Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
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© Bildarchiv Nolte<br />
Hessen, die an der SAPV teilnehmen. Das<br />
ZAPV hat die Ergebnisse aus dem Jahr 2009<br />
unter ökonomischen Gesichtspunkten ausgewertet.<br />
Im Jahr 2009 wurden genau 250 Patienten<br />
von dem ZAPV-Palliative-Care-Team in<br />
der SAPV versorgt.<br />
Versorgungstage: Demnach wurden 250 Patienten<br />
an 6.989 Tagen (im Durschnitt 28 Tage)<br />
versorgt (Abb. 1)! Die Versorgung erfolgte zu 69%<br />
zu Hause, zu 28% im Hospiz und 3,5% der Tage<br />
im Krankenhaus. Das bekannte Verhältnis aus der<br />
Regelversorgung – mehr als 50% der Patienten<br />
sterben im Krankenhaus – ist hier eindrucksvoll in<br />
das Gegenteil verkehrt worden. Zusätzliche Kosten<br />
fielen an 245 Tagen durch Krankenhausbehandlungen<br />
an. Bei hochgeschätzten 800 1 pro<br />
stationärem Behandlungstag entstanden zusätzliche<br />
Kosten von 200.000 1; dies entspricht pro<br />
Patient 780 1 in der SAPV. Die Kosten für die<br />
stationäre Hospizbehandlung bei 1949 Versorgungstagen<br />
im Hospiz beliefen sich auf<br />
292.000 1, wenn man einen Tagessatz von 150<br />
1 zugrunde legt. Die SAPV-Kosten reduzieren<br />
sich jedoch noch um die um 50% reduzierte<br />
SAPV-Pauschale bei Hospizpatienten. Der Tagessatz<br />
im Hospiz wird zur Vereinfachung um<br />
die reduzierte SAPV-Pauschale auf 100 1 gekürzt.<br />
Dies reduziert die Kosten auf etwa<br />
200.000 1, entsprechend 800 1 pro Patient.<br />
Sterbeorte: Die Sterbeorte der 232 Patienten<br />
waren bei 130 Patienten (56 %) zu Hause, bei<br />
92 Patienten (40%) im Hospiz und bei zehn im<br />
Krankenhaus (4%). 18% der Patienten sind aus<br />
der SAPV stabilisiert wieder ausgeschieden<br />
(Abb. 2). Eines der Qualitätsmerkmale der<br />
SAPV – ein Sterben in der häuslichen Umge- Placebo<br />
bung –, ist auch hier verwirklicht worden.<br />
Medikamentenkosten: Die Ausgaben für Medikamente<br />
bei den 250 Patienten in der SAPV<br />
Abb. 1: Versorgungzeiträume (VT) in der SAPV in Tagen<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
4795<br />
SCHMERZTHERAPIE 2/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />
Durchschnitt 26,98 VT<br />
1949<br />
0<br />
1<br />
Daten: 250 Patienten im Zeitraum 01.04.–31.12.2009<br />
Tab. 4: Vergleich mit den Versorgungskosten aus dem Jahr 2004<br />
lagen bei 140.750 1, demnach bei 563 1 pro<br />
Patient.<br />
Zusammenfassung<br />
Wenn wir die Kosten im Jahr 2004 denen im Jahr<br />
2009 in der SAPV gegenüberstellen, ergibt sich<br />
das Bild in Tab. 5. Die Berechnungen enthalten<br />
sicher noch einige Unschärfen, die einerseits auf<br />
gestiegene Versorgungskosten in der Regelversorgung<br />
seit 2004 (heute eher noch teurere und<br />
komplexere <strong>Therapie</strong>strategien) beruhen, andererseits<br />
auf nicht erfassten Kosten durch palliative<br />
chemo- und strahlentherapeutische Maßnahmen<br />
parallel zur SAPV. Allerdings trifft dies nur auf eine<br />
kleine Zahl von Patienten zu.<br />
Fazit<br />
Bereits ohne die Berücksichtigung der SAPV-<br />
Fördergelder aus dem Gesetz zur Stärkung<br />
des Wettbewerbs in der gesetzlichen Kranken-<br />
Palliativmedizin<br />
Behandlungsdauer 2004 SAPV VdEK und BKK SAPV Primärkassen<br />
Bis 30 Tage 6.300 D 3.900 D 3.350 D<br />
31 bis 60 Tage 4.200 D 3.600 D 3.650 D<br />
61 bis 90 Tage 3.500 D 2.400 D 2.150 D<br />
Insgesamt 14.000 J 9.900 J 9.150 J<br />
Tab. 5: Kosten im Jahr 2004 im Vergleich zum Jahr 2009<br />
Behandlungsdauer 2004 SAPV VdEK und BKK SAPV Primärkassen<br />
Bis 30 Tage 6.300 D 3.900 D 3.350 D<br />
31 bis 60 Tage 4.200 D 3.600 D 3.650 D<br />
61 bis 90 Tage 3.500 D 2.400 D 2.150 D<br />
Krankenhauskosten inklusive (9.482 D) 780 D 780 D<br />
Medikamentenkosten inklusive (3.009 D) 563 D 563 D<br />
Hospizkosten inklusive 800 D 800 D<br />
Gesamtkosten 14.000 J 12.413 J 11.663 J<br />
Versorgungszeiträume<br />
VT zu Hause<br />
VT im Hospiz<br />
KH Tage<br />
245<br />
© Bildarchiv Nolte<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
130<br />
versicherung GKV-WSG versorgte das ZAPV<br />
schwerkranke Menschen am Lebensende im<br />
Jahr 2009 kostengünstiger, als das im Vergleichsjahr<br />
2004 in der Regelversorgung ohne<br />
SAPV der Fall war.<br />
Durch die Reduzierung von Krankenhausbehandlungs-<br />
und Medikamentenkosten durch<br />
die palliative Neuorientierung in der Patientenversorgung<br />
kann die SAPV mehr als kostenneutral<br />
in der Regelversorgung verankert<br />
werden. Der Widerstand der Krankenkassen in<br />
der Umsetzung der SAPV ist nicht rational begründet,<br />
da keine Mehrkosten entstehen. Die<br />
Erfahrungen aus der integrierten Versorgung<br />
bestätigen hier, dass eine qualitative Verbesserung<br />
der Versorgung durch komplexe und<br />
damit primär aufwendige Konzepte (SAPV)<br />
nicht mit mehr Kosten erkauft werden muss. ■<br />
Abb. 2: Sterbeorte der Patienten in der SAPV<br />
Daten: 250 Patienten im Zeitraum 01.04.–31.12.2009<br />
92<br />
10<br />
Thomas Nolte, Wiesbaden<br />
Sterbeorte<br />
zu Hause<br />
im Hospiz<br />
im Krankenhaus<br />
unbekannt<br />
18<br />
25