Schmerztherapie 2 / 2010 - Schmerz Therapie Deutsche ...
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Implantation eines intrathekalen Portsystems<br />
zur palliativen <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
Versagt bei malignombedingten <strong>Schmerz</strong>en eine orale analgetische und koanalgetische<br />
<strong>Therapie</strong>, ist es sinnvoll, eine intrathekale Opioidtherapie zu testen, um eine<br />
suffiziente Analgesie zu erreichen und die Lebensqualität zu erhalten bzw. wiederherzustellen.<br />
Ambulant kann durch eine entsprechende Betreuung eine kontinuierliche<br />
Opioidinfusion auch mittels eines Portsystems mit externer Pumpe erfolgen,<br />
schildern Dr. med. Ute Mückshoff und Dr. med. Thomas Cegla aus der <strong>Schmerz</strong>ambulanz<br />
Wuppertal anhand einer Patientin mit Mammakarzinom.<br />
Anamnese und Befund<br />
Bei einer 67-jährigen Patientin wurde vor 23<br />
Jahren erstmals ein linksseitiges Mammakarzinom<br />
diagnostiziert und mittels Ablatio mammae<br />
und axillärer Lymphadenektomie behandelt.<br />
Nachfolgend sind Rezidive in der Axilla<br />
aufgetreten, die einmalig operativ, zweimalig<br />
mit Radiatio und zuletzt mit einer Chemotherapie<br />
therapiert wurden.<br />
Wann genau die Läsion des Nervenplexus<br />
auftrat, ließ sich retrospektiv nicht mehr exakt<br />
rekonstruieren. Die Patientin beschreibt bei<br />
der Aufnahme eine seit sechs Jahren bestehende<br />
intermittierende Taubheit des linken<br />
Armes, eine seit etwa sieben Monaten bestehende<br />
komplette Plegie des linken Armes mit<br />
Ödemneigung sowie einen Dauerschmerz mit<br />
<strong>Schmerz</strong>attacken. Der <strong>Schmerz</strong> zöge von der<br />
linken Schulter über den gesamten Arm in die<br />
Hand bis in alle Finger. Der Dauerschmerz<br />
wird bei der Aufnahme auf der numerischen<br />
Analogskala mit einer Intensität von NAS 6,<br />
der Attackenschmerz mit einer Intensität von<br />
NAS 10 angegeben. Die <strong>Schmerz</strong>qualität wird<br />
als brennend, stechend, klopfend „wie 1000<br />
Nägel“ empfunden.<br />
Medikamentös war die Patientin bereits gemäß<br />
WHO-Stufe 3 mit Bedarfsmedikation sowie<br />
mit hoch dosiertem Pregabalin, Duloxetin,<br />
Ketamin und Lorazepam eingestellt. Dadurch<br />
konnte der <strong>Schmerz</strong> jedoch nicht abgedeckt<br />
werden. Die Lebensqualität der Patientin<br />
wurde durch die dauerhaften <strong>Schmerz</strong>en und<br />
insbesondere durch extreme <strong>Schmerz</strong>attacken<br />
massivst eingeschränkt. Schlafen könne<br />
sie nur noch im Sitzen, das Gangbild ist stark<br />
vornübergebeugt. Stellatumblockaden und<br />
interskalenäre Plexus-brachialis-Blockaden,<br />
die in der Vergangenheit durchgeführt worden<br />
waren, konnten den <strong>Schmerz</strong> nicht wesentlich<br />
beeinflussen.<br />
SCHMERZTHERAPIE 2/<strong>2010</strong> (26. Jg.)<br />
Schwierige <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
Bei dieser Vorgeschichte gestaltete sich die<br />
<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> schwierig, zumal die Patientin<br />
bereits in einer auswärtigen <strong>Schmerz</strong>klinik<br />
behandelt wurde und linksseitige Stellatumblockaden<br />
sowie ein interskalenär angelegter<br />
Plexuskatheter mit Ropivacain-Dauerinfusion<br />
keine anhaltende <strong>Schmerz</strong>linderung erbrachten.<br />
Wir hielten Rückspache mit dem heimatnah<br />
behandelnden Onkologen. Dieser beschrieb<br />
eine palliative Situation, da im CT eine linksseitige<br />
axilläre Gewebevermehrung mit tendenzieller<br />
Größenzunahme Nervengewebe<br />
ummauere. Dabei sei von Tumorgewebe auszugehen.<br />
Eine Amputation des Armes sei der<br />
Patientin bereits angeraten.<br />
Nach neuerlicher Anlage eines interskalenären<br />
Plexuskatheters, der nur eine unbefriedigende<br />
Analgesie erzielte, entschieden wir<br />
uns zur intrathekalen Opioidgabe. In Kurznarkose<br />
wurden ein intrathekaler Katheter und –<br />
aufgrund der Palliativsituation – ein subkutaner<br />
Port implantiert. Über eine Portnadel erfolgte<br />
die Infusion von intrathekalem Morphin.<br />
Nach einigen Tagen der Dosisanpassung<br />
konnte eine stabile Situation mit NAS-Werten<br />
zwischen 0–4 geschaffen werden. Die<br />
Frequenz, die Intensität und die Dauer der<br />
<strong>Schmerz</strong>attacken konnte suffizient gemindert<br />
werden, die zuletzt maximal einmal täglich auftretende<br />
leichte <strong>Schmerz</strong>attacke konnte durch<br />
die Gabe von nicht retardiertem Morphin in<br />
flüssiger Form kupiert werden. Die Patientin<br />
selbst erfuhr durch diese Maßnahme eine erhebliche<br />
Steigerung der Lebensqualität.<br />
Über eine überregional tätige Apotheke<br />
konnte ein Pflegedienst zur Versorgung des<br />
intrathekalen Portsystems organisiert werden,<br />
die Kontaktaufnahme fand schon im Rahmen<br />
des stationären Aufenthaltes statt, sodass die<br />
Thomas Cegla,<br />
Wuppertal<br />
Der besondere Fall<br />
Ute Mückshoff,<br />
Wuppertal<br />
Überleitung in die häusliche Umgebung gut<br />
gelang. Nach der Entlassung wurde in Rücksprache<br />
mit unserer Klinik eine weitere Dosisanpassung<br />
erforderlich. Nachfolgend konnte<br />
eine stabile <strong>Schmerz</strong>situation bei guter Lebensqualität<br />
erreicht werden.<br />
Zusammenfassung und Diskussion<br />
Bei einer 67-jährigen Patientin mit Mammakarzinom<br />
traten Rezidive im Bereich der Axilla<br />
auf, die operativ, chemotherapeutisch und<br />
strahlentherapeutisch behandelt wurden. Im<br />
Verlauf entwickelte sich, vermutlich durch eine<br />
Größenzunahme der verbliebenen Tumormasse,<br />
eine Läsion des linken Plexus brachialis,<br />
die mit einer kompletten Parese des Armes<br />
und einem neuropathischem <strong>Schmerz</strong>syndrom<br />
einherging. Durch die anhaltenden<br />
<strong>Schmerz</strong>en und insbesondere durch die heftigen<br />
einschießenden <strong>Schmerz</strong>attacken wurde<br />
die Lebensqualität der Patientin massivst beeinträchtigt.<br />
Eine hoch dosierte medikamentöse<br />
<strong>Therapie</strong> WHO-Stufe III in Kombination<br />
mit hoch dosierten Koanalgetika und auch<br />
invasive Verfahren in Form von Nervenblockaden<br />
konnten keine zufriedenstellende Analgesiesituation<br />
herstellen. Durch die intrathekale<br />
Morphinapplikation konnte eine gute <strong>Schmerz</strong>beeinflussung<br />
erzielt werden. Sowohl der Dauerschmerz<br />
als auch die <strong>Schmerz</strong>attacken<br />
wurden gelindert, sodass die Lebensqualität<br />
der Patientin erheblich gesteigert werden<br />
konnte. Die begleitete Überleitung vom stationären<br />
Setting in die häusliche Umgebung mit<br />
einem entsprechend geschulten Pflegedienst<br />
war wichtig, um Ängste aufseiten der Patientin<br />
zu vermeiden und somit das Behandlungsergebnis<br />
zu erhalten. ■<br />
Thomas Cegla und Ute Mückshoff,<br />
Wuppertal<br />
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