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Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel

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le Sonne (als Wandbild) – von einer Collagenkonstellation<br />

überragt, die populistische Eye-<br />

Flies, verlorene Wahrheiten, Politiker <strong>und</strong> gekippte<br />

Machtspiele in den Museumsraum schleudert.<br />

Jede Collage erzeugt eine eigene, vorübergehende<br />

Erzählung aus Zeitungs-, Pappe- <strong>und</strong> Illustriertenausschnitten,<br />

die im ureigenen „Appropriarranging“-Stil<br />

der Künstlerin gestaltet<br />

sind. „Appropriarranging“ – eine Zusammensetzung<br />

aus „Appropriation“ (Aneignung) <strong>und</strong> „Arranging“<br />

(Anordnen) – ist eine Art handwerkliche<br />

Sinnproduktion, die als „Aneignung der Welt, so<br />

wie ich sie anordnen kann“, defi niert werden<br />

könnte. Die ausgestellten Collagen stammen aus<br />

verschiedenen Werkserien der Künstlerin. Parliament<br />

contra Ships (Parlament gegen Schiffe),<br />

zum Beispiel, stammt aus einer Reihe, in welcher<br />

die Schifffahrt den neoliberalen Wirtschafts-<br />

wind, der um die Welt weht, symbolisiert. Eel of<br />

Unfortune (Aal des Unglücks) <strong>und</strong> Dawn upon<br />

Europe (Morgendämmerung über Europa) befassen<br />

sich zusammen mit der Collage, die der Installation<br />

ihren Titel gibt When You Light a Lantern<br />

in Summernight Strange Things Come Flying<br />

unmittelbar mit der populistischen Welle, auf<br />

der sich europäische Parlamente gegenwärtig<br />

wiegen. Parliament (Stop Woman) (Parlament<br />

(Halt Frau)) könnte als Sinnbild für Roepstorffs<br />

feministisches Anliegen verstanden werden.<br />

Lucas Ajemian, USA (*1975). Um zum Ausgangspunkt<br />

dieses Artikels zurückzukommen,<br />

kommentiert der Künstler Lucas Ajemian sein<br />

Musikstück Out of Nowhere/From Beyond (Von<br />

nirgendwo/von jenseits), welches das Black-Sabbath-Lied<br />

Into the Void rückwärts spielt: „Einige<br />

Dinge, die ich in den letzten Jahren gemacht habe,<br />

03. JUNI - 16. JULI + 02. - 17. SEPT 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEIT<br />

Aal des Unglücks<br />

Ján Mancuška, A Fragment of asynchronised History: Jana’s Story 1/2, 2004, Courtesy Andrew Krebs Gallery<br />

sind appropriativ <strong>und</strong> haben mit „De-Artikulationen“,<br />

wie ich sie nenne, zu tun. Im Gr<strong>und</strong>e ist<br />

das Projekt Out of Nowhere/From Beyond der<br />

Versuch, ein neues Musikstück zu schaffen, das<br />

sich allerdings von einem bestehenden ableitet;<br />

aber in dieser Hinsicht empfand ich es als witzig,<br />

das Vorhaben im Sinne einer globalisierten Folk-<br />

Tradition anzugehen. Die Idee stammt eigentlich<br />

vom Lied selbst. Es ist wohl eines der coolsten<br />

Black Sabbath Lieder, die es gibt, <strong>und</strong> sein Thema<br />

ist riesig <strong>und</strong> mahnend <strong>und</strong> letzten Endes vollkommen<br />

utopisch. Und dann gibt es den Titel<br />

INTO the Void – „INS Nichts“ – eine Art Drang<br />

ins Unwahrnehmbare <strong>und</strong> zu einem unbekannten<br />

Ort/Nichtort, den man nicht erleben kann – dann<br />

habe ich mir vorgestellt, wenn man die Richtung<br />

des Lieds umdreht, hätten wir eine orphische<br />

Rückkehr. Ich habe mir auch die Arbeit von Yves<br />

Klein angeschaut <strong>und</strong> sein Werk Theatre of the<br />

Void – in welchem er einen Tag im Jahre 1960 zu<br />

einer diffusen, in einer „S<strong>und</strong>ay“ genannten Zeitung<br />

diesen Datums dokumentierten Darbietung<br />

des Alltags erklärte. Irgendwie sind Aufnahmen<br />

von Black Sabbath, Judas Priest oder Led Zeppelin<br />

dazu bestimmt, rückwärts gespielt zu werden<br />

– das war so eine Sache mit den Hard-Rock-<br />

Gruppen jener Zeit <strong>und</strong> dem Reiz, den das Okkulte<br />

auf die Popkultur ausübt <strong>und</strong> auch der Verfolgungswahn<br />

einer korrupten Jugend, der unterschwelligen<br />

Botschaften – es ist als ob es einen<br />

inhärenten Glauben an eine wie auch immer gestalteten<br />

geheimen, fragwürdigen Kodex gäbe.“<br />

Kuratiert von Solvej Helweg Ovesen

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