Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
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JUNI 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEITE 87<br />
Stimmen über die Ausstellung bereits im Vorfeld<br />
ausschließen.<br />
Erstaunt, weil diese Frage doch zeigt, wie tief –<br />
<strong>und</strong> oft zu Recht tief – das Misstrauen in die Unabhängigkeit<br />
von Medien heute ist. Was für manche<br />
der Hochglanzpostillen gelten mag, dass es<br />
da einen ganz intimen Zusammenhang zwischen<br />
den Marktkräften, die sie fi nanzieren <strong>und</strong> dem<br />
Inhalt, den sie spiegeln gibt, gilt für die am Zeitschriftenprojekt<br />
beteiligten Medien nicht. Ein<br />
ganz wichtiges Auswahlkriterium war eben diese<br />
Unabhängigkeit. Die hätten die zu verlieren. Über<br />
die Themen der Ausstellung lokal nachdenken<br />
<strong>und</strong> über die Realisierung <strong>und</strong> die Vorbereitung<br />
der Ausstellung zu schreiben sind zwei verschiedene<br />
Dinge. Mich erstaunt diese Corporate oder<br />
Corps-Geist-Annahme von automatischer innerer<br />
Zensur, die kurzschließt, dass man das nicht kritisieren<br />
kann, woran man teilnimmt.<br />
Ist über die Ausstellungsdauer der documenta<br />
12 hinaus geplant, dieses Zeitschriftenprojekt<br />
in irgendeiner Form fortzusetzen? Wenn ja, wie<br />
kann diese Zusammenarbeit im Anschluss aussehen?<br />
Das liegt in den Händen der beteiligten Zeitschriften.<br />
Wir werden die Werkzeuge, die wir für<br />
Das liegt dann in den<br />
Händen der beteiligten<br />
Zeitschriften<br />
die Redaktionsarbeit entwickelt haben, unter anderem<br />
ein vielsprachiges Online-Redaktionssystem<br />
in die Hände der Redaktionen geben, die<br />
dann darüber entscheiden können, wie sie diese<br />
benutzen. Wenn sich darüber hinaus bestehende<br />
Verbindungen stärken <strong>und</strong> neue Kontexte überschreitende<br />
Beziehungen zwischen den Beteiligten<br />
entstehen, dann hat das Projekt auch nachhaltig<br />
Sinn gemacht.<br />
Georg Schöllhammer (*1958)<br />
Redakteur, Autor <strong>und</strong> freier Kurator, lebt <strong>und</strong><br />
arbeitet in Wien.<br />
Chefredakteur der von ihm 1995 mitbegründeten<br />
Zeitschrift springerin - Hefte für Gegenwartskunst.<br />
Schöllhammer war 1988 bis 1994 Redakteur<br />
für bildende Kunst der Tageszeitung Der<br />
Standard <strong>und</strong> ab 1992 Gastprofessor für Theorie<br />
der Gegenwartskunst an der Universität für<br />
künstlerische <strong>und</strong> industrielle Gestaltung, Linz.<br />
Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu<br />
Gegenwartskunst, Architektur <strong>und</strong> Kunsttheorie.