Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
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09. JULI - 11. AUGUST 2006 KASSELER KUNSTVEREIN SEITE 119<br />
Robert Elfgen, brüderungewiss, Installation, 2006<br />
Für die ausstellenden Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler<br />
war es vor Jahren das Cusanuswerk, das sie mit<br />
„Lieber Friedrich,“ angeschrieben haben, um sich<br />
für ein Stipendium zu bewerben. Neben der fi nanziellen<br />
Unterstützung wurde den Stipendiatinnen<br />
<strong>und</strong> Stipendiaten ein umfangreiches Bildungsprogramm<br />
zuteil. Diese Bildungsveranstaltungen<br />
forderten dazu auf, Position zu beziehen <strong>und</strong> die<br />
eigene Überzeugung <strong>und</strong> Leidenschaft nicht zu<br />
verstecken. Die Herausforderung des interdisziplinären<br />
Gesprächs aller Studierenden bestand<br />
darin, die leisen Töne ebenso zur Geltung zu<br />
bringen wie die raumgreifende Geste. Jetzt sind<br />
sie in der sechsten Abschlussausstellung im fünfzehnten<br />
Jahr der Künstlerförderung mit dabei.<br />
Sie haben die Ausstellung selbstständig kuratiert<br />
<strong>und</strong> gemeinsam den Katalog gestaltet. Wie das<br />
Komma gleichwertige Hauptsätze voneinander<br />
trennt, stehen die einzelnen künstlerischen Positionen<br />
eigenständig nebeneinander, ohne ihre Bezüge<br />
verleugnen zu wollen.<br />
Und alle dürfen hoffen, dass die Förderung vielleicht<br />
doch noch nicht zu Ende geht. Denn zugleich<br />
wird im Rahmen dieser Ausstellung das<br />
weiterführende Georg-Meistermann-Stipendium<br />
Stefan Silies, Der verzauberte Leutnant<br />
(Ausschnitt), Collage, 2006<br />
verliehen. Es ermöglicht ihnen, unmittelbar nach<br />
Abschluss ihres Studiums zwei Jahre lang intensiv<br />
weiter zu arbeiten <strong>und</strong> den Einstieg in die<br />
Selbstständigkeit vorzubereiten. Das Stipendium<br />
umfasst zudem die Finanzierung einer Einzelausstellung.<br />
Wer das weiß, mag ins Träumen geraten – so wie<br />
manch einer der hessischen Soldaten damals naiv<br />
von den Sternen geträumt hat, wie sie die Amerikanische<br />
Flagge dann zierten. Nach diesen Sternen<br />
greifen noch heute so viele Flüchtlinge an<br />
den gut bewachten amerikanischen Grenzen. Und<br />
mit ihnen „Der verzauberte Leutnant“ von Stefan<br />
Silies, der seine „Sockenpuppen“, die „Live-<br />
Socks“, von ihrer selbst gebastelten Sternwarte<br />
aus die Himmelskörper beobachten lässt. Sie stellen<br />
sich vor, was sie dort erwarten könnte <strong>und</strong><br />
schicken ihren Besten los, nachzuschauen. Zwischen<br />
Himmel <strong>und</strong> Erde bleiben sie hängen, funken<br />
zur Erde, dass sie nicht näher herankämen.<br />
Dann sind sie nicht mehr zu verstehen … „Hallo,<br />
lieber Friedrich, ...“ Leider gehört der Zwehrener<br />
Turm, der als Wehrturm <strong>und</strong> einstiges Stadttor<br />
den Schliff der mittelalterlichen Stadtfestung<br />
überdauerte <strong>und</strong> in das Fridericianum integriert<br />
wurde, nicht zu den Räumen des <strong>Kunstverein</strong>s.<br />
Ich hätte ihn gern Stefan Silies zur Verfügung gestellt,<br />
denn er war lange Zeit fürstliche Sternwarte,<br />
deren Gerätschaften noch heute im Technikmuseum<br />
zu besichtigen sind.<br />
Interessant, auch Luka Fineisen arbeitet an diesem<br />
Thema. „Ich würde gerne eine Sternschnuppe<br />
aus Wasser zeigen, die in längeren Abständen<br />
von einem Metallbehälter (mit Alustangengestellen<br />
erhöht) in einen anderen (noch höher erhöht)<br />
springt.“ Per weitergeleiteten Mails hat der<br />
<strong>Kunstverein</strong> die Planung der Ausstellung verfolgen<br />
können. Die Präsentation der vorbereiteten<br />
Ellen Berendes, Waiter 2, Installation, 2006<br />
Arbeiten am ersten Tag des Aufbaus wird für sie<br />
– wie für alle anderen auch – eine große Überraschung,<br />
ein Geschenk. Mitmischen wollten sie<br />
noch nicht, sondern nur erwartungsvoll zurückschreiben:<br />
Kassel, den 6. Juni 2006<br />
Liebes Mariechen <strong>und</strong> all Ihr anderen<br />
Stipendiatinnen <strong>und</strong> Stipendiaten,<br />
herzlich willkommen im Fridericianum<br />
<strong>und</strong> dem Kasseler <strong>Kunstverein</strong>.<br />
Bernhard Balkenhol