283).<br />
SCS nutzlos?<br />
Beim Failed-Back-Surgery-Syndrom ist der Einsatz<br />
einer spinalen Cord-Stimulation wenig hilfreich;<br />
eine mutimodale <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> ist<br />
mindestens gleichwertig. Dies ergab eine prospektive<br />
Studie, in der 51 Patienten mit SCS, 39<br />
Patienten stationär multidisziplinär an einer<br />
<strong>Schmerz</strong>klinik und weitere 68 ohne diese aufwendigen<br />
<strong>Therapie</strong>n versorgt wurden (Pain<br />
<strong>2010</strong>;148:14–25).<br />
Mit Akupunktur gegen das Karpaltunnelsyndrom<br />
Eine kurzfristige Akupunkturtherapie<br />
ist bei mildem bis<br />
mäßigem Karpaltunnelsyndrom<br />
ebenso effektiv wie<br />
eine kurzzeitige Kortisonbehandlung.<br />
Beides stellt bei<br />
Patienten, die eine Kontraindikation<br />
für den operativen<br />
Eingriff haben, eine vergleichbare<br />
Alternative dar.<br />
Dies ergab eine Studie, in<br />
der 77 konsekutive Patienten<br />
prospektiv randomisiert<br />
den verschiedenen <strong>Therapie</strong>n unterzogen<br />
wurden. Das Karpaltunnelsyndrom wurde mit der<br />
Veränderung der Nervenleitgeschwindigkeit und<br />
den subjektiven Beschwerden diagnostiziert. Die<br />
Kortisongruppe mit 39 Patienten wurde zwei Wochen<br />
mit 20 mg Prednisolon täglich und danach<br />
zwei Wochen mit 10 mg Prednisolon täglich be-<br />
Können Nortriptylin oder TENS die sensorischen<br />
<strong>Schmerz</strong>en an der oberen Extremität bei multipler<br />
Sklerose lindern? Diese Frage versuchten A. Chitsaz<br />
et al. mit einer randomisierten klinischen Studie an 59<br />
Patienten im Alter zwischen 15 und 50 Jahren zu<br />
klären. Für acht Wochen erhielten 30 Patienten Nortriptylin<br />
(angefangen mit 10 mg täglich bis zu 50 mg<br />
nach einer Woche), die Vergleichsgruppe mit 29 Patienten<br />
führte selbstständig TENS-Behandlungen<br />
durch. Unter der Medikation nahmen die VAS-Werte<br />
der sensorischen Beschwerden von 4,9 auf 3,3 ab.<br />
Vergleichbar verbesserten sich auch die TENS-Pati-<br />
Was löst ein chirurgischer Hautschnitt bei Gesunden<br />
aus? Dies untersuchte die Münsteraner Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Esther Pogatzki-Zahn mithilfe der funktionalen<br />
Magnetresoanztomografie an 30 Probanden<br />
mit einem Hautschnitt im Vergleich zu 14 Freiwilligen<br />
mit einer Scheinbehandlung (Sham). Bei dieser aufwendigen<br />
Studie wurden Magnetresonanzbilder vor,<br />
während und 2–4,5, 4,5–10, 24–29 und 44–49<br />
Minuten nach dem Eingriff aufgenommen. Die Haut<br />
wurde am rechten Unterarm für 4 mm eingeschnitten.<br />
Parallel dazu wurden die Probanden nach ihren<br />
<strong>Schmerz</strong>en mithilfe der NRS-Skala befragt. Die funktionalen<br />
Magnetresonanzbilder zeigten ein temporales<br />
Aktivitätsprofil in spezifischen Hirnregionen während<br />
und nach der Verletzung. Eine Lateralisation<br />
fand sich kontralateral zum Einschnitt mit einer er-<br />
handelt. Die Akupunkturgruppe<br />
mit 38 Patienten erhielt über vier<br />
Wochen insgesamt acht Sitzungen.<br />
Der <strong>Therapie</strong>erfolg wurde<br />
mit dem Rückgang der Beschwerden<br />
(<strong>Schmerz</strong>, Taubheit,<br />
Parästhesien, Schwäche, nächtliches<br />
Aufwachen) evaluiert. In<br />
beiden Gruppen kam es zum<br />
signifikanten Rückgang der Beschwerden,<br />
der in allen Parametern<br />
statistisch vergleichbar war.<br />
Nur beim nächtlichen Erwachen<br />
war die Akupunktur signifikant überlegen. Da die<br />
Akupunktur kaum Nebenwirkungen besitzt, sollte<br />
sie, so das Fazit der Autoren, bei inoperablen Patienten<br />
als Alternative zum Einsatz kommen. StK<br />
CP Yang et al.: Acupuncture in patients with<br />
carpal tunnel syndrome: A randomized controlled<br />
trial. Clin. J Pain 2009;25:327–333.<br />
Was lindert <strong>Schmerz</strong>en bei multipler Sklerose?<br />
Inzisionsschmerzen im Magnetresonanzbild<br />
enten von 5,3 auf 2,8. Die beiden Gruppen unterschieden<br />
sich nach acht Wochen nicht signifikant. In<br />
Anbetracht des ungünstigeren Nebenwirkungsprofils<br />
von Nortriptylin könnte TENS allerdings überlegen<br />
sein. Insgesamt ist jedoch mit beiden <strong>Therapie</strong>verfahren<br />
nach Ansicht der Autoren bei der multiplen Sklerose<br />
Zurückhaltung geboten, da die VAS-Reduktion<br />
bei beiden Maßnahmen begrenzt war. StK<br />
A. Chitsaz et al.: Sensory complaints of the upper<br />
extremities in multiple sclerosis: relative efficacy<br />
of nortriptyline and transcutaneous electrical nerve<br />
stimulation. Clin J Pain 2009;25:281–285.<br />
höhten Hirnaktivität des somatosensorischen Cortex,<br />
des frontalen Cortex und im limbischen System. Die<br />
Spitze der Hirnaktivität trat bereits nach zwei Minuten<br />
ein und nahm dann allmählich ab. Die <strong>Schmerz</strong>einstufung<br />
korrelierte vor allem mit der Hirnaktivität im<br />
anterioren cingulären Cortex, im Insularcortex, Thalamus,<br />
frontalen Cortex und somatosensorischen<br />
Cortex. Die <strong>Schmerz</strong>sensitivität beeinflusst nach diesen<br />
Befunden auch das Aktivitätsprofil im ZNS und<br />
dies könnte auch bei der <strong>Therapie</strong> von Ruheschmerzen<br />
bei postoperativen Patienten eine klinisch<br />
relevante Rolle spielen. StK<br />
Pogatzki-Zahn, EM: Coding of Incisional Pain in<br />
the Brain: A Functional Magnetic Resonance Imaging<br />
Study in Human Volunteers. Anesthesiology<br />
<strong>2010</strong>;112(2):406–17.<br />
32 SCHMERZTHERAPIE 2/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />
© Bildarchiv Urban & Vogel